Florence Knoll wird 100

Self made woman

Jenny Keller
24. Mai 2017
Florence Knoll und Hund Hero. Bild: Courtesy of Knoll, Inc.

Florence Knoll ist am 24. Mai 1917 als Tochter eines Bäckers aus der Schweiz oder Deutschland mit Mädchennamen Schust im US-Bundesstaat Michigan geboren. Florence Schusts Eltern starben früh. So wurde sie ab 1932 Internatsschülerin an der Kingswood Mädchenschule in Bloomfield Hills, Michigan. Auf dem Gelände des Schulkomplexes befand sich auch die Cranbrook Academy of Art, die sich unter der Leitung von Eliel Saarinen, dem Vater von Eero, zum Zentrum für Architekten und Künstler der Moderne entwickelte. Die Saarinens nahmen das begabte Mädchen in ihre Familie auf und nahmen es mit in die Ferien nach Europa.

Ihre Mentoren (neben den Saarinens auch die Architektin Rachel de Wolfe Raseman) halfen Florence, den Grundstein für ihre bemerkenswerte Karriere zu legen: Von 1928 bis 1939 war sie an der AA in London, wo sie vom international Style von Le Corbusier stark beeinflusst worden ist. Mit Empfehlungen von Eliel Saarinen und Alvar Aalto studierte Florence danach unter Walter Gropius, Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe am MIT in Cambridge, Massachusetts.

1941 zog Florence nach New York, arbeitete im Architekturbüro von Marcel Breuer und Walter Gropius, danach im Studio von Max Abramovitz und Wallace K. Harrison, die sich in den 1930er-Jahren beim Bau des Rockefeller Centers profiliert hatten. Männliche Vorurteile in den Architekturbüros führten dazu, dass Florence Knoll mit der Innenraumgestaltung betraut wurde. Parallel arbeitete sie  als selbstständige Architektin und lernte im Rahmen ihrer Arbeit ihren zukünftigen Eheman Hans Knoll kennen, der gerade seine Möbelfirma gründete. Mit Florence’ Gestaltungssinn und Hans' Unternehmergeist wuchs die Firma zu einer internationalen Grösse in Sachen Stil und Design heran. Sie heirateten 1946 und Florence wurde eine gleichberechtigte Geschäftspartnerin der Firma Knoll Associates. In dieser Rolle engagierte sie für Knoll auch ihre Freunde Eero Saarinen, Harry Bertoia und Mies van der Rohe als Designer.

​Mit dem Knoll Planning Unit definierte Florence den Standard für moderne Büroeinrichtungen im Nachkriegsamerika. Sie entwarf aber auch für die Möbelfirma und nannte ihre Möbel bescheiden die «Stärkebeilage» zu den herausragenden Entwürfen von Bertoia, van der Rohe (Knoll produziert den Barcelona Chair) oder Noguchi. Die Bescheidenheit war Fehl am Platz, denn nach dem tragischen Unfalltod von Hans Knoll 1955 führte sie die Firma als Präsidentin und Head of Design alleine. 2002 wurde ihr die National Medal of Arts vom Weissen Haus verliehen. Wir gratulieren zu einer beachtlichen Karriere und zum hundertsten Geburtstag!

www.knoll.com/designer/Florence-Knoll

Florence Knoll. Bild: Courteasy of Knoll, Inc.

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