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Jenny Keller
10. Mai 2017
Installationsansicht von Carol Boves Skulpturen in «Women of Venice» im Schweizer Pavillon an der 57. Kunstbiennale von Venedig, 2017. Bild: Courtesy of the artist, David Zwirner New York/London, Maccarone New York/Los Angeles

Alberto Giacometti ist ohne Zweifel einer der einflussreichsten Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts. Umso mehr erstaunt seine Absenz im Schweizer Pavillon in Venedig. Selbst als sein Bruder Bruno 1952 den neuen Schweizer Pavillon erstellt hat, lehnte der Künstler eine Ausstellungseinladung dankend ab. Stattdessen schlug er einen anderen Künstler vor.

Die Bemühungen der offiziellen Schweiz, ihn nach Venedig einzuladen, blieben ohne Erfolg. Giacometti verstand sich schon früh als internationaler Künstler und verweigerte sich als solcher konsequent einer nationalen Vereinnahmung. 1956 präsentierte er dann im französischen Pavillon die aus Gips gefertigte Figurengruppe «Femmes de Venise».

Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Büste 2017 im Schweizer Pavillon an der Kunstbiennale 2017. Courtesy the artists, Tanya Bonakdar Gallery, New York und Lora Reynolds Gallery, Austin. Bild: Ugo Carmeni
Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Büste 2017 im Schweizer Pavillon an der Kunstbiennale 2017. Courtesy the artists, Tanya Bonakdar Gallery, New York und Lora Reynolds Gallery, Austin. Bild: Ugo Carmeni

Der Kurator Philipp Kaiser hat für die Ausstellung «Women of Venice» im Schweizer Pavillon an der Kunstbiennale 2017 die Künstlerin Carol Bove sowie das Künstlerpaar Teresa Hubbard / Alexander Birchler eingeladen, sich mit dem Erbe und dem Kosmos Alberto Giacomettis auseinanderzusetzen. Mit der Ausstellung will Kaiser nationalstaatliche Identitätskonzepte und kulturpolitische Kontexte reflektieren.

Das schweizerisch-amerikanische Künstlerpaar Teresa Hubbard / Alexander Birchler zeigt im Malereisaal die doppelseitige Filminstallation «Flora». Sie basiert auf der Geschichte der unbekannten, amerikanischen Künstlerin Flora Mayo, die in den 1920er-Jahren zeitgleich mit Giacometti in Paris studiert hat und dessen Geliebte war. Fiktive und dokumentarische Szenen werden verknüpft und vermitteln Flora Mayos bisher unbekanntes Leben und Werk – und lassen ihren Sohn zu Wort kommen. Im benachbarten Grafiksaal präsentieren Hubbard / Birchler ihre zweite Arbeit «Bust», eine Rekonstruktion und Reinszenierung von Flora Mayos zerstörter Porträtbüste von Giacometti, die einzig einer verschollenen Fotografie ihr Überleben verdankt.

Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Flora 2017, Film still. Synchronisierte, doppelseitige Filminstallation mit Ton, dreissig Minuten. Bild: Courtesy the artists, Tanya Bonakdar Gallery, New York und Lora Reynolds Gallery, Austin
Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Flora 2017, Synchronisierte, doppelseitige Filminstallation mit Ton, dreissig Minuten. Installationsansicht aus dem Schweizer Pavillon an der Kunstbiennale Venedig. Courtesy the artists, Tanya Bonakdar Gallery, New York und Lora Reynolds Gallery, Austin. Bild: Ugo Carmeni

Die in Genf geborene, amerikanische Künstlerin Carol Bove bringt die zweite künstlerische Position im Schweizer Pavillon ein. Für die Ausstellung im Schweizer Pavillon nimmt Bove Giacomettis Figurenkonstellationen als Ausgangspunkt. Gewissermassen als Antwort auf Alberto Giacomettis Abwesenheit im Schweizer Pavillon hat Bove mit «Les Pléiades» eine neue Gruppe von sieben Skulpturen geschaffen, die sich auf das späte figurative Werk des Künstlers bezieht und die im Hof des Pavillons gezeigt werden.

Installationsansicht von Carol Boves Skulpturen in «Women of Venice» im Schweizer Pavillon an der 57. Kunstbiennale von Venedig, 2017. Bild: Courtesy of the artist, David Zwirner New York/London, Maccarone New York/Los Angeles
Installationsansicht von Carol Boves Skulpturen in «Women of Venice» im Schweizer Pavillon an der 57. Kunstbiennale von Venedig, 2017. Bild: Courtesy of the artist, David Zwirner New York/London, Maccarone New York/Los Angeles

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