Neues aus dem Bäderquartier

Manuel Pestalozzi
24. September 2017
Drei Kurhäuser vereint zur RehaClinic: Der Verenahof (links) und der Bären (rechts) werden das Gegenüber des Thermalbads von Mario Botta sein. Bilder: Manuel Pestalozzi

Das historische Bäderquartier an der laut tosenden Limmat tastete sich bisher eher zögerlich seiner Zukunft entgegen. Seit Mario Botta den offenen Wettbewerb gewonnen hat, sind acht Jahre vergangen. Zahlreiche Hürden musste Vorhaben nehmen, wiederholt gab es Verzögerungen. Doch langsam erkennen die Verantwortlichen das Licht am Ende des Tunnels. Das war die Kernbotschaft, die das Publikum am 21. September im adrett angejahrten historischen Atrium Hotel Blume am Kurplatz zu hören bekam.
 
Die Abbrucharbeiten auf den Baufeldern 1 und 2, direkt an der Limmat, sind weitgehend abgeschlossen, das Terrain ist für das Thermalbad und das Wohn- und Ärztehaus von Mario Botta vorbereitet. Hauptthema der Veranstaltung war das Baufeld 3, das so genannte Verenahof-Geviert. Es liegt ebenfalls am Kurplatz und kann als Herz des Quartier bezeichnet werden. Seine Zukunft heisst RehaClinic, und die historische Bausubstanz soll so weit wie möglich erhalten bleiben. «Wir wollen das Erbe gestalten und im Bad erlebbar machen», fasste Rainer Blaser, Mitglied des Verwaltungsrats Verenahof AG und Direktor Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden, die Absichten der Bauherrschaft zusammen. Auch die zahlreichen behördlichen Auflagen haben wohl das ihre beigetragen, um das Vorgehen auf diesem Baufeld in die eingeschlagene Richtung zu lenken.
 
Das Geviert besteht aus einem spannenden Konglomerat von Kurhäusern, die sich ineinander verkrallt haben: der Verenahof, der Ochsen und der Bären. Das anregende Pastiche, das in früheren Zeiten aus noch mehr Etablissements bestand, verfügt im Kellergeschoss über verschiedene Quellen und wie das Hotel Blume über Lichthöfe, welche die hohe bauliche Dichte überhaupt möglich machten. Die RehaClinic soll nun in diese Struktur eingefügt werden, ohne dass sich das äussere Erscheinungsbild gross ändert. Die unglaublich komplexe Aufgabe übertrug die Bauherrschaft Architekt Christian Lang-Sandholzer und seiner Villa Nova Architekten AG. Der Basler ist sowohl vertraut mit dem Bauen im Bestand als auch mit der Gastronomieplanung.

Der Bären und der Ochsen grenzen an die Bäderstrasse.

Etage um Etage erläuterte Christian Lang-Sandholzer mit Grundrissen den Nutzungs-Mix, der auch einige kleine Lokale im Erdgeschoss und ein Teil mit Arztpraxen umfasst. Eine grosse Herausforderung ist der Elefantensaal im ersten Obergeschoss des Verenahofs. Dieser muss nämlich erhalten bleiben. Die Bauherrschaft, die deshalb 10 Zimmer opfern muss, möchte ihn auch für Fremdnutzungen, Bankette oder Hochzeiten (Elefanten-Hochzeiten, womöglich), zur Verfügung stellen können. Dieser Wunsch muss mit den Anforderungen des Reha-Betriebs in Einklang gebracht werden. Man will auch einen öffentlichen Zugang zu den Quellen gewähren. Ein interessantes Detail betrifft der Teil mit den Praxen im Ochsen. Die Patienten werden im schmucken Hesse-Zimmer auf ihre Behandlung warten -  der Autor soll über 30-mal zur Kur in Baden gewesen sein.
 
Auf allen drei Baufeldern des Bäderquartiers soll die Realisierung gleichzeitig in Angriff genommen werden. Man rechnte mit einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren. Als Generalunternehmung ist HRS engagiert. Aus den Erläuterungen liess sich schliessen, dass man sich im Baufeld 3 behutsam vorantasten möchte. Es ist eine unglaublich spannende Sanierungsaufgabe, die auch wertvolle Hinweise zum verdichteten Bauen liefern könnte. Denn dichter als es hier im 19. Jahrhundert am Limmatufer geschehen ist, geht es eigentlich kaum mehr.

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