Platin aus Amerika

Manuel Pestalozzi
11. März 2016
Bild: Radek Brunecky, Zürich

Das Architekturbüro aus Zürich sieht in LEED auch ein Qualitätsmerkmal für die eigene Leistung. Bei Theo Hotz Partner ist man stolz darauf, dass SkyKey, wie sie vermelden, zu den wenigen Hochhäusern weltweit gehören, die die strengen Kriterien des internationalen Nachhaltigkeitslabels erfüllen.
 
Das Akronym steht für «Leadership in Energy and Environmental Design», das so benannte Zertifikat wird von den Amerikanern, genauer dem US Green Building Council, vergeben. LEED hat sich international als Klassifizierungssystem für nachhaltige Gebäude etabliert. Hierzulande scheint vor allem bei Geschäftsbauten, die eine globale Kundschaft ansprechen sollen, LEED auf dem Weg zum «Must» zu sein, noch ist in Erinnerung, dass der Prime Tower aufgrund der Wünsche potenzieller Mieter während der Realisierungsphase auf ein LEED Niveau getrimmt werden musste.
 
LEED ist nicht gleich LEED: Wie im Sport kann man hier noch mehr brillieren als die Konkurrenz. War es beim Prime Tower LEED Gold, ist das Büro- und Geschäftshaus SkyKey in Zürich-Nord nach LEED-NC v2009 zertifiziert und mit «Platinum – New Construction» für Grund- und Mieterausbau ausgezeichnet. Es geht gewissermassen um Pflicht und Kür: Im Punktesystem konnte der Bau insgesamt 90 Punkte verbuchen. Bewertet wurden nachhaltige Standortentwicklung, Wassereffizienz, Energie und Luftqualität, Materialien und Ressourcen, Arbeitsplatzqualität und Innenausbau sowie Innovation und Design. SkyKey erreicht, so teilt uns Theo Hotz Partner AG mit, in allen Bereichen nahezu die höchstmögliche Bewertung.
 

Bild: Steiner AG

Nahezu alle Räume sind mit modernster LED-Leuchttechnik ausgestattet, welche in Abhängigkeit zu Tageslicht und Präsenz gesteuert wird. Bis zu 40 Prozent Trinkwasser lässt sich einsparen – dank speziellen Spar-Armaturen und einem 100‘000 Liter-Regenwassertank für die Toilettenspülung. Eine spezielle Absorber-Technologie wandelt Fernwärme in Kälte um und versorgt damit die in den Büroflächen befindlichen Hybridkühldecken. Die restliche Wärme wird für die interne Trinkwasseraufbereitung und die Wärmeversorgung des benachbarten Wohngebäudes G3 benutzt.
 
Hochwertige Nutzflächen konnten dadurch gewonnen werden, dass jeder Arbeitsplatz mit einer Glasfaseranbindung versehen ist. Bei der Auswahl der Materialien wurde speziell auf eine regionale Priorität und ein möglichst hohes Mass an Recyclinganteilen geachtet. Tageslicht für alle Arbeitsplätze und Sitzungszimmer tragen ebenso zu einer guten Innenraumqualität bei wie die CO2-gesteuerten Klimaanlagen und die Möglichkeit einer natürlichen Belüftung über Lüftungsflügel in der Fassade.

Eine weitere Besonderheit des innovativen Konzeptes von SkyKey: Jeder Arbeitsplatz, sowie jede einzelne Zone innerhalb der Bürowelt, kann spontan und ohne grossen baulichen Aufwand so umgestaltet werden, dass eine Anpassung an die jeweilig neu gewünschte Situation möglich ist. Hierfür haben die Architekten gemeinsam mit dem Mieter das mietereigene Arbeitsplatzkonzept «Dynamic Working WAVE» zu einem kompletten Bürodesign- und Möblierungskonzept erweitert und in den baulichen Schnittstellen optimiert. Diese neuartige Entwicklung wurde auch im LEED-Prozess als Innovation positiv bewertet.
 
Bleibt die Frage: Fördert LEED «gute Architektur»? Sie greift wohl etwas zu kurz. Die aufgeführten Massnahmen sind teilweise zwar durchaus wahrnehmbare Qualitäten des Entwurfs, auch in räumlicher Hinsicht. Viele befinden sich aber im Verborgenen und betreffen den Bereich Haustechnik. Es wäre schön, wenn es den Entwurfsarchitekten überlassen werden kann, die ganz verschiedenen Bereiche, in denen man LEED-Punkt sammeln kann, zu orchestrieren. Denn sie sollten es ja am besten wissen, dass gute, nachhaltige Bauten mehr sein müssen als das Resultat einer ehrgeizigen Jagd nach Punkten.

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