Pritzker-Preis geht an verstorbenen Frei Otto

Jenny Keller
11. März 2015
Zeltdach des Münchner Olympia-Stadions. Bild: © Atelier Frei Otto Warmbronn

Die Jury soll sich einig gewesen sein, dass der deutsche Frei Otto ein Vorbild für kommende Architektengenerationen (gewesen) sei: «Otto war ein Architekt, Visionär, Utopist, Ökologe, Poinier in Sachen Leichtmaterialien, Schützer natürlicher Ressourcen und er arbeitete vorbildlich mit anderen Architekten, Ingenieuren oder Biologen zusammen.» Frei Otto konnte die frohe Botschaft früher dieses Jahr zum Glück noch zu Lebzeiten mitgeteilt werden, freuen sich die Verantwortlichen des Pritzker-Preises, die damit den zweiten deutschen Architekten (nach Gottfried Böhm 1986) mit diesem ehrenvollen und hoch dotierten Preis auszeichnen. Es ist auch das erste Mal, dass der Preis, es werden 100'000 US-Dollar ausgeschüttet, posthum verliehen wird.

Als sich 2013 Denise Scott Brown öffentlich und mit viel Resonanz darüber beklagte, dass nur ihr Ehemann und Geschäftspartner Robert Venturi 1991 mit dem Preis geehrt wurde, liess die Pritzker-Jury verlauten, man ändere erstens nichts an getroffenen Entscheidungen und ehre grundsätzlich noch lebende Architekten mit dem Preis. Frei Otto hätte man bestimmt auch schon einige Jahre früher auszeichnen können – so bleibt die Vermutung, dass der Entscheid eventuell auch nur ein Versäumnis der Pritzker-Jury nacholt. Der überraschende (?) Tod des immerhin 90-jährigen Frei Otto führte dazu, dass die Hyatt-Foundation die den Preis vergibt, die Nominierung in einer Eilmeldung bekanntgeben musste. Die NZZ schreibt, Frei Otto habe gesagt, er wolle mit dem Geld «neue Gebäudetypen entwickeln, die armen Menschen in Katastrophengebieten helfen.»

Wir hoffen, es gibt Weggefährten und Architekten in Ottos Fussstapfen, die das in seinem Namen tun werden und merken an, dass man bei der Pritzker-Preis-Jury in Zukunft nach jüngeren Preisträgern und auch Preisträgerinnen Ausschau halten sollte, die mit dem Preisgeld zu Lebzeiten noch etwas anfangen können.

Biographie und Werkverzeichnis von Frei Otto: www.pritzkerprize.com/laureates/2015

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