Sinn und Unsinn von Holzhochhäusern

Manuel Pestalozzi
21. Juni 2016
Das Holzhochhaus «Treet» steht am Puddefjord, gegenüber dem Zentrum der Stadt Bergen, der zweitgrössten Stadt Norwegens. Bild: bob.no

In der norwegischen Stadt Bergen ist vor Weihnachten 2015 das derzeit höchste Holz-Wohnhaus der Welt mit Namen «Treet» (Baum) nach 15 Monaten Bauzeit ab Fundament eingeweiht worden, berichtet Lignum, Holzwirtschaft Schweiz. Bauherrin war die Baugenossenschaft Bergen og Omegn Boligbyggelag (BOB), die Architektur ist von Artec AS, NO-Laksevåg/Bergen. «Treet» ist 51 Meter hoch und zählt 14 Geschosse mit 64 Wohneinheiten. Andere wollen, so weiss Lignum, noch höher hinaus. In der Seestadt Aspern nördlich von Wien werden 84 Meter angepeilt. Allerorten ist Dichte angesagt – weshalb nicht Dichte in Holz? Angesichts des hohen Materialeinsatzes für Hochhäuser könnte man in ihnen doch verstärkt das nachwachsende, CO2-speichernde Material nutzen?
 
Holzbauingenieur Stefan Zöllig zeigt sich immun gegen das Holzhochhaus-Fieber. «Die grosse Masse der Holzanwendung liegt nicht in der Höhe, sondern in der Breite», lautet seine Einschätzung. Zum aktuellen Minihype meint er: «Nach unserer Sicht sind Hochhäuser in Holz ein Ikonenmarkt, der zwar interessant, aber in der Masse untergeordnet bleiben wird. Es wird mehr Hochhäuser in Holz geben. Die Grenze ist mit zehn Geschossen noch längst nicht erreicht. Doch ab der Hochhausgrenze von 30 Metern, das heisst bei rund zehn Geschossen, steigt der Aufwand für Brandschutz und Erschliessung sprunghaft an. Erst bei mehr als etwa 16 Stockwerken zahlt sich der Mehraufwand netto pro Geschoss wieder aus.»

Die Höhe des Baus wird durch die unmittelbar benachbarte Puddefjord Brücke relativiert. Bild: sustainablebuilding.info

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