Teatro dell’architettura für Mendrisio

Manuel Pestalozzi
19. Februar 2018
Der Zentralbau steht zwischen dem Palazzo Turconi und der Bibliothek der USI, der umgebauten Aula von Mario Botta und Aurelio Galfetti. Bild: Enrico Cano

Für den Neubau auf dem Campus etwas oberhalb der Stadt Mendrisio spannte die USI zusammen mit der Fondazione Teatro dell’architettura. Mit diesem ikonenhaften Gebäude, das man aufgrund der klaren geometrischen Form mit ihren Einkerbungen und der bänderartig gegliederten Steinverkleidung als «typischen Botta» zu bezeichnen versucht ist, möchten Universität und Stiftung das Bildungsangebot der Architekturfakultät stärken, insbesondere mit Ausstellungen und Seminaren. Ausserdem soll es auch dem transdisziplinären Charakter der Architekturausbildung Raum und Form geben, denn dieser spielt im Entwurfsprozess eine stetig wachsende Rolle.

Die Dachkonstruktion erinnert im Schnitt entfernt an das «Botta-Zelt» von 1991. Bild: Mario Botta architetti

Lehrvorführungen, nicht Schauspiel
Der Zentralbau besitzt in seinem Inneren einen Zentralraum, der im Grundriss quadratisch ist und über drei Geschosse bis zur zeltartigen Dachuntersicht aufsteigt. Der Begriff «Teatro» leitet sich wie auch die Typologie nicht vom Schauspiel-Theater ab sondern vom Anatomischen Theater, wie es in medizinischen Fakultäten seit rund 200 Jahren bekannt ist: Im Zentrum wird seziert oder demonstriert, das wissbegierige Publikum blickt von den aufsteigenden Rängen auf die Vorgänge hinab und hört mit.
 
Man spricht im Tessin von einem Labor der Ideen und Ereignisse, von einem Ort der Experimente und einem zeitgemässen Resonanzkörper, der kulturelle Tendenzen aufnimmt und weitervermittelt. Die Ebene des Zentralraums liegt auf der Höhe der bergseitigen Eingangsfassade des Palazzo Turconi. Ein Zugangsweg führt seitlich an diesem historischen Gebäude entlang und vorbei an der Bibliothek der Architekturakademie, einem Solitär der ebenfalls von Mario Botta und Aurelio Galfetti ursprünglich als Aula geplant wurde. Das dem Palazzo talseitig leicht vorgelagerte neue Gebäude besitzt auch noch zwei ausgedehnte Untergeschosse, die in den Hang hineingebaut sind und dem kreisrunden Aufbau als Sockel und Terrasse dienen. Der zylindrische Körper hat einen Durchmesser von 27 Metern und bietet eine Fläche von insgesamt rund 3000 m2.

Der quadratische Zentralraum steigt auf bis zum Dach. Bild: Enrico Cano

Die Räume können ganz unterschiedliche Nutzungen und Zusammenkünfte aufnehmen, und zwar nicht nur jene der Universität, der Bau soll aber auch anderen Organisationen zur Verfügung stehen. Das Programm wird von der USI zusammen mit der Stiftung gestaltet. Alle Veranstaltungen sollen dem allgemeinen Publikum zugänglich sein, schliesslich will man ja eine solide Basis bieten für eine kulturelle Auseinandersetzung, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit Anliegen aus der Standortregion.
 
Die Eröffnung der ersten grossen Ausstellung im Teatro dell’architettura ist auf Oktober 2018 geplant. Sie trägt den Titel «Louis Kahn e Venezia» und ist dem bedeutenden amerikanischen Architekten gewidmet.

Eingangsbereich. Bild: Enrico Cano

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