Am Anfang war das Design

World Architects
12. April 2018
Skizze von Arne Jakobsen. Bild: Vola

Im Jahr 1968 lud Vola-Gründer Verner Overgaard den Architekten und Designer Arne Jacobsen ein, gemeinsam mit ihm an einem völlig neuen Designobjekt zu arbeiten. Beide waren begeistert von Handwerkskunst, Modernität, der Bedeutung von Proportionen und dem Wunsch, Dinge bis ins kleinste Detail zu gestalten. Noch heute lebt man bei Vola diese Werte; so geht es nicht um Neuigkeiten um jeden Preis, sondern um die Fortsetzung einer starken Designtradition. Anlässlich der IMM Cologne hatten wir die Möglichkeit mit Birthe Tofting, Director of International Sales, Marketing & HR von Vola, zu reden.
 
World-Architects: Frau Tofting, Vola kennen viele. Uns interessiert, wie Sie zu Vola gekommen sind und wann das gewesen ist.
Birthe Tofting: Ich arbeite seit 33 Jahren bei Vola. Also mein ganzes erwachsenes Leben lang. Ich bin als junge Frau gleich nach der Uni zu Vola gekommen und wurde angestellt von Verner Overgaard. Es war sehr interessant, mit ihm zusammen zu arbeiten, weil er zusammen mit Arne Jacobsen Vola begründet hat.
 
Sind Sie auch Architektin oder Designerin?
Nein, ich habe Sprachen und Handel studiert.
 
Und wie kamen Sie zu ihrem Job? War er ausgeschrieben, oder dachten Sie, das ist eine tolle Firma, für die ich arbeiten will? Oder war es einfach Zufall?
Ja, vielleicht war es Zufall. Denn als junge Frau wollte ich einfach gerne reisen. Und in der Firma gab es ja nur Paul Overgaard und mich in der Export-Abteilung. Ich dachte mir, bei dem Job kann ich die Welt sehen. Wir haben schliesslich die ganze internationale Division aufgebaut.
 
Wie machte man das?
Engagierte Architekten haben die Vertretung gemacht in den verschiedensten Ländern, und wurden die älter, haben wir die Vertretung selbst übernommen. Die Marke und die Werte dahinter müssen dabei stets aufs Neue kommuniziert werden.

Verner Overgaard. Bild: Vola

Auf welche Vola-Produkte schwören Sie persönlich?
KV1, die Küchenarmatur, ist ein Lieblingsprodukt von mir. Man sieht den goldenen Schnitt darin sehr gut, und ich finde, dieser macht die Ästhetik des Produkts aus. Diese Armatur habe ich in gebürstetem Edelstahl, denn das Material entspricht den Vola-Werten. Als Arne Jacobsen 1961 die Armaturen für die dänische Nationalbank machen sollte, wollte er einen sehr industriellen Look kreieren. Er hätte gerne eine Oberfläche ähnlich wie Beton gehabt, aber das konnten wir damals nicht machen. So wurden die Armaturen eingefärbt in einem leichten Grau, aber wenn wir damals schon die Möglichkeit des gebürsteten Edelstahls gehabt hätten, hätte ihm das sicher sehr gefallen.
 
Wie viele Personen kümmern sich bei Vola ums Design?
Es gibt einen Produktausschuss. Seit Anfang an war das Design das Allerwichtigste in der Firma. Seit Jahrzehnten haben wir diesen Produktausschuss, dem die Gebrüder Overgaard, meine Person und die technische Leitung beiwohnen. Hier werden die Entscheidungen getroffen. Nur zum Sagen: 80 Prozent aller Vorschläge werden abgelehnt.
 
Mittlerweile haben wir Produkte auch wieder aus dem Sortiment genommen, denn Anfang der 1980er-Jahre ist alles ein wenig schnell gegangen, und man hat sehr viele Produkte auf den Markt gebracht. Link Arkitektur, früher Aarhus Arkitekterne, die heute für das Design zuständig sind, haben sich mit der DNA aller Vola-Produkte auseinandergesetzt. Sie haben alle Biegungen vermessen und die Proportionen studiert, sodass wir nun einen guten Fundus haben – und wissen, was Vola ist, und was Vola nicht ist.

Produktbild von Vola mit der Küchenarmatur KV1 in gebürstetem Edelstahl. Bild: Vola

Wie sehen denn die Verkaufskanäle aus?
Das variiert von Land zu Land. Unser Ziel ist es, die 100 besten Architekturbüros der Welt zu kennen und mit ihnen zu arbeiten. Das macht uns erfolgreich. Europäische Architekten bauen mittlerweile in Asien – und wir gehen mit.
 
Gibt es weitere Strategien, «fremde» Märkte zu erobern?
Der grösste Teil unseres Verkaufs geschieht in Europa. Und darüber sind wir sehr froh. Doch im Moment investieren wir in Asien und in Australien, dieses Jahr werden wir einen Showroom in Melbourne eröffnen, in Shanghai haben wir bereits einen.
 
Das Vola-Design ist ja unangefochten einzigartig. Hat man sich schon einmal überlegt, etwas Anderes zu designen? Zum Beispiel Kleider oder Autos?
Nein. Überhaupt nicht.
 
Möbel?
Nein, da sind wir sehr fokussiert. Wir machen nur Armaturen und Zubehör für Bad oder Küche.

Birthe Tofting von Vola und Renato Turri von World-Architects auf der IMM Cologne. Bild: Vola

Zum Abschluss eine wichtige, wenn auch zum Teil etwas abgenutzte Frage: Was ist die Philosophie von Vola in Sachen Nachhaltigkeit?
Die Philosophie von Vola ist, dass wir Produkte von hoher Qualität herstellen, deren Design zeitlos, ja generationenübergreifend ist. Man wirft eine Vola-Armatur nicht weg. Eine Billig-Armatur, die man nach einigen Jahren wegwerfen muss, ist hingegen nicht ressourcenschonend. Wasserregler sind mittlerweile auch in allen Armaturen Standard, sodass der Verbraucher oder der Bauherr selbst entscheiden kann, ob und wieviel Wasser er sparen will.
 
Ich bin der Meinung, es ist wichtig, in Qualitätsprodukte zu investieren. Es geht nicht für die Welt als solche, dass massenhaft produziert und danach weggeworfen wird. Wir alle sollten in weniger investieren, das dafür von guter Qualität ist.

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