Hochparterres Best-of

Jenny Keller
5. December 2017
Gold in Architektur geht an Adrian Streich Architekten mit dem Wohnhaus «Green City B3 Süd», Zürich. Bild: Marion Nitsch

Seit 1993 prämiert Hochparterre jährlich die, nach Ansicht der Zeitschrift und einer Fachjury, besten Bauten und Objekte in Architektur, Design und Landschaftsarchitektur. Es gibt jeweils eine Auszeichnung in Gold, Silber und Bronze. Wir zeigen die neun prämierten Projekte in Bild und Text, die wir von Hochparterre erhalten haben. Eine Präsentation der neun prämierten Projekte ist bis am 7. Januar 2018 in der Eingangshalle Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, Zürich, zu sehen.

Architektur Gold
Wohnhaus Green City B3 Süd, Zürich
Bauherrschaft: Genossenschaft Hofgarten, Zürich
Architektur: Adrian Streich Architekten, Zürich

«Adrian Streich Architekten nutzen die Dichte der Greencity, um aufs Ganze zu gehen. Sie bauen eine
Wohnmaschine, die städtebauliche Klarheit schafft. Die fein detaillierte Fassade unterstützt Urbanität
und nimmt Bezug zur industriellen Geschichte des Areals. Das Erdgeschoss belebt den Platz, die
Grundrisse münzen fast jeden Quadratmeter in Wohnfläche um. Mit dem Hof im Split-Level beleben die Architekten eine alte Typologie neu und schaffen eine gemeinschaftliche Mitte. Die Dichte wirkt als Motor für die Nachbarschaft, lässt aber auch privatere Wohnformen zu. Das Gebäude beweist: Das Zürcher Wohnbaulabor ist in der Breite angekommen. Architektur verändert die Gesellschaft.»

ArchitekturSilber: Luca Selva Architekten, Basel mit dem Primarschulhaus Erlenmatt, Basel. Bild: Roman Weyeneth

Architektur Silber
Primarschulhaus Erlenmatt, Basel
Bauherrschaft: Kanton Basel-Stadt
Architektur, Generalplaner: Luca Selva Architekten, Basel

«Geschickt lösen Luca Selva Architekten die schwierige Aufgabe, ein Schulhaus auf einer Restparzelle
zu bauen. Dazu entwickeln sie eine eigene Typologie, die auf allen Ebenen überzeugt: das Terrassenschulhaus. Das abgetreppte Volumen entschärft die Nähe, die Lochfassade fügt sich subtil ein, während der feine Sichtbeton das öffentliche Haus markiert. Die Terrassen gleichen die hohe Dichte aus und spielen dank der externen Fluchttreppe die Erschliessung frei. Die Staffelung führt zu abwechslungsreichen Räumen, kein Geschoss gleicht dem anderen. Die Materialien sind direkt und dauerhaft, der Massstab kindergerecht.»

ArchitekturBronze: LVPH architectes, Pampigny und Fribourg mit der Umgestaltung des alten Dorfkerns, Cressier (FR). Bild: Rolf Siegenthaler

Architektur Bronze
Umgestaltung alter Dorfkern, Cressier (FR)
Bauherrschaft: Gemeinde Cressier
Architekten: LVPH architectes, Pampigny und Fribourg

«Die Gemeinde Cressier geht mit gutem Beispiel voran. Sie retten ihren Dorfkern vor dem Verfall und
bewahrt so ihre Identität. Sie pflegt die Baukultur, indem sie selbst als Bauherrin auftritt und
einen offenen Wettbewerb ausschreibt. Dank dem Gemeinschaftsraum und der Totenkapelle schafft
sie Raum für Öffentlichkeit. Und mit den Mietwohnungen macht sie Menschen ein Angebot, die
sich kein Einfamilienhaus leisten können. LVPH architectes erhalten so viel wie möglich, bauen den
Bestand sorgfältig um und ergänzen ihn mutig mit Neubauten, ohne das Budget zu überspannen.
So stärken sie das Ensemble um den Dorfplatz und machen es zu einem Vorzeigeprojekt für viele
Dorfreparaturen in der Schweiz.»

Jury Architektur
Daniele Di Giacinto (:mlzd), Biel
Raphaël Nussbaumer (Burrus Nussbaumer Architectes), Genf
Shadi Rahbaran (Rahbaran Hürzeler Architekten), Basel
Franziska Schneider (Schneider Studer Primas), Zürich
Andres Herzog, Redaktor Hochparterre, Zürich (Leitung der Jury)


Landschaft Gold: Fontana Landschaftsarchitektur, Basel mit der Schüssinsel, Biel. Bild: Alexander Jaquemet

Landschaftsarchitektur Gold
Schüssinsel, Biel
Bauherrschaft: Stadt Biel
Landschaftsarchitektur: Fontana Landschaftsarchitektur, Basel

«Die Schüssinsel in Biel ist das Resultat eines geschickten Landabtauschs. Die Stadt hat sich damit
städtischen Freiraum zurückzuerobert. Die Landschaftsarchitektur von Fontana ist zurückhaltend,
besteht in erster Linie aus den Elementen Pflanze, Boden und Wasser. Was von Menschenhand gemacht wurde, ist in diesem Park nicht offensichtlich – ein städtischer Freiraum, der über das Zusammenspiel der Nutzungen mit der Natur funktioniert. Auch die Offenheit der Anlage überzeugt: Die Schüssinsel kann nach ein paar Hochwassern ganz anders aussehen.»

LandschaftSilber: Maurus Schifferli, Landschaftsarchitekt, Bern mit dem Garten des Pfarrhauses, Trub. Bild: Maurus Schifferli

Landschaftsarchitektur Silber
Garten Pfarrhaus, Trub
Bauherrschaft: Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt, Bern
Landschaftsarchitektur: Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt, Bern

«Der Garten des alten Pfarrhauses in Trub ist eine vielschichtige Arbeit: Der Landschaftsarchitekt
Maurus Schifferli hat seinen eigenen Garten teilweise denkmalpflegerisch zurückgebaut, gleichzeitig
mit klassischen Buchsparterres in freier Komposition erweitert und mit der Freilegung eines in
den Boden gelegten Pluto-Symbols sogar eine metaphysische Verbindung in den Himmel aufgebaut.
Der Garten schaffte es mit wenigen Mitteln, auf Basis der historischen Spuren eine eigene Welt aufzubauen. Er ist ein Sehnsuchtsgarten, der spielerisch und undogmatisch eine neue Geschichte erzählt, aber seine Wurzeln nicht negiert.»

LandschaftBronze: Nipkow Landschaftsarchitektur, Zürich mit dem Gipfelrundweg, Hoher Kasten. Bild: Ralph Feiner

Landschaftsarchitektur Bronze
Gipfelrundweg, Hoher Kasten
Bauherrschaft: Hoher Kasten Drehrestaurant und Seilbahn AG, Brülisau
Landschaftsarchitektur: Nipkow Landschaftsarchitektur, Zürich


«Auf dem Hohen Kasten haben Nipkow Landschaftsarchitekten einen ebenen Gipfelrundweg in den Berg eingepasst. Er fasst die Kuppe und lenkt den Blick vom Gipfel weg auf das atemberaubende Panorama. Das durchgehende horizontale Niveau des Rundwegs macht die Topographie sichtbarer. Mal verläuft er dramatisch überh.ngend, mal ist er in den schützenden Fels geschnitten. Terrassen und Balkone setzen Akzente und zeichnen Orte aus. Die Landschaftsarchitekten haben auf dem Berg aufgeräumt und die Landschaft wieder in den Vordergrund gerückt – ein Vorbild für einen disziplinierten Weg zurück zum Berg.»

Jury Landschaftsarchitektur
Thomas Hasler (Staufer & Hasler Architekten), Frauenfeld
Guido Hager (Hager Partner Landschaftsarchitektur), Zürich und Berlin
Julie Imholz (Paysagestion architectes-paysagistes), Lausanne
Rainer Zulauf (Landschaftsarchitekt), Baden
Roderick Hönig, Redaktor Hochparterre, Zürich (Leitung der Jury)


Design Gold: Karin Seiler, Corina Zuberühler, Antonio Scarponi mit dem Unterrichtsprojekt «Hic et nunc». Bild: Franziska Schädel

Design Gold
Unterrichtsmodul «Hic et nunc»
Verantwortliche: Karin Seiler, Antonio Scarponi, Corina Zuberbühler, BA Scientific Visualization und BA Interaction Design,
Zürcher Hochschule der Künste, Zürich
Partner: Thomas Schmutz, Mitglied der Geschäftsleitung der Fachorganisation AOZ, Zürich

«Im Unterrichtsprojekt ‹Hic et nunc› entwickeln Studierende gute Lösungen. Der knappe Zeit- und
Budgetrahmen zwingt sie dazu, verfügbare Ressourcen zu nutzen und genau zuzuhören – in erster Linie den Experten für die Situation, die verbessert werden soll: den Bewohnerinnen und Bewohner des Übergangszentrums Halle 9 in Zürich-Oerlikon. Gemeinsam realisierten sie eine Bibliothek, ein Fitnessstudio oder einen Rückzugsraum für Frauen, aber auch Spiele, Schuhablagen oder kleine Regale. ‹Hic et nunc› vermittelt die Komplexität des Designs pädagogisch wirksam und zeigt, dass es weit mehr als Produktgestaltung umfasst: Design gestaltet Prozesse, die zu brauchbaren und sichtbaren Verbesserungen führt.

Design Silber: Carolien Niebling mit der Forschungsarbeit «The Sausage of the Future». Bild: Noortje Knulst

Design Silber
Forschungsarbeit «The Sausage of the Future»
Design und Recherche: Carolien Niebling
Herausgeber und Verlag: ECAL und Lars Müller Publishers

Carolien Niebling analysiert die Geschichte und die Zukunft der Wurst mit den Augen einer Designerin, optimiert Prozesse und zeigt zeitgemässe Lösungen auf. Ihre Erkenntnisse macht sie für eine breite Leserschaft zugänglich und bereitet sie unterhaltsam auf. Sie schreibt, skizziert und lässt fotografieren, fertigt dreidimensionale Modelle und erdenkt acht neue Wurstrezepte. Das Projekt setzt sich mit dem aktuellen Thema der Nahrungsmittelknappheit auseinander und zeigt, wie sich Fleisch lustvoll ergänzen, ersetzen oder verwerten lässt. Ebenso beeindrucken Tiefe und Ernsthaftigkeit der Recherche, die Carolien Niebling mit der nötigen Portion Humor würzt.

Design Bronze: Lela Scherrer und Christoph Hefti mit dem Sitzungszimmer «The Colour Rooms». Bild: Lucas Peters

Design Bronze
Sitzungszimmer «The Colour Rooms»
Design: Lela Scherrer und Christoph Hefti
Auftraggeber: Swiss Textiles, Zürich
 
«Lela Scherrer und Christoph Hefti entwarfen das Interieur der neuen Swiss-Textiles-Sitzungszimmer. Die Räume vermitteln die Marke, ohne auf Corporate-Identity-Richtlinien einzugehen. Der Verband setzte auf eine erfahrene Designerin und einen kompetenten Designer, um so nicht nur der Produktion einen zentralen Platz in der Schweizer Textilwirtschaft einzuräumen, sondern auch der Gestaltung. Indem Scherrer und Hefti Boden und Wand aufeinander reagieren lassen, schaffen sie ein durchgehendes Raumgefühl. Mit starken Koloriten zonieren sie den Grundriss. Die textilen Werkstoffe überzeugen bezüglich Bauphysik: Teppich und Stoffwände machen akustische Massnahmen überflüssig.»

Jury Design
Big Game, Lausanne
Kueng Caputo, Zürich
Gordan Savičić, Genf
Patrick Zulauf, Basel
Lilia Glanzmann, Redaktorin Hochparterre, Zürich (Leitung der Jury)

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