Die Stadthalle erwacht bald

Manuel Pestalozzi
16. février 2018
Tunnel von der Morgartenstrasse in die Halle im Hof, weiter via Rampen-«Tremola» und Glaslift: Der Zugang zu Schweiz Toursimus wird mietergerecht inszeniert. Bild: Burkhalter Sumi

Es gebe in Zürich nicht viele Häuser mit so wechselvoller Nutzung wie die Stadthalle in Zürich-Aussersihl, schreibt die Redaktorin des Tages-Anzeigers in ihrem Artikel zum Projekt. Der grosse Saal im Hof einer Blockrandbebauung nahe der Stauffacherbrücke war ein wichtiger Veranstaltungsort für Grobes, Radikales, Fürsorgliches und Unheilvolles. Durch den ehrwürdigen Gründerzeitbau an der Morgartenstrasse hindurch gelangte man zu Boxkämpfen, Verköstigungen der Heilsarmee, Gewerbemessen, Arbeitertreffen inklusive Lenin oder Festanlässen der lokalen NSDAP-Gruppe.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Zwischenböden in die Halle eingezogen, sie verwandelte sich in eine Autogarage, was sie bis im Herbst 2017 auch blieb. Nachher war ein Pop Up-Gastrobetrieb an der Reihe. Die Nachkokmmen des Erbauers haben die Liegenschaft nun an die Thurgauer Hess-Investment-Gruppe verkauft, die sich darauf spezialisiert, eigenwillige und geschichtsträchtige Liegenschaften für gewerbliche Nutzungen umzubauen.

In der stützenfreien Halle, hier in einer Foto aus den 1930er-Jahren, wurde regelmässig geboxt. Bild: Baugeschichtliches Archiv

Seit 2016 arbeiten Burkhalter Sumi Architekten an der Umwandlung der Stadthalle in eine offene Bürolandschaft. Die Bekanntgabe des künftigen alleinigen Mieters Schweiz Tourismus hat das Team für diese ohnehin spannende Bauaufgabe zusätzlich beflügelt: Es sollen Bezüge zu touristisch relevanten Routen und Zielen in unserem Land spürbar werden. So vergleicht Projektleiter Yves Schihin gegenüber dem Tages-Anzeiger den Zugang von der Morgartenstrasse mit einem Tunnel. Die einstigen Gragengeschosse werden durch eine Rampenanlage und einen freistehenden Glaslift miteinander verbunden – Schihin spricht von der «Tremola» und der «Porta Alpina».

Jahrzehntelang diente die mit Zwischenböden versehene Halle als Autogarage. Bild Baugeschichtliches Archiv

Die einstige Halle wird durch die Transformation trotz den weiterhin genutzten Zwischenböden wieder erlebbar. Entlang den Längsseiten werden von der oberen Geschossplatte drei Meter breite Streifen entfernt. Es entsteht eine offene, galerieartige Plattform, die mit dem darunter liegenden Geschoss eine räumliche Einheit bildet. Unter zwei der verglasten Öffnungen im Dachgewölbe werden Deckendurchbrüche das Tageslicht in der Tiefe des Raums bis ins Erdgeschoss vordringen lassen. Auch diese Massnahme wird die Etagen miteinander verbinden und ein Gefühl von den ursprünglichen Dimensionen vermitteln.
 
Die Denkmalpflege verfolgt die Vorgänge in der Liegenschaft, die mittlerweile unter Schutz gestellt wurde, mit Interesse. Bereits sind Restauratoren an der Arbeit. Sie legen die Malereien der alten Stadthalle frei, die viel grossflächiger erhalten sind als ursprünglich angenommen. So kamen etwa in den nachträglich eingebauten Lüftungsschächten Reste von Ornamenten zum Vorschein. Die Malereien stammen aus zwei Epochen: Florale Muster und Wappen wurden beim Bau der Stadthalle 1906 angebracht, um 1935 kamen abstrakte Ornamente dazu. Diese Zeitzeugen werden nur konserviert, nicht restauriert. Gemäss der Website der Hess Gruppe soll der Umbau bis Mitte 2019 abgeschlossen sein.

Unter dem rechten Giebel in der Fassade an der Morgartenstrasse beginnt der «Tunnel», der in die Halle im Hof führen wird. Bild: Baugeschichtliches Archiv

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