Milano: Eine Liebeserklärung

Susanna Koeberle
19. avril 2018
Die Serie «Metro» von Piobenefabri für die Galerie «Maniera» ist eine Hommage an die Mailänder U-Bahn. Die gelben Hocker stammen vom mexikanischen Architekturbüro Productora. Bild: Jeroen Verrecht

Lieber Salone del Mobile, dies ist ein Geständnis: Ich werde nächstes Jahr nicht mehr wegen dir nach Mailand kommen, sondern wenn überhaupt, dann wegen der Stadt an sich. Klar, während des Salones ist Mailand die Welthauptstadt des Designs. Es wimmelt von Örtlichkeiten, Ausstellungen und Events. Aber irgendwann hat man genug davon gesehen. Und deswegen gelobe ich, mich beim nächsten Besuch ganz der Stadt zu widmen. Die wahrlich an architektonischen und gestalterischen Wunderwerken auch ohne Salone genug zu bieten hat. Schon nur, wenn man die Augen öffnet für die unscheinbaren Schönheiten dieser Stadt. Zum Beispiel für das Design der Metropolitana Milanese. Jahrelang stieg ich blind in die Unterwelt der U-Bahn und nahm die Gestaltung dieses öffentlichen Raums kaum wahr. Dann begann ich statt Möbel auf der Messe, die Möbel der Metropolitana zu fotografieren. Erst später erfuhr ich, dass das Design der «Möbelstücke» der ersten beiden Metrolinien aus 1964 von keinem geringeren als dem Designer und Architekten Franco Albini stammte.  Und vergass das prompt vor lauter Designnews wieder.

Bis ich dieses Jahr «Alcova» besuchte. Die neue Location des Fuori Salone in einer ehemaligen Panettonefabrik ist kein atemberaubender Palazzo, der als Kulisse für aufwendige Szenografien dient. Sondern ein Ort, den man lieber nicht bei Regen besuchen möchte, da das Gebäude am auseinanderfallen ist. Mehrere Designgalerien und Designbüros zeigen in diesen aussergewöhlichen Räumlichkeiten ihre Stücke. So auch die Brüsseler Galerie «Maniera». Die Kollektion «Metrò» des interdisziplinären Büros «Piovenefabi» ist eine Hommage an das Design der Mailänder Metrostationen der Linien 1 und 2, dessen Design übrigens auch von der Architektin und Designerin Franca Helg stammt, die – wen wunderts – im Schatten ihres berühmten Büropartners Albini stand. «Metrò» besteht aus zwei Möbelserien, «La Uno» und «La Due», die das Projekt für die Mailänder U-Bahn neu interpretieren und in den häuslichen Kontext übertragen. Ein Sprung in der Massstäblichkeit, der inspiriert. Ab jetzt wird jeder Gang in die Metro zu einem Designerlebnis. Also doch wieder an den Salone nächstes Jahr?

Entwürfe, welche die Augen öffnen für versteckte Schönheiten: Bild: Jeroen Verrecht

Alcova
Via Popoli Uniti 11 – 13, Mailand
17 – 22 April, 11 – 19 Uhr

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