Papierwerd-Areal

Manuel Pestalozzi
2. febbraio 2018
Der Fluss erhält mehr Luft. Aber braucht er das hier? Bild: Nightnurse images, Zürich

Helmut Spieker, seines Zeichens Entwurfsprofessor an der Architekturabteilung der ETH Zürich, war nie um ein markiges Statement verlegen. Hat er nicht mal das Globusprovisorium als den «besten Bau der Stadt» bezeichnet – nach dem noch etwas besseren «Benettonhaus» von Werner Stücheli an der Ecke Limmatquai/Mühlegasse? Das Gebäude auf der einstigen Papierwerd-Insel in der Limmat sollte nach seiner Errichtung 1960 eigentlich nur einige Jahre bestehen, bis das neue Warenhaus Globus bei der Pestalozzi-Anlage an der unteren Bahnhofstrasse fertig war. Architekt war beide Male Karl Egender, dem Zürich so prägende Bauten wie die Kunstgewerbeschule und das Hallenstadion zu verdanken hat.
 
Das unscheinbare, moderat elegante Gebilde aus zwei ineinandergeschobenen Volumen am Limmatrand überlebte nicht zuletzt deshalb Jahrzehnte, weil man sich über die Gestalt des Flussraums uneins war. Mit Konzepten und Projekten zum Thema könnte man ein dickes Buch füllen. Nun hat Zürichs Stadtrat einen neuen Anlauf für eine «Aufwertung des Areals» genommen. Er beantragt beim Gemeinderat für die Neugestaltung und die Erarbeitung eines Nutzungskonzepts einen Projektierungskredit von 4,1 Millionen Franken.

Ob für diese Visualisierung die passenden Statistinnen und Statisten ausgewählt wurden? Zweifel sind angebracht. Bild: Nightnurse images, Zürich

Wie es in Zürich so geht, wurden bereits eine Machbarkeitsstudie und auf deren Basis eine Vertiefungsstudie durchgeführt, in der man verschiedene Varianten einer Neugestaltung durchspielte. Bei allen untersuchten Varianten wurde davon ausgegangen, dass das oberirdische Gebäude des Globus-Provisoriums einem offenen Platz mit einem Pavillon weichen soll. Im bereits heute bestehenden ersten Untergeschoss des Globus-Provisoriums soll ein Grossverteiler Platz erhalten, im zweiten Untergeschoss ein öffentliches Parkhaus. Um städtebaulich, raumplanerisch und verkehrlich gute Lösungen auf dem Papierwerd-Areal zu finden, sollen ein Projektwettbewerb durchgeführt und anschliessend ein entsprechendes Vor- und Bauprojekt ausgearbeitet werden.
 
Wer schon lange in Zürich lebt, hat das Provisorium vielleicht wie dieser Autor in sein Herz geschlossen. Der leicht verwitterte Bau ist mit seinem unprätentiösen Auftritt sympathisch, und aktuell versieht er als Coop-Filiale, die früh öffnet und spät schliesst, am richtigen Ort eine zwar sehr profane aber hochwillkommene Funktion - auf Strassenniveau. Ansässige mögen sich fragen, wer denn hier in einem Park verweilen soll. Die Punks, die gelegentlich beim Baumgrüppchen am Brückenkopf gegenüber lagern und sich im Coop mit Alkoholika versorgen? Ob ein gutes architektonisches Projekt solche spiessigen Ängste vertreiben mag, bleibt abzuwarten.

Noch steht das Provisorium, das mittlerweile 58 Jahre alt ist. Aufnahme aus dem Jahr 2013 von Manuel Pestalozzi

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