Aufgefrischtes architektonisches Juwel

Susanna Koeberle
16. de maig 2019
Pavillon Le Corbusier, 2019. Bild © ZHdK 

Das Bauwerk im Zürcher Seefeld fällt zweifelsohne auf. Nicht nur seine markante geometrische Form, die farbigen Paneele oder die schiffähnliche Konstruktion machen es allerdings zur Architekturikone. Es nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderrolle ein. Der Pavillon ist nicht nur der letzte von Le Corbusier geplante Bau, er ist auch das einzige Gebäude des berühmten französisch-schweizerischen Architekten aus Glas und Stahl. Und obendrein auch das einzige Bauwerk von Le Corbusier in der Deutschschweiz. Mit einer besonderen – nicht nur schönen – Geschichte, die auch an der Medienorientierung kurz zur Sprache kam. Initiiert und finanziert hatte dieses ehrgeizige Projekt die Innenarchitektin, Grafikerin und Galeristin Heidi Weber, eine Bewunderin des Meisters. Sie beauftragte den Architekten mit dem Entwurf eines Gesamtkunstwerks. Die Stadt überliess der Bauherrin 1964 das Land für fünfzig Jahre im Baurecht. Da Le Corbusier im Jahr 1965 überraschend starb, war die Fertigstellung zunächst gefährdet. Nichtsdestotrotz trieb Heidi Weber das Projekt beharrlich voran. Der Bau wurde schliesslich durch Alain Tavès und Robert Rebutato fertiggestellt und 1967 eröffnet. Le Corbusier hatte das Gebäude als Ausstellungspavillon konzipiert. Über viele Jahre war das Haus ein Museum, das allerdings im Laufe der Zeit nur noch sporadisch geöffnet war.

Nach Ablauf der fünfzig Jahre ging der Pavillon 2014 in den Besitz der Stadt über. Es folgten Streitereien mit der Initiatorin, noch immer sind zwei Beschwerdeverfahren hängig. So musste etwa nach einer neuen Bezeichnung für das Bauwerk gesucht werden, da Weber das Weiterführen des ursprünglichen Namens «Centre Le Corbusier/Heidi Weber Museum» untersagte. Eine komplizierte Geschichte. 

Treppenaufgang Pavillon Le Corbusier, 2019. Bild © ZHdK

Dies tut allerdings nichts zur Sache, dass der Bau saniert werden musste. Nach einer Übergangsnutzung beauftragte die Stadt die beiden Corbusier-Kenner Arthur Rüegg und Silvio Schmed mit der Sanierung. Die beiden Architekten analysierten das Gebäude minutiös. Ziel war, möglichst viel der originalen Bausubstanz zu erhalten, was auch weitgehend gelungen ist. Eine solche Gesamtinstandsetzung ist eine Herausforderung, auch wenn man im konkreten Fall rein optisch keinen grossen Unterschied zu vorher bemerkt. Der Eindruck täuscht. So konnte im Untergeschoss eine Bodenheizung installiert werden. Das bedeutete, die 500 Bodenplatten einzeln herauszuspitzen, zu nummerieren und nach dem Eingriff wieder wie zuvor einzusetzen – inklusive dem Sand zwischen den Platten. Eine wahre Sisyphusarbeit. Eine solche nahmen die Spezialist*innen auch beim Entfernen der Paneele und Glasplatten vor. Mit einem Edelgasschweisser gelang es, diese schrittweise zu lösen, ohne den Abdichtungsgummi zu verletzen. Trotz dieser aufwendigen Arbeiten konnte der Objektkredit leicht unterschritten werden, die totalen Baukosten belaufen sich auf rund 5 Millionen Franken (auch nicht wenig). Davon haben der Kanton Zürich und der Bund die Hälfte übernommen. Die Stadt beteiligt sich auch an der Finanzierung des neuen Museumsbetriebs und erlässt der neuen Betreiberin die Miete. 

Le Corbusiers «collection particulière». Bild © ZHdK 

In einem ausgeschriebenen Wettbewerb konnte sich das Museum für Gestaltung mit seinem Konzept durchsetzen. Es überzeugte «durch hohes Fachwissen und eine offene Herangehensweise», so Stadtpräsidentin Corine Mauch. Christian Brändle, Direktor des Museums für Gestaltung, führte aus, das Konzept sei auf fünf Säulen abgestützt. In erster Linie spielt das Gebäude an sich die Hauptrolle, eine weitere Bereicherung ist die jährlich wechselnde Ausstellung. Diese kann während den Öffnungszeiten des Pavillons zwischen Mai und November besichtigt werden. Den Einstieg macht die von Brändle und Rüegg kuratierte Schau «Mon univers», welche auf die rege Sammeltätigkeit des Architekten fokussiert. Le Corbusier sammelte ganz unterschiedliche Objekte, neben Kunst und Kunsthandwerk auch Naturerzeugnisse wie Steine, Muscheln oder Knochen. Auch Fotos von René Burri, der die Arbeit von Le Corbusier seit 1956 festgehalten hat, werden gezeigt. Weiter bilden Veranstaltungen wie Gespräche, Podien oder Buchvernissagen einen ergänzenden Bestandteil des Konzepts. Nicht zuletzt betonte Brändle, das Haus solle als offenes Museum funktionieren, als ein Ort, an dem sich Menschen wie zu Hause fühlen können. Wer ausprobieren möchte, wie es sich in einem «Corbu» lebt, kann in einem seiner Sessel Platz nehmen und träumen.

Dachterrasse des Pavillon Le Corbusier. Bild © ZHdK 

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