Alchemie des Alltags

Susanna Koeberle
5. de novembre 2019
Die Keramikobjekte von Matthias Kaiser faszinieren durch ihre Zeitlosigkeit und Materialität. (Foto: Sarah Kahn)

Die Oberflächen sind Landschaften, jedes Mal neue. Die Keramikstücke von Matthias Kaiser sind magische Objekte, die ein Eigenleben besitzen. Der Österreicher studierte an der Parsons School of Design in New York und an der Angewandten in Wien, bis er merkte, dass er nicht mehr weiter kam. Nicht dorthin auf jeden Fall, wo er hinwollte. So ging er nach Japan, suchte sich einen Meister und begann von Null. Reset: Design vergessen, ganz Materie sein. Bei einem zweiten Keramikmeister verfeinerte er sein Wissen. Dann ging er auf  Reisen. Und begann dann zurück in Österreich wieder von neuem. Reproduzieren interessiert Matthias Kaiser nicht, Handwerk bedeutet für ihn konstante Transformation, stetiges Experimentieren. Jede einzelne Komponente spielt dabei eine Rolle: Der Ton, die Glasur, der Brand. Alles macht Kaiser selber. Die Prozesse beim Brennen haben etwas Alchemistisches, da verwandelt sich die Asche (woraus Glasuren auch bestehen) in etwas Neues, Lebendiges, Unerwartetes. Die Grenze zwischen Kontrolle und Zufall ist fliessend. Aber das ist auch das Faszinierende an Keramik. Matthias Kaiser selber gibt sich ganz bescheiden: Es sei seine Berufung, Gefässe zu machen, sagt er. 

Matthias Kaiser stellt Ton und Glasuren selbst her. (Foto: Mattias Kaiser)

Seine Objekte haben etwas Zeitloses und lassen sich auch geographisch und kulturell kaum einordnen. Man spürt den Einfluss Japans, ebenso könnten die Stücke aus Afrika oder Skandinavien stammen. Auch zu Afrika hat der Keramiker eine besondere Beziehung. Seit einigen Jahren reist er regelmässig nach Benin und bleibt jeweils längere Zeit vor Ort. Er arbeitet dort mit lokalen Keramiker*innen, taucht in ihre Formenwelt ein, lernt und entwickelt weiter. Einzelne Keramikstücke aus Afrika hat er auch für seine Zürcher Ausstellung im «Raum 49» mitgenommen. Die beiden Inhaberinnen Marisa Wagner und Caroline Sipos entdeckten die Arbeit des Keramikers in Japan. Und konnten es kaum glauben, dass der Schöpfer dieser Teile aus Österreich kommt. Seither sind seine Stücke in ihrem Geschäft zu finden und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Sie passen sehr gut in das sorgfältig kuratierte Angebot der beiden Sachensammlerinnen, die seit 2007 ihre Leidenschaft für schöne Dinge mit Gleichgesinnten und anderen Neugierigen teilen. 

Die Objekte gleichen teilweise Architekturen im Miniformat. (Foto: Matthias Kaiser)

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