Das Virus als Städteplaner

Juho Nyberg
30. de juny 2020
Ein Bild aus besseren Tagen: Strassenverkäufer in SoHo (Foto: Juho Nyberg)

Endlich raus! Den Sommer geniessen, zusammen mit Freunden in einem Gartenrestaurant die warmen Abende verbringen wie früher; solche Wünsche tragen wir wohl alle mit uns herum und setzen sie – mehr oder weniger vernünftig – in die Tat um. Mögen wir die Sperrungen von Parkanlagen und polizeilichen Hinweise zur Einhaltung der Mindestabstände schon als sehr einschränkend empfunden haben, so hat es doch andere noch weitaus härter getroffen mit dem Lockdown. Und gerade an diesen Orten ist der Drang zur Rückeroberung der Normalität und damit auch der öffentlichen Räume besonders ausgeprägt. Die zeitweise Stilllegung von ganzen Strassenzügen hat aber auch die Möglichkeit zu Veränderungen geschaffen. So sind in Paris etwa neue Fahrradspuren quer durch die Stadt entstanden und mancherorts dürfen sich Restaurants und Strassencafés grosszügig der brachliegenden öffentlichen Flächen bemächtigen, Tische und Stühle auf Trottoirs und Parkflächen aufstellen. Damit kann das Platzangebot trotz weiter geltenden Abstandsvorschriften attraktiv gestaltet werden.

Abstandsregeln für Strassenrestaurants in New York. (Illustration: nyc.gov)
Viele Interessengruppen

Im Spannungsfeld dieser verschiedenen Nutzer*innen könnte also eine interessante Auseinandersetzung um neue Ansprüche des öffentlichen Raumes entstehen. In New York sind derzeit weissgedeckte Tische auf Parkplätzen zu sehen, Litauens Hauptstadt Vilnius hat die ganze Innenstadt in ein einziges Strassencafé umgewidmet. Angesichts der noch nicht eingetretenen Entspannung der Pandemie ist gut möglich, dass diese Massnahmen, auch wenn sie als temporär gedacht sind, unsere Städte noch für längere Zeit prägen werden. Einige davon könnten auch dauerhaft werden und so den öffentlichen Raum verändern.

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