Zwischenräume

Susanna Koeberle
7. de febrer 2020
Hilla Toony Navok, «Rolling Rooms – Unit 02» (Foto: Brigham Baker)

«Rolling Room» nennt die israelische Künstlerin Hilla Toony Navok ihre Installation, die aus eigens für den OnCurating Project Space geschaffenen Arbeiten besteht. Die Ausstellung wurde von Ronny Koren und Maya Bamberger kuratiert; sie sind zurzeit im Rahmen einer Weiterbildung an der Zürcher Hochschule der Künste regelmässig in Zürich. Im Vorfeld der Ausstellungseröffnung sprach die Künstlerin mit den beiden Kuratorinnen über ihre Arbeit. 

Mehrere erratisch wirkende räumliche Skulpturen und Objekte in der Ausstellung entpuppen sich bei näherer Betrachtung als seltsam vertraut. Das hängt vor allem mit dem Material zusammen, denn PVC begegnet uns täglich. Es ist gleichsam ein Symbol für die Globalisierung. Zugleich wird es gerade in Israel, wo Navok lebt, besonders häufig verwendet. Viele Menschen setzen das billige Material als Raumtrenner ein. Zum Beispiel auf Balkonen, die während der heissen und feuchten Sommer nicht als Aussenräume gebraucht werden, sondern mit PVC-Blachen geschlossen und klimatisiert werden. Auch im öffentlichen Raum sieht man solche «Rolling Rooms» (daher der Name der Ausstellung). Die PVC-Blachen werden zu Membranen zwischen öffentlichen und privaten Zonen. Die textilen Mauern schaffen neue Räume, sie werden zu temporären Architekturen. Sie stehen damit auch für die Kreativität und den Erfindergeist jedes einzelnen Menschen. Die Künstlerin lässt sich von der Interaktion der Stadtbewohner*innen mit dem öffentlichen Raum inspirieren. 

Installationsansicht der Ausstellung (Foto: Brigham Baker)

Hilla Toony Navok verwendet in ihrer Kunst bewusst alltägliche Materialien und Gegenstände, die in einem neuen Kontext plötzlich eine neue Bedeutung bekommen; es entsteht eine Art Verfremdungseffekt. 

Die mittlere Skulptur ist quasi ein Haus im Haus und lädt zum Betreten ein. Das ist ein zentraler Aspekt in Navoks Arbeit, ihre Skulpturen sollen stets mit den Menschen in eine Kommunikation treten. Die Objekte erinnern auch an temporäre Behausungen, wie man sie von Zeltplätzen kennt. Farblich orientieren sie sich ganz bewusst an der Kunst der Moderne. Wir sehen plötzlich eine Art 3D-Mondrian-Bild vor uns. Die geometrischen Formen erinnern auch an Werke der Zürcher Konkreten. Im Gegensatz dazu wirken Navoks Objekte nicht abstrakt, stets ist der menschliche Körper oder sein Alltag in die Arbeiten eingeschrieben. Das kann ein herauslugender Hemdsärmel sein oder ein Hängekorb mit Nagellacken. Dabei schwingt zugleich auch eine Prise Humor mit, die fast etwas Dadaistisch-Surreales hat. 

Überhaupt fällt die Affinität zu Design auf bei den ausgestellten Werken; das ist nicht zufällig so, die Künstlerin studierte zunächst Design, bevor sie sich der Kunst zuwandte. Die Arbeiten oszillieren zwischen Objekten und Raumgebilden, sie sind quasi neu geborene Zwitterwesen aus dem Geist des Alltags. Sowohl Design als auch Kunst sind eben nichts anderes als Zeichensysteme, das führt uns die Künstlerin mit ganz einfachen Mitteln vor.

Hilla Toony Navok, «Rolling Rooms – Unit 01» (Foto: Brigham Baker)

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