Ein Katalysator für die Dorfentwicklung

raumfindung architekten
6. Mai 2021
Das Kultur- und Kongresshaus Verrucano mit der Erweiterung des Rathauses im Dorfkern von Mels. (Foto: Ladina Bischof)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Inmitten des historischen Dorfkerns von Mels hat die Gemeinde ein neues Kulturhaus gebaut. Das Bauwerk ist ein sichtbares Zeichnen für die Belebung der lokalen Kultur und das Initialprojekt für die Neugestaltung des Dorfkerns als Begegnungszone. Wir haben unseren Neubau mit der vorhanden Dorfstruktur verwoben. Er wirkt als Katalysator für die Dorfentwicklung.

Lithografie Schmid, Dorfkern von Mels im Jahr 1844 mit dem Schloss Sargans und dem Falknis im Hintergrund
Die Flugaufnahme zeigt die Gemeinde Mels mit dem Schloss Sargans. (Foto: bienz:photography)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Wichtigstes Anliegen war, das neue Bauwerk nicht als ein Objekt zu entwerfen, sondern als Teil des gesamten Dorfraums zu denken. Dazu wurde der Haupteingang Richtung Dorfplatz ausgerichtet. Eine attraktive Abfolge von Platzräumen bildet den Auftakt zum eigentlichen Kulturhaus.

Der Situationsplan zeigt den im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) erfassten Dorfplatz und den neuen Rathausplatz als Raumfolge vor dem Haupteingang.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Mels ist ländlich geprägt, die Bevölkerung ist in der flächengrössten Gemeinde des Kantons St. Gallen weit verstreut in Täler und Weiler. Das Verrucano ist hinsichtlich seines architektonischen Ausdrucks zwischen einer hölzernen Festhütte und einem eleganten Festsaal angesiedelt. Das «Pinot noir» der Holzfassade harmoniert mit dem lokalen Melser Naturstein für die Platzgestaltung und dem Terrazzo des Foyers.

Das Foyer erstreckt sich Z-förmig und verbindet die beiden Säle. (Foto: Ladina Bischof)
Die trapezförmige Raumgeometrie verleiht dem Löwensaal eine hervorragende Raumakustik. (Foto: Ladina Bischof)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Raumbedürfnisse bildeten den Ausgangspunkt für das Raumkonzept. Die Anforderungen wurden sorgfältig unter Einbezug der Vereine und Gemeindevertreter studiert. Die Geometrien und Lichtverhältnisse, das Bühnenkonzept und insbesondere die Raumakustik lassen ein möglichst breites Spektrum an Nutzungen zu. 

Teile der Seitenwände sind mit drehbaren und akustisch unterschiedlich wirksamen Wandfronten ausgeführt. (Foto: Ladina Bischof)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Massgeschneiderte Entwürfe für Spezialnutzungen und knifflige Raumprogramme sind faszinierende Herausforderungen. Das Integrieren von Neubauten in den historischen Kontext und das Entwickeln von Tageslichtkonzepten interessieren bei allen Bauaufgaben. Die serielle Anordnung von über den Giebel verschränkten Lukarnen bietet die Chance, die Raummitte bei beachtlicher Gebäudetiefe gut zu belichten.

Im Obergeschoss befindet sich das Probelokal Ragatsch der Musikgesellschaft Konkordia Mels. (Foto: Ladina Bischof)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Prägendes Element ist das Tragwerk in Holz: Die Raumstruktur des Saals wird durch die Statik in Form der sichtbaren Holzträger gegliedert. Das Material und die Gestaltung des Konzertsaals lassen die hervorragenden raumakustischen Eigenschaften beim Anblick erahnen.

Das Probelokal Ragnatsch mit Ausblick auf den Gonzen (Foto: Ladina Bischof)
Die filigran gestaltete Fassade ruht auf einem massivem Sockel aus Ortbeton mit Vordach. (Foto: raumfindung architekten)
Schwarzplan
Grundriss Erdgeschoss 
Grundriss Obergeschoss
Bauwerk
Verrucano Mels – Kultur- und Kongresshaus
 
Standort
Platz 4, 8887 Mels
 
Nutzung
Kultur- und Kongresshaus
 
Auftragsart
Offener Wettbewerb, 1. Rang
 
Bauherrschaft
Politische Gemeinde Mels
 
Architektur
raumfindung architekten eth bsa sia, Rapperswil
 
Fachplaner
Holzbauingenieur und Bauphysik: Pirmin Jung 
Ingenieure AG, Sargans und Rain
Bauingenieur: wlw Ingenieure AG, Mels
HLKK-Planung: Kalberer + Partner AG, Bad Ragaz
Sanitärplanung: technoplan sargans ag, Sargans
Elektroplanung: Inelplan AG, Buchs SG
Bühnenplanung: Theatech Bühnenplanungen, Mollis 
 
Bauleitung
Rolf Bless Bauleitung AG, Mels
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 21,6 Mio.
 
Gebäudevolumen m3
21 194 m3
 
Auszeichnung 
Schweizer Holz
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: ARGE Piffner Bau AG und Zindel+Co. AG, Mels
Holzbau: ARGE Jäger Holzbau, BN Holzbau und Edi Willi, Tscherlach
Bühnenbau: Wyss Bühnenbau AG, Näfels
 
Fotos 
Ladina Bischof und bienz:photography

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