Hybrid in Farbe

L3P Architekten
1. Juni 2023
Foto: Sabrina Scheja
Herr Müller, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Uns ging es darum, mit dem Gebäude eine kindgerechte, anregende und vielfältig nutzbare Aufenthalts-, Spiel- und Lernumgebung für Kinder im Alter von null bis sechs Jahren zu schaffen.

Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Inspiriert ist unser Entwurf von der Grundstücksform und der besonderen Lage des Baus an einem Waldrand sowie von der gewünschten Nutzung: Auf jeder Etage befinden sich je zwei annähernd identische Einheiten für die Kinder, welche von den Räumlichkeiten für die Mitarbeitenden und den Nebennutzungen separiert wurden. Entstanden ist ein Grundriss aus vier Polygonen, die durch einen gemeinsam genutzten Bereich für Ankunft und Aufenthalt verbunden sind.

Der Grundriss des Bildungsbaus besteht aus vier Polygonen, die durch gemeinsam genutzte Bereiche verbunden sind. (Foto: Sabrina Scheja)
Mit seiner architektonischen Gestaltung und besonderen Farbgebung grenzt sich der Bau von der Umgebung ab. Diese wiederum ist geprägt von Wohnhäusern aus den 1960er-Jahren. (Foto: Sabrina Scheja)
Wie haben Sie auf den Ort reagiert?


Das Grundstück befindet sich in zweiter Reihe innerhalb eines Wohnquartiers mit einer homogenen Gebäudestruktur aus den späten 1960er-Jahren; im Süden grenzt es, wie eben angedeutet, an ein kleines Waldstück. Aufgrund seiner architektonischen Ausformulierung und der starken Farbgebung zeigt unser Neubau einen eigenständigen Charakter und grenzt sich klar von seiner Umgebung ab. 

Hauptgruppenraum (Foto: Sabrina Scheja)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Baukommission war von Anfang an von unserem Entwurf überzeugt, denn er bietet eine einfache Struktur und durch die polygonale Form zugleich einen eigenständigen, unbeschwerten Ausdruck sowie spannende Räume. Beim Innenausbau gab es dann eine enge Zusammenarbeit mit den Nutzenden, da die Einbauten auf die besonderen Bedürfnisse der unterschiedlichen Altersklassen abgestimmt werden mussten.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?


Die Vorgaben waren von Beginn an sehr klar, und der Entwurf hat, wie schon erwähnt, gleich bei der ersten Präsentation überzeugt. Wir hatten lediglich kleinere Anpassungen beim Raumprogramm und später hinsichtlich der Detaillierung vorzunehmen.

Eingangsbereich Gruppe Rot (Foto: Sabrina Scheja)
Inwiefern haben Sie im Projekt die Verwendung von Naturmaterialien und zirkulären Baustoffen angestrebt?


Das Gebäude wurde in Hybridbauweise erstellt und ist mit dem Minergie-P-Label zertifiziert. Das Untergeschoss, die Decken und die statisch relevanten Wände sind aus Recycling-Beton, die Aussenwände wurden aus vorgefertigten Holzbauelementen gebaut. Für den Grossteil der Bodenflächen haben wir Naturoliss von Walo ausgewählt, ein Material, das auf Basis von Kork, Holzmehl und Leinöl hergestellt wird. Die Verwendung von natürlichen oder recycelten Materialien war uns sehr wichtig, um eine angenehme und gesunde Umgebung für die Kinder und Mitarbeitenden zu schaffen. Dies wurde von der Bauherrschaft von Anfang an unterstützt.

Schlafraum Gruppe Blau (Foto: Sabrina Scheja)
Eingangsbereich Gruppe Orange (Foto: Sabrina Scheja)
Welche digitalen Instrumente haben Sie bei der Planung eingesetzt?


Die gesamte Planung erfolgte anhand eines 3D-Models, was auch insbesondere aufgrund der polygonalen Form des Gebäudes in den verschiedenen Planungsphasen sehr hilfreich war.

Welche Überlegungen stecken hinter der Entscheidung für die eingesetzten Materialien?


Der Einsatz von Holz war sowohl für uns als auch für die Bauherrschaft ein Grundsatzentscheid mit Blick auf die Themen Nachhaltigkeit, ressourcenschonendes Bauen und auch Raumatmosphäre. Aufgrund der Geometrie und des Wunsches, aus Gründen der Flexibilität möglichst stützenfrei zu bleiben, haben wir uns für die Betondecken und somit die Hybridbauweise entschieden. 

Situation (© L3P Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (© L3P Architekten)
Grundriss 1. Obergeschoss (© L3P Architekten)
Grundriss 2. Obergeschoss (© L3P Architekten)
Längsschnitt (© L3P Architekten)
Querschnitt (© L3P Architekten)
Bauwerk
Neubau Kindergärten und Krippe Looren
 
Standort
Obstgartenstrasse 17, 8302 Kloten
 
Nutzung
Kindergärten und Krippe
 
Auftragsart
Planerwahlverfahren
 
Bauherrschaft
Stadt Kloten
 
Architektur
L3P Architekten ETH FH SIA AG, Regensberg 
Antje Hellwig (Projektleiterin), Melanie Müller, Silvia Brotz und Vivienne Galliker
 
Fachplaner 
Bauingenieur: Martinelli Lanfranchi Partner AG, Kloten
HLS Planung: Leimgruber Fischer Schaub, Ennetbaden
Elektroplanung: Vier Punkt Null GmbH, Uster
Bauphysik: Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich
Signaletik: Signito GmbH, Zürich
 
Jahr der Fertigstellung
2022
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 7.7 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2
CHF 6.1 Mio.
 
Gebäudevolumen 
7375 m3 (gemäss SIA 416)
 
Kubikmeterpreis
827 CHF/m3
 
Energiestandard
Minergie-P zertifiziert
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Baumeister: Piatti+Bürgin Bau AG, Dietlikon
Holzbau und Fassade: Frischknecht Holzbau-Team AG, Kloten
Fenster: Fritschi Fensterbau AG, Wil
Flachdach: Harder Bedachungen AG, Kloten
Spengler: Dachtech GmbH, Kloten
Elektro: Schibli AG Elektrotechnik, Kloten
Leuchten: XAL Schweiz GmbH, Zürich
Sanitär: Isler & Isler AG, Kloten
Heizung und Lüftung: Koster AG, Bachenbülach
Gipser: Ehrat AG, Dietikon
Maler: Max Schweizer AG, Bülach
Bodenbeläge Naturoliss: Walo Bertschinger AG, Zürich
Bodenbeläge CAF: Dätwyler Lignoplast AG, Niederglatt
Gärtner: Eberhard Gartenbau AG, Kloten
 
Fotos
Sabrina Scheja, Rebstein

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