Keine Berührungsängste

Forsberg Architekten
13. September 2018
Frontalansicht mit Garten. Bild: Tom Bisig

Ort Baden-Württemberg, Deutschland
Nutzung Einfamilienhaus mit Privatgalerie und Einliegerwohnung
Auftragsart Direkt
Bauherrschaft Privat
Architektur Forsberg Architekten AG, Basel, BS mit Magnus Forsberg, Malin Lindholm, Appien Battistini, Martin Forsberg
Fachplaner Landschaftsarchitektur: Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten | Bauingenieur/Bauphysik: Göppert Bauingenieure
Bauleitung Höfler & Stoll Architekten
Jahr der Fertigstellung 2017 / Umgebung 2018
Massgeblich beteiligte Unternehmer Abbruch und Aushub: Albert Löffler jun., Kirchzarten, BW | Baumeister: Ernst Späth GmbH Bauunternehmung, Endingen Kiechlinsbergen, BW | Klinkerfassade: AM-BAU GmbH, Hassmersheim, BW | Zimmermann, Dacheindeckung: Christoph Dufner, Freiburg, BW | Spengler: Karl-Heinz Wagner, Herbolzheim, BW | Elektro inkl. Planung: Prinzbach GmbH, Haslach, BW | Heizung / Sanitär: Kleine-Albers GmbH, Freiburg, BW| Putz-,Stuck- und Trockenbauarbeiten: FAPUtec, Farb- und Putztechnik GmbH, Eschbach, BW | Schlosserarbeiten: Kern Metallbau GmbH, Sölden, BW | Sonnenschutz: Kästli Storen, Bern / Kern Metallbau GmbH / Rolladen Sieker, Pfaffenweiler, BW| Bestandsfenster: Glaserei Fensterbau Schmidt GmbH, Freiburg, BW | Schreiner, Türen, Treppen: Holzmanufaktur Lorenz GmbH, Kirchzarten, BW | Fliesenarbeiten: Möcks & Lopatka, Friesenheim, BW | Natursteinarbeiten: d´Steinmetz Michael Eckert, Pfaffenweiler, BW | Parkettarbeiten: Martin Dischinger, Pfaffenweiler, BW | Malerarbeiten: Albert Kiefer, Freiburg, BW | Garten: Team Grün Furtner GmbH, Buchenbach, BW | Aufzugsanlage: OTIS GmbH, Freiburg, BW
Fotos Tom Bisig, Basel

Südwestansicht mit Garten. Bild: Tom Bisig

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das grosszügige Grundstück neigt sich zu einem bewaldeten Tobel hin, in dem ein kleiner Bach fliesst. Eine Villa aus den 1950er-Jahren steht selbstbewusst, quer zum Hang, umgeben von mächtigen Bäumen, einem grosszügigen Garten und dem angrenzenden Wald. Aufgabe war es, den Bestand zu sanieren und eine räumliche Erweiterung vorzuschlagen, die dem Leben und der umfangreichen und epochenübergreifenden Kunstsammlung des Bauherrn den nötigen Raum bietet. Blickachsen durch Haus und Garten, Rundgänge durch alte und neue Räume, die als Bibliothek, Ess- und Musikzimmer dem Wohnen und gleichzeitig immer auch der Kunst gehören, erzeugen Wechselspiele zwischen Kunst, Architektur und Natur die das Gesamtensemble lebendig und einzigartig machen.
 

Verbindungsgalerie im Neubau. Bild: Tom Bisig

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Wir haben uns von der norditalienisch inspirierten Stimmung der bestehenden Villa und der Topografie inspirieren lassen und auch in Schinkels Entwürfen und Studien Herangehensweisen gefunden, die uns nützlich waren, um so auf durchaus romantische Art neue Räume und Plätze zu erschaffen.
 
Zweifelsfrei bleibt das bestehende Haus in der neuen Gesamtanlage das erkennbare Hauptgebäude, dem Respekt gezollt wird. Trotzdem haben die neuen Volumina keine Berührungsängste und werden in Lage und Höhe passgenau an den Bestand gefügt. Sie ergänzen sie räumlich und funktional. Gewünscht waren zusätzliche Räume mit grossen Wandflächen. Als optisches und haptisches Kontinuum wurde als Fassadenmaterial der weiss geschlämmte Backstein der Villa aufgegriffen und in scheibenartigen, leicht zueinander versetzten Wandflächen zu einem neuen Ensemble komponiert. Im Innern ermöglichen die direkt aneinander gefügten Räume Rundgänge, die als Raumsequenzen den Wechsel von niedrig und hoch, dunkel und hell, Introvertiertheit und den Einbezug der bestechend schönen Umgebung unterschiedlich erlebbar machen.
 

Raumabfolgen im Neubau. Bild: Tom Bisig

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Wir empfanden es als grosses Glück, für einen sehr leidenschaftlichen Bauherrn und mit grossem gegenseitigen Respekt entwerfen zu dürfen. Dem Entwurfsprozess wurde ausreichend Zeit gewidmet, um sich der besten Lösung zu nähern. Dieses Projekt ist das Resultat einer regen Auseinandersetzen zwischen Bauherr und Architekt, und beide Seiten haben sich herausgefordert und auch voneinander gelernt!
 
Interessant war auch die Erkenntnis, dass, trotz langer Diskussionen, die Einrichtung und Platzierung der bereits vorhandenen Kunstobjekte nicht wirklich planbar war, und wir letztlich mit den nun gebauten, selbstbewussten Räumen dem Bauherrn einen sehr flexiblen Rahmen für die Kunst bieten. Die spezifischen Qualitäten der verschiedenen Orte bilden eine willkommene Vielfalt.
 

Setting im Areal Richtung Osten. Bild: Tom Bisig

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Weiterbauen und die Qualitäten der ursprünglichen Gestaltung wiederherzustellen und im besten Fall zu einem neuen, inspirierenden Ganzen zu verquicken, ist eine faszinierende Aufgabe, die wir immer wieder gerne angehen. Wir suchen in unseren Projekten eher nach ausgewogenen Lösungen und loten die Angemessenheit der geplanten Massnahmen aus.
 

Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Sockelgeschoss
Schnitt

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