Wohnen im Stöckli

Coon Architektur
10. Februar 2022
Das Tenn ist weiter in seiner ganzen Raumhöhe erlebbar. Neu befindet sich dort ein vielfältig nutzbarer Erschliessungskörper. (Foto: Christian Schwager)
Matthias, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Die Liegenschaft befindet sich in einer Landwirtschaftszone und setzt sich klassisch aus Wohnhaus und Ökonomieteil mit Tenn, Stall, Remise und darüber liegendem Heuboden zusammen.

Das Wohnhaus wurde der nächsten Generation übergeben. Die ältere Generation hat im unternutzten Ökonomiebau ein neues Zuhause erhalten. Die gesetzliche Vorgabe, nach der in der Landwirtschaftszone nicht das gesamte Leervolumen des Ökonomieteils für Wohnzwecke genutzt werden darf, beeinflusste den Entwurf massgebend. Um den Fussabdruck im Ökonomieteil möglichst klein zu halten, wurde im Erdgeschoss lediglich der Stallteil ausgebaut und die restliche Nutzung auf dem ehemaligen Heuboden im Obergeschoss angeordnet. Das Tenn blieb als solches in der gesamten Raumhöhe erlebbar und beinhaltet neu einen vielseitig nutzbaren Erschliessungskörper. Das Einschreiben des Neubaus generierte überraschende Zwischenräume, die teilweise als innen liegende Aussenräume wettergeschützt genutzt werden können.

Erdgeschoss des Tenn (Foto: Christian Schwager)
Laube auf der Rückseite des Hauses (Foto: Christian Schwager)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Die reichhaltige und identitätsstiftende Konstruktion des landwirtschaftlichen Ökonomieteils war und blieb sehr direkt ablesbar. Der Neubau wurde in die bestehende Konstruktion eingeschrieben. Holz gestaltet das Stöckli des ehemaligen Försters warm und heimelig. Gleichzeitig bleibt der Ausdruck des Neubaus in seiner Ausformulierung konsequent zeitgenössisch.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der Verbindungsweg zwischen den Siedlungen am Südfuss des Irchels führt durch die steilen Rebhänge und ist ein beliebter Panoramaweg oberhalb der Töss. Ein vertikaler Lattenrost führt die Geschlossenheit der Fassade entlang des Panoramaweges weiter, schafft Distanz und lässt nur bei Nacht den dahinter liegenden Einbau erahnen. Gartenseitig öffnet sich das Volumen und durchbricht die Fassade.

Wohnbereich (Foto: Christian Schwager)
Foto: Christian Schwager
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Offenheit der Bauherrschaft für unsere räumlichen und gestalterischen Vorschläge hat massgeblich dazu beigetragen, dass wir den Bau konsequent und ohne Kompromisse entwickeln konnten. Der dezidierte Wunsch der Bauherrschaft, mit heimischem Holz zu bauen, trug wesentlich zum Erscheinungsbild bei.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Das Thema «Haus im Haus» interessiert uns insbesondere bei bestehenden Scheunenbauten seit längerer Zeit. In der Reihe unserer bisherigen Bauten wurde es bei diesem Projekt am konsequentesten umgesetzt, und es ist gelungen, die Fülle der entstehenden Zwischenräume reichhaltig zu nutzen.

Ein vertikaler Lattenrost führt die Geschlossenheit der alten Fassade auf der Zugangsseite fort. (Foto: Christian Schwager)
Zum Garten hin wurde die Bestandsfassade aufgebrochen. (Foto: Christian Schwager)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Nachhaltiges Bauen ist uns grundsätzlich ein Anliegen. Bei diesem Projekt kam insbesondere einheimisches Holz als nachwachsender Rohstoff zum Einsatz. Diese Form der lokalen Wertschöpfung ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch und sozial nachhaltig.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Holz, ob als Konstruktionsholz, als Verbundwerkstoffe oder in Form sägeroher Schalungsbretter.

Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Schnitt
Bauwerk
Haus K
 
Standort
Wurzerstrasse 8, 8421 Dättlikon
 
Nutzung
Wohnen, Stöckli
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Coon Architektur GmbH, Winterthur
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Fotos
Christian Schwager, Winterthur

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