Günstiger Gestaltungsspielraum

Elias Baumgarten
27. Februar 2019
Hofseitig verfügt das Haus über tiefe Balkone mit charakteristischen Balustraden aus feingespaltenen Holzscheiten. Bild: Barbara Bühler

Schon sehr bald können Künstlerinnen und Künstler Wohnateliers nahe des Badischen Bahnhofs in Basel beziehen. Sie befinden sich in einem Haus, das Heinrich Degelo entworfen hat. Wir haben uns von ihm über die Baustellen führen und das Projekt zeigen lassen. 

Die Bewohnerinnen und Bewohner werden die Ateliers selbst ausgestalten. Bild: Barbara Bühler
Grosse Flexibilität für kleines Geld

Initiiert hat das Projekt die Genossenschaft Coopérative d'ateliers. Sie wurde von Kunstschaffenden gegründet, die sich ein Haus wünschten, in dem sie – zu niedrigem Mietzins – gleichzeitig wohnen und arbeiten können. Gemeinsam mit Heinrich Degelo suchten sie nach dem passenden Bauplatz und fanden ihn schliesslich auf dem Erlenmatt-Ost-Areal. Dort vergibt die Stiftung Habitat Grundstücke im Baurecht an Bauherren, die darauf soziale, ökologische und nachhaltige Projekte umsetzen. Architektonisch und technisch ging Heinrich Degelo bei der Gestaltung unorthodoxe Wege: Der Bau hat keine Heizung. Eine wohnliche Raumtemperatur zu allen Jahreszeiten gewährleisten 78 Zentimeter dicke Mauern aus porosierten Grossbacksteinen. Die Lüftung erfolgt über Fenster und Balkontüren, die elektronisch gesteuert automatisch aufschwingen. Dazu sind die Wohnateliers Rohlinge: Die Inneneinrichtung wird von den Mieterinnen und Mietern selbst gestaltet und gebaut. Sie finden die hohen Räume mit unverputzten Wänden und rauen Sichtbeton-Oberflächen vor. Zimmer sind keine definiert. Es gibt lediglich einen Sanitärblock, dessen Position leicht verändert werden kann, mit Küchen- und Badelementen. Die Mietverträge regeln, so erklärt Heinrich Degelo, dass die Wohnungen später auch in diesem Zustand zurückgegeben werden müssen. So wird sichergestellt, dass sie immer wieder neu adaptiert werden können. Eine Idee, die schon lange Konjunktur hat: Seit den Avantgardisten der 1960er- und 1970er-Jahre versuchen Architektinnen und Architekten immer wieder Möglichkeitsräume aufzuspannen, die von den Nutzerinnen und Nutzern angeeignet und nach Belieben ausgestaltet werden können. Durch den stark eingeschränkten Ausbau und das Energiekonzept sinken Baukosten und Mietzins indes auf ein Minimum: 10 Franken pro Quadratmeter monatlich. Das ist etwa die Hälfte des in der Gegend am freien Markt Üblichen.

Situationsplan. Bild: Degelo Architekten

Auch von aussen zeigt sich das Haus sehr reduziert. Lediglich auf der Hofseite gibt es tiefe Balkone. Ihre Balustraden aus feingespaltenen Eichenholz-Scheiten sind charakterstark und verleihen der Fassade Kraft. Heinrich Degelo möchte künftig gemeinsam mit der Genossenschaft Homebase weitere Wohnhäuser getreu des in Erlenmatt verwirklichten Konzepts entwerfen und errichten lassen. Für diese Idee werden derzeit passende Grundstücke gesucht.

Grundriss Erdgeschoss. Bild: Degelo Architekten
Grundriss erstes Obergeschoss. Bild: Degelo Architekten
Schnitt. Bild: Degelo Architekten

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