Berthold, du Moloch!

Manuel Pestalozzi
10. September 2015
Megaverdichtung am Hang des Zürichbergs. Ausschnitt aus dem Film Masterplan Hochschulgebiet Zürich Zentrum des Amtes für Raumentwicklung des Kantons Zürich. Bild: www.are.zh.ch

Wie kommt ein Generationenprojekt wie Berthold zustande? Nun, irgendwo sitzen medizinische, universitäre und administrative Spitzen-Fachkräfte zusammen und kommen zum Schluss: Wir brauchen mehr Platz! Und Räume, die den «zeitgemässen Anforderungen» entsprechen! Diese Anliegen werden an die politischen Instanzen weitergereicht. Eine Planungs- und Evaluierungsmaschinerie kommt in Gang. In einem elitär-technokratischen, sach- und fachverständigen Kreis entsteht dann ein Projekt, das irgendwann mit einem mächtigen Satz ins öffentliche Bewusstsein hineinspringt. «Das muss sein», sagen die versammelten Initiatoren dem erstaunten Volk – und bereits tönt es wie eine Warnung vor den Konsequenzen, sollten Bürgerinnen und Bürger auf die Idee kommen, das Projekt zu behindern. Denn offenbar ist es die beste aller möglichen Zukunftslösungen für Land und Leute.
 
Berthold ist der Name eines Bereichs des Masterplans Hochschulgebiet Zürich, das auch Parzellen der aktiv mitbeteiligten Universität Zürich und der ETH umfasst. Er benennt die Gesamterneuerung des Universitätsspitals, sein Taufnamen stammt vom Zähringer Herzog, der um 1200 das erste Spital in Zürich gründete. Im Planungsperimeter, der rund 50 Hektaren respektive einen halben Quadratkilometer umfasst, ist es primär Berthold, der grosse städtebauliche Änderungen bewirken will. Im nordöstlichen Teil sollen im Raum von ca. 30 Jahren bestehende Strukturen umgepflügt und eine schöne neue Klinikwelt aus dem Hang gestampft werden. Die medizinische Versorgung mit ihrem angegliederten Forschungs- und Lehrbetrieb wird ergänzt durch Institute der ETH, insbesondere den Medizintechnik-Affinen, und der Universität Zürich. Das werde die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern, versichern die Verantwortlichen des Projektes und malen das Bild eines attraktiven Wissens- und Gesundheitsschwerpunkts mitten in der Stadt.

Von unten nach oben: Limmat, Niederdorf (Altstadt), Hochschulgebiet. Der rote Verklumpung ist Berthold, links das Nordareal Gesundheit, rechts das Kernareal USZ Bild: Masterplan Hochschulgebiet 2014, Kurzfassung

Architektinnen und Architekten dürfen sich grundsätzlich über Berthold freuen. Denn die Entscheidungsträgerinnen und -träger wollen Gas geben: 2016 soll ein mehrstufiger Projektwettbewerb für das Kernareal USZ gestartet werden. Gemäss Masterplan legt sich dieser Neubaukomplex hangseitig und im Westen entlang der Schmelzbergstrasse wie eine dicke Kruste um die historischen Spitaltrakte von Haefeli Moser Steiger aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Haupteingang wird von der Universitätsstrasse, gegenüber des ETH-Zentrums, an die Gloriastrasse verlegt, sie ist Teil einer Hauptverkehrsachse, die vom Zoo her das Zürichberggebiet hinabführt, in einer Schlaufe den östlichen Teil des Planungsperimeters durchquert und talwärts auf das Hauptportal des Universitätsgebäudes von Karl Moser zuläuft. Im hangseitigen Bereich wird das zu planende Grossvolumen von einem neuen Boulevard begrenzt. Er ist «breiter als die Bahnhofstrasse» und reicht vom so genannten Gloriarank bis zur rund 470 Meter entfernten Tramhaltestelle Haldenbach an der Universitätsstrasse.

Der Masterplan sieht einen neuen Boulevard vor, der quer zum Hang verläuft. Am linken Bildrand die Sternwarte von Gottfried Semper, am rechten Bildrand der steilste Part der Schmelzbergstrasse mit einer Steigung von ca. 20 Prozent. Bild: Masterplan Hochschulgebiet 2014, Kurzfassung

Die Wettbewerbsteilnehme wird den beteiligten Büros einiges an Stehvermögen abverlangen. Spitalprojekte können zwar einen Planungsbetrieb «sanieren», denn sie haben das Potenzial, Fachleute während einer halben Karrieredauer wenn nicht länger zu beschäftigen. Die gestalterische Freiheit dürfte aber stark eingeschränkt sein. Es gibt wohl nur wenige Aufgaben, bei denen man sich mit derart vielen Spezialwünschen auseinandersetzen muss wie beim Projektieren einer Klinik. Beispielsweise beugten sich bereits während des Wettbewerbs für das Klinikum 2 des Kantonsspitals in Basel vor zwei Jahren neben den Fach- und Sachpreisrichterinnen und -richtern zwölf beratende Experten für die Jurierung und Vorprüfung und zehn Vorprüfende über die eingereichten Entwürfe.
 
Bei Berthold wird es entwerferisch darum gehen, tiefe und gleichzeitig hohe Bauvolumen zu einem dichten Konglomerat zusammenzufassen. Baukunst beschränkt sich da zwangsläufig auf die Fassadengestaltung, die Haupterschliessungen und die Ausbildung und Anordnung von Atrien. Die gesamträumliche Wirkung wird, nach dem Masterplan zu schliessen, vom schwer nachvollziehbaren enormen Raumhunger der Bauherrschaft diktiert. Dass dieser Raumhunger und die Art, wie man ihn stillen möchte, nicht hinterfragt wird, trotz der Massivität des städtebaulichen Eingriffs, ist skandalös. Aktuell liegt die auf dem Masterplan basierende Richtplanänderung bei der zuständigen Kommission des Kantonsrats. Ein mit dem Verfasser befreundetes Mitglied dieses Gremiums rechnet damit, dass das Geschäft erst 2016 in das Plenum kommt, wo dann über die Detailanträge und das ganze Geschäft abgestimmt wird. Ein fakultatives Referendum ist bei Änderungen im Richtplan nicht möglich.

Annähernd identischer Standort wie in der Visualisierung oben. Das Gebäude Nord aus den 1970er-Jahren soll durch das Nordareal Gesundheit ersetzt werden. Der heute ins Gelände eingepasste Sockel wird gemäss Masterplan bündig mit der Frontfassade bis ca. zum vierten Vollgeschoss des gleich hohen aber quer zum Hang breiteren Turms reichen. Der Boulevard verläuft in etwa dort, wo die Zufahrt unter dem aufgeständerten Vorbau verschwindet. Bild Manuel Pestalozzi

Das klingt nicht besonders basisdemokratisch, wird aber mit erstaunlichem Gleichmut hingenommen. Als Staatsbürger wundert man sich gelegentlich darüber, dass zwar viele Menschen eine dezidierte Meinung haben, wenn es um komplexe Spezialistengebiete wie den Bau von Atomkraftwerken oder die Beschaffung von neuen Militärflugzeugen geht, dass hingegen bei Fragen zur Zukunft der Gesundheitsversorgung eine Duldsamkeit herrscht, die nicht so recht zu einer freien und kritischen Gesellschaft passen will. Während Gruppierungen wie die GSoA, Greenpeace oder der VCS die Kraft haben, öffentliche Debatten zu Bauvorhaben in Gang zu bringen, protestiert bei Spitalprojekten bestenfalls der lokale Heimatschutz mit seinem vergleichsweise bescheidenen Mobilisierungspotenzial.
 
Der Grund, weshalb man zähneknirschend die nächste Erhöhung der Krankenkassenprämien duldet – sie sollen übrigens auch Berthold wesentlich mitfinanzieren – und dem Gesundheitspersonal nicht widerspricht, liegt wohl in der Angst, dass man diesem Personal eines Tages geschwächt und wehrlos ausgeliefert ist und dann vielleicht nicht ausreichend versorgt und betreut wird. So sehr sich diese Angst nachvollziehen lässt, sie sollte niemanden daran hindern, sich mit den Widersprüchen und der Grobschlächtigkeit des Masterplans auseinanderzusetzen und sich die möglichen Folgen seiner Umsetzung zu vergegenwärtigen.

Siegfriedkarte, Datenstand 1896. Der ungefähre Verlauf des Berthold-Boulevards ist rot eingezeichnet. Die vertikalen Striche symbolisieren Rebberge. Bild: www.geo.admin.ch

Schon die Grundidee müsste ernsthaft debattiert werden: Das «Generationenprojekt» kombiniert zwei Bedürfnisse ganz unterschiedlicher Art miteinander am selben Ort: Ein moderner Elfenbeinturm für die medizinische, medizintechnische und damit verbundene geisteswissenschaftliche Forschung und Lehre verzahnt sich mit der Versorgung der Patientinnen und Patienten von Zürich und Umgebung. Mehr Qualität und Quantität auf einen Schlag. Argumentiert wird einerseits mit anspruchsvollen Spitzengelehrten, die abhauen nach Abu Dhabi oder Massachusetts, wenn man sie nicht mit dem State of the Art bezüglich räumlichem und technischem Komfort beglückt. Andererseits rechnet man auf dem Areal mit stark wachsenden Menschenmassen, die rationell abgefertigt werden müssen, sowohl bei den Studierenden als auch bei den eingelieferten Verletzten, Kranken und Leidenden. Deshalb, so der fragwürdige Schluss, muss alles gross und dicht sein.
 
Heulende Ambulanzen treffen auf feinsinnige Superhirne, auf dem Boulevard begegnen Kosovaren, die mit zerknitterten Zettelchen verzweifelt nach der Dermatologischen Klinik fragen, hippen, global gesinnten Studierenden auf dem Weg zum nächsten Seminar. Rekonvaleszierende wagen im Morgenmantel die ersten zaghaften Schritte, während in Reichweite Gelehrte ein interdisziplinäres Treffen abhalten. Es wird Stimmen geben, die sagen werden, dass eben genau solche Momente die inspirierende Vielseitigkeit des dichten Stadtzentrums ausmachen. Man sollte sich aber fragen, ob man diese Wirkung nicht auf dem Buckel der wehrlosen Spitalbesucherinnen und -besucher erzielt und ob ihre Herbeiführung nicht mit zu vielen Opfern verbunden ist.

Landeskarte der Schweiz, Datenstand 1957. Der ungefähre Verlauf des Berthold-Boulevards ist rot eingezeichnet. Bild: www.geo.admin.ch

Städtebaulich reiht sich das Projekt Berthold nahtlos ein in die Entwicklung von Spitalarealen in der Schweiz. Ursprünglich wurden sie ausserhalb der Städte gebaut, vermutlich nicht zuletzt weil bekannt war, dass sich in ihnen blitzschnell Epidemien ausbreiten können und deshalb eine gute und zuverlässige räumliche Isolation gewährleistet werden musste. Obwohl sich Spitäler im Laufe des 20. Jahrhunderts zusehends in fabrikartige funktionale Anlagen verwandelten, die immer mehr Platz benötigten und Sondermüll – unter anderem radioaktiven – produzierten, gelang es ihnen, sich an den Standorten, die im 19. Jahrhundert gewählt wurden, festzukrallen. Auf eine gute, massentaugliche medizinische Versorgung in Zentrumsnähe will keine Stadt verzichten. In Zürich wurde in den vergangenen Jahren auch die Möglichkeit einer Auslagerung ausgiebig untersucht – sie hatte keine Chance. So bleibt die Verdichtung am alten Standort, ein Vorgang, den man dieser Tage auch bei den Uni-Kliniken in Lausanne, Bern oder Basel verfolgen kann. Einfach noch grösser und heftiger, schliesslich steht man ja in einem Konkurrenzkampf.
 
Der Verdichtung sind Opfer zu bringen. Erstens negiert der Masterplan die Hanglage des Standorts. Die  grossen Baublöcke lassen Strassenschluchten entstehen, auch senkrecht zum teilweise beträchtlichen Gefälle, als stehe das Hochschulgebiet in einer Ebene. Dies bedeutet eine Abkehr von der bisherigen Entwicklung. Wie die Kartenausschnitte oben zeigen, wurden die ersten Spitalbauten auf der natürlichen Hangterrasse, auf der auch das ETH Zentrum und die Universität stehen, längs zum Hang in einer Parkanlage aneinandergereiht. Der Spitalbau von Häfeli Moser Steiger setzte dieses Konzept fort, schuf aber bei der Einmündung der Schmelzbergstrasse in die Universitätsstrasse mit einem hohen, schmalen Trakt quer zum Hang einen Kopfbau und entlang der Universitätsstrasse eine Portalsituation, zu der auch der aktuelle Haupteingang gehört. Die anderen Klinik- und Institutsbauten dahinter, wo das Gefälle stärker ist, wurden in der Regel als Solitäre quer zum Hang angeordnet. Dadurch ergab sich ein Massstab, der erstmals durch die neue Frauenklinik (heute Trakt Nord 1) in den frühen 1970er-Jahren empfindlich gestört wurde. Dieses Gebäude stellte für das Areal einen bis heute schmerzenden Massstabsbruch dar, das riesige Sockelvolumen mit einem Bettenturm wurde in den Hang hineingebaut, an der direkt oberhalb verlaufenden Bolleystrasse, am Perimeter des Hochschulgebiets, mussten vier Mehrfamilienhäuser weichen. Der Berg wehrte sich gegen die massive Intervention, das heisst, er begann zu rutschen und musste hastig gesichert werden. Die Erfahrungen mit dem Grossvolumen, das unter Berthold vollständig durch einen noch grösseren Nachfolgebau ersetzt werden soll, zeigen die Grenzen auf, welche die Topographie setzen kann. Offenbar spielte das bei der Planung und der Dimensionierung der Volumen für den Masterplan keine Rolle.

Profil der Schmelzbergstrasse, die das Hochschulgebiet in der Falllinie durchquert, von der Einmündung in die Universitätsstrasse bis zur Bolleystrasse. Auf rund 400 Metern wird eine Höhendifferenz von 35 Metern überwunden, vorwiegend im oberen Teil. Bild: www.geo.admin.ch

Ein zweites Opfer sind die Freiräume. Heute gibt es im Hochschulgebiet zahlreiche Nischen, teils bepflanzt, teils nicht, die da und dort als informelle Treffpunkte genutzt werden und auch Rekonvaleszierenden Geborgenheit bieten. Die Topographie ist aktiv an der Raumbildung beteiligt, was beim Masterplan mit seinen Strassenraum begrenzenden Volumen eher schwierig sein wird. Der Masterplan sieht zwei Grünräume vor, einen grossen, praktisch ebenen Spitalpark bei der Einmündung der Gloriastrasse in die Universitätsstrasse und einen Garten um die Sternwarte von Gottfried Semper in abfallendem Gelände. Diese beiden Zonen sollen mit einem öffentlichen Weg durch das Kernareal USZ und den Haefeli Moser Steiger-Bau miteinander verbunden werden. Es bleibt nicht klar, wie sich diese Aussenräume von wem nutzen lassen, Nischenqualitäten lassen sie keine erkennen.

Die Sternwarte von Gottfried Semper stand einst über der Stadt in den Rebbergen. Unter dem Masterplan wird sie verzwergt und zum Parkmobiliar degradiert. Bild: Ausschnitt aus dem Film Masterplan Hochschulgebiet Zürich Zentrum des Amtes für Raumentwicklung des Kantons Zürich. Bild: www.are.zh.ch

Und schliesslich geht es auch um das gebaute Erbe. Die Entwicklungsgeschichte des Hochschulgebiets soll für Berthold und Konsorten in beträchtlichen Teilen zerstört werden. In der Liste der Kulturgüter in Zürich/Kreis 7, die auf de.wikipedia.org publiziert ist, finden sich nicht weniger als sechs Gebäude, die neben anderen dem Fortschritt weichen müssen. Besonders irritierend: Mehrere dieser Bauten wurden in den 1980er und 1990er Jahren mit viel Geld für die Ewigkeit gebaut, beispielsweise der 1990 vollendete Hörsaaltrakt des Unispitals, der sich im Stil wie viele andere zu entfernende Ergänzungsbauten an die Architektur von Haefeli Moser Steiger anlehnt und notabene in der Jurierungsphase 1985-1990 vom Stadtrat mit der Auszeichung für Gute Bauten geehrt wurde. Hat sich in der Medizin wirklich derart viel geändert, dass die Konzepte, die in den 1990er Jahren noch für Neubauten gut waren, heute Schrott sind? Schon fast zwingend muss man sich die Anschlussfrage stellen: Wieweit kann man der Nachhaltigkeit heutiger Konzepte für morgen trauen?

Eine ferne Erinnerung. Blick vom Mansardengeschoss der Huttenstrasse 56 auf das Seebecken. Das Baugespann deutet den Massstabsbruch des Gebäudes Nord des Universtitätsspitals an. Vor dem Gespann die Dächer der Häuser entlang der Bolleystrasse, die dem Neubau weichen mussten. Sommer 1969. Bild: Archiv Manuel Pestalozzi

Der Widerstand gegen Berthold ist notwendig, aber schwierig. Neben dem Aufzählen der Opfer mangelt es dem Laien schnell an griffigen Gegenargumenten und dem nötigen Fachwissen. Ausserdem hat die «andere Seite» (Menschenskind, es sind Leute, die durch unsere Steuern finanziert werden!) eine ganze Truppe von Öffentlichkeitsbearbeiterinnen und -bearbeitern aufgestellt, die sich anscheinend mit nichts anderem als dem Vermarkten des Projektes befassen. Es ist aber enorm wichtig, gerade Spitalprojekte auf ihren Nutzen, ihre städtebauliche Verträglichkeit und ihre Zukunftsfähigkeit zu hinterfragen. Auch Architektinnen und Architekten sollten sich nicht darauf beschränken, sich die Zähne an überladenen Wettbewerbsprogrammen auszubeissen, sondern die Ideen der Auslober hinterfragen, auch in der breiteren Öffentlichkeit. Es ist erfreulich, dass eine entsprechende Debatte anhand des Wettbewerbs für das Klinikum 2 in Basel vor zwei Jahren lanciert wurde. Dass der Hauptkritiker Jacques Herzog ein Mitbewerber war und somit mancherorts als befangen galt, sollte niemanden daran hindern, sich auch einmal mit einer konträren Meinung zu exponieren.
 
Was wäre, wenn man den Verfasser nun fragte, welche Dinge er denn anders machen würde angesichts der Bedürfnisse, die Berthold hervorgebracht haben? Er würde eine Reduktion der Patientinnen und Patienten zulasten zentrumsfernerer Kliniken empfehlen, eine Fokussierung der Universitätsklinik auf wirklich spezielle Fälle für die wertvollen medizinischen Spitzenkräfte, sowie Umbauten und Ergänzungen im Bestand. Die gegebene Struktur des Hochschulgebietes sollte respektiert werden, ihr Massstab beibehalten. In diesem Rahmen müsste nüchtern erwogen werden, was überhaupt machbar ist, nicht mit einem grossen planerischen Wurf, der alles umkrempelt, sondern Schritt für Schritt. Gerade Zürich lebt von ihrer nicht überall besonders baufreundlichen Topographie und unverhofften «Nestern» von historischen, mit dem Ort verwachsenen Häusern, die für eine abwechslungsreiche, viele Überraschungen bietende Siedlungslandschaft sorgen. Zürich musste nie unter dem «Moloch Grossstadt» leiden, die Stadt soll das auch in Zukunft nie tun müssen. Ungelenke, überdimensionierte Projekte wie Berthold würden aber den Weg dorthin bereiten. In seinem Zusammenhang von einem «Campus» zu sprechen, wie das seine Freundinnen und Freunde tun, wirkt schon beinahe dreist.

Durch die Terrassierung des Geländes sind zwischen den Spital- und Institutsbauten zahlreiche Nischen entstanden, die eine hohe Aufenthaltsqualität haben und eine Intimsphäre bieten. Der Masterplan des Hochschulgeländes bietet keine Räume mit derartigen Qualitäten. Mensagebäude der USZ im August 2015. Bild: Manuel Pestalozzi

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