Auskragende Werkstätten, einladendes Foyer, Co-Creation – die neue Manufaktur von Audemars Piguet ist kein gewöhnlicher Industriebau

Ulf Meyer
2. März 2022
Foto: Nicolas Delaroche

 

Le Locle liegt unweit der Grenze zu Frankreich nordwärts des Neuenburgersees. Die Landschaft ist bezaubernd, sie wird geprägt von sanften, lang gezogenen Hügelketten. Auf einer solchen Höhe steht die neue Uhrenmanufaktur der Firma Audemars Piguet. Geplant haben die Anlage, deren Flügel teils über das Gelände auskragen, Kuník de Morsier Architects aus Lausanne. Hergestellt werden in dem noblen Bau vor allem Uhrwerke. Die verschiedenen Gebäudeteile wurden so angeordnet, dass die Arbeitsbereiche für Forschung und Entwicklung, Bearbeitung, Montage und Verwaltung allesamt schöne Aussichten haben und zugleich die passende Belichtung für die teils ultrapräzise Arbeit bieten, die höchste Konzentration erfordert.

Alle Fertigungs- und Montagestationen wurden auf einer einzigen Ebene vereint. Die durchgehende Etage ermöglicht den einfachen Austausch von Teilen und sensiblen Uhrwerken zwischen den Werkstätten.

 

Foto: Nicolas Delaroche
Foto: Nicolas Delaroche

 

Für die ideale Lichtsituation wurden die Werkstätten der Uhrmacher*innen im Norden angeordnet, die Räume der Verwaltung hingegen sind nach Süden orientiert. Im Zentrum des Baus befindet sich ein grosses Foyer. Ähnlich wie bei vergleichbaren Bauten, die in den letzten Jahren fertiggestellt wurden, etwa der bekannten Swarovski Manufaktur von Snøhetta in Tirol, soll dieser Bereich dem informellen Austausch dienen. Auch Workshops sollen in dem hellen, auch von oben her belichteten Raum künftig stattfinden. Die Architektur soll Mitarbeitenden und Besucher*innen hohen Komfort bieten und für ihr Wohlbefinden garantieren. Die Architekten sprechen von einem Industriebau mit viel Raum für Kreativität und soziale Interaktion. Für sie repräsentiert das Bauwerk, das architektonisch sehr weit über eine gewöhnliche Produktionsanlage hinausgeht, die Zukunft des Arbeitens.

 

Foto: Nicolas Delaroche
Foto: Nicolas Delaroche

 

Die raffinierte Tageslichtberechnung wurde mit Marilyne Andersen von Oculight Dynamics entwickelt. Mit Liebe zum Detail wurde auch die künstliche Beleuchtung gestaltet, um alle Werkstätten optimal mit Licht zu versorgen. Mit dem Designer Davide Opizzi (Dcube) und der Firma Artemide wurden dafür eigens besondere Leuchten entworfen.

 

Foto: Nicolas Delaroche
Foto: Nicolas Delaroche
Foto: Nicolas Delaroche

 

Das Gebäude sei ein «Werkzeug», sagen die Architekten, das perfekt an die Uhrmacherei angepasst sei. Dennoch biete der Bau Spielraum für Anpassungen in der Zukunft. Ausserdem werde die sogenannte Co-Creation, also die Einbeziehung der Kundschaft in die Produktgestaltung, durch die Architektur in besonderem Masse ermöglicht und unterstützt. Für Kunden und Interessierte dürfte sich der Besuch der Manufaktur mehrfach lohnen. Sie können die schöne Landschaft rundherum erleben, die Architektur und die Arbeit der Uhrmacher*innen.

Andere Artikel in dieser Kategorie