Baugrube als Fundgrube

Manuel Pestalozzi
21. Oktober 2016
Während eines Jahres guckte das Fachpersonal (unten links), was der Dreck beim Pfauen so hergibt. Rechts daneben sind die Überreste der barocken Schanzen zu erkennen. Bild zur Verfügung gestellt von der Stadt Zürich.

Funde von der Eiszeit bis zu den barocken Schanzen der Neuzeit! Diese Meldung wärmt das Herz der Lokalpatriotinnen und -patrioten. Sie sehen bestätigt, was sie schon längst wissen: Zürich ist seit Urzeiten eine Wiege der menschlichen Kultur. Ein Jahr gab man den Archäologinnen und Archäologen, und offenbar nutzten sie es gut. Die Spuren und Funde fangen an bei Eingriffen in die Landschaft durch Rodungen und landwirtschaftliche Tätigkeiten. Sie setzen sich fort durch das «Judengässli» aus dem Mittelalter, ein «gut konservierter Fussweg mit solide gebautem Strassenkörper sowie seitlichen Entwässerungsgräben und Staketenzäunen». Er führte zu einem jüdischen Friedhof. Es gibt keine Anzeichen, dass dieser auf dem Bauplatz liegt, wie einige orthodoxe jüdische Gruppen vermuten und deshalb gegen das Erweiterungsprojekt schon protestierten. Buchschliessen, ein Zierknopf, Messerchen und ein Kettchen von grösserem Wert gingen einst auf diesem Weg verloren. Jetzt hat man sie gefunden.
 
Die erwähnten barocken Schanzen riss die Stadt im früheren 19. Jahrhundert nieder (einen opponierenden Heimatschutz gab es damals noch nicht). Nun wurde ein 65 Meter langer und bis zu sechs Meter hoher Teil der Schanze und damit ein imposantes Stück Stadtgeschichte freigelegt. Über sein Schicksal schweigt sich die Medienmitteilung des Hochbauamts der Stadt Zürich leider aus. Die sauber gehauenen Steine sagen doch einiges über das Knowhow der damaligen Zürcher Baubranche aus. Deshalb hofft man, dass sie künftig neben der Sammlung Bührle im Untergeschoss des Museums auch zu sehen sind.

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