«Blüemlihalle» wieder offen

Elias Baumgarten
27. Mai 2019
Foto © Stefan Altenburger

Anfangs des 20. Jahrhunderts war die Lage der Zürcher Künstler*innen nachgerade kein Zuckerschlecken. Aufträge waren Mangelware. Viele waren arbeitslos oder kamen nur mit grosser Mühe über die Runden. Um Abhilfe zu schaffen, entschloss man sich bei der Stadt zu einem Grossprojekt: Die 14 Gewölbekuppeln im Amtshaus I der Stadtpolizei sollten mit Fresken verziert werden. Nebenbei wollte man aus dem düsteren Raum eine Eingangshalle machen, die den Namen verdient hat. Ein bis anhin unbekannter und arbeitsloser Maler gewann den Wettbewerb und sicherte sich den Auftrag: Antonio Augusto Giacometti (1877–1947). Es sollte sein Durchbruch werden. Zwischen 1923 und 1925 verwirklichte er mit seinen Gehilfen die Wand- und Deckenmalerei. Weil er den Zeitbedarf falsch eingeschätzt hatte, wich er dabei allerdings vielfach auf Seccomalerei aus – ein problematischer Schritt, denn die Farbe haftete schlechter. Seine leuchtenden, floralen Sujets standen bei der Bevölkerung bald hoch im Kurs. Die Zürcher*innen sprachen nur noch liebevoll von der «Blüemlihalle». Für den Künstler, der aus dem Bergell stammt, folgten viele weitere Aufträge und grosser Ruhm. Er entwickelte unter anderem ein eigenes Farbsystem und avancierte zum Meister der Glasmalerei. Berühmt sind etwa seine Chorfenster im Zürcher Grossmünster.

Foto © Stefan Altenburger

Neben der Restaurierung wurde die Halle auch veränderten Sicherheitsanforderungen der Polizei angepasst. Eine spezielle Beleuchtung soll die Malereien besser zur Geltung bringen. Die alten Halogenlichter wurden durch neue LED-Leuchten ersetzt. Dennoch wurden vom Objektkredit über 1,85 Millionen Franken nur 1,63 Millionen beansprucht. Ab sofort kann Giacomettis Kunstwerk wieder täglich zwischen 9 und 11 beziehungsweise 14 und 16 Uhr besichtigt werden. Zu beachten ist, dass für Gruppen von mehr als 10 Personen eine Voranmeldung nötig ist. Diese richten Sie bitte an [email protected].

Foto © Stefan Altenburger

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