Der BSA wendet sich an die Swiss Prime Site: «Die Chance nicht verpassen!»

20. Juli 2021
Wird es auf dem Maag-Areal dereinst wirklich so aussehen? Momentan ist davon auszugehen. Doch die Gegner glauben ungebrochen an die Überzeugungskraft ihrer Argumente. (Visualisierung: Sauerbruch Hutton, Swiss Prime Site Immobilien AG)

Eigentlich ist allerspätestens seit einer öffentlichen Podiumsdiskussion Ende Juni dieses Jahres klar: Die Swiss Prime Site Immobilien AG möchte als Bauherrin auf dem Zürcher Maag-Areal den Entwurf des deutschen Büros Sauerbruch Hutton umsetzen – und nicht jenen von Lacaton & Vassal; auch gegen die Empfehlung der Fachjury und die Meinung der übergrossen Mehrheit der Experten. Das verärgert viele in Zürich und längst nicht nur Architekten – genau wie der fragwürdige Kommunikationsstil der Swiss Prime Site. Doch statt die Faust im Sack zu machen und sich beleidigt zurückzuziehen, versuchen die Gegner weiter, die Bauherrschaft doch noch davon zu überzeugen, auf den Entwurf der frischgebackenen Pritzker-Preisträger umzuschwenken. Die Ortsgruppe Zürich Aargau Glarus Graubünden des Bundes Schweizer Architekten (BSA) legt nun mit einem offenen Brief nach:

«Maaglive»: Die Chance nicht verpassen!

Sehr geehrter Urs Baumann
Sehr geehrte Johanna Gerum
 
Am 30. Juni 2021 lud der BSA Zürich zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion über die laufende Planung auf dem Maag-Areal ein. Der Studienauftrag «Maaglive» hatte Aufmerksamkeit erregt, weil zunächst nur ungenügend informiert worden war, vor allem aber, weil die Bauherrschaft nicht der Empfehlung der Fachjury folgte. Diese sprach sich nach einem mehrstufigen Konkurrenzverfahren unter namhaften Architekt*innen und Planer*innen einhellig für das Projekt von Lacaton & Vassal aus. Die Bauherrin Swiss Prime Site will aber jenes von Sauerbruch Hutton weiterverfolgen.
An der Veranstaltung wurde deutlich, dass diesem Projekt von Sauerbruch Hutton seitens der Zivilgesellschaft ein steifer Wind entgegen blasen wird. Auch zeigte sich, dass die Bauherrschaft, anders als zunächst suggeriert, vermutlich nicht primär aufgrund baurechtlicher Bedenken entschieden hatte. Das Projekt von Lacaton & Vassal entspricht zwar nicht den geltenden, fast zwanzigjährigen Sonderbauvorschriften. Die damit verbundenen baurechtlichen Probleme liessen sich jedoch, wie Katrin Gügler vom Amt für Städtebau ausführte, überwinden.
Umso mehr bedauert der BSA Zürich den Entscheid der Bauherrschaft und stellt sich hinter die Empfehlung der Fachjury. Das Projekt von Lacaton & Vassal findet eine exemplarische Antwort auf die Ansprüche unserer Zeit. Es demonstriert, wie sich vorhandene Gebäude weiterentwickeln und verdichten lassen. Damit zeigt es eine Alternative zur gängigen, oft unbefriedigenden und wenig nachhaltigen Praxis der Ersatzneubauten auf. Indem es den gesamten Baubestand inklusive der beiden Untergeschosse in das Projekt integriert, verspricht es massive Einsparungen an grauer Energie, eine gute CO2-Bilanz und einen vernünftigen Umgang mit den Altlasten. Geprägt durch eine unsentimentale Wertschätzung des Vorhandenen, vermag es von der reichen Geschichte des Ortes zu profitieren. Dadurch stärkt es die brüchige Identität des Quartiers, statt diese weiter zu schwächen.
Mit dem Projekt der aktuellen Pritzker-Preisträger Lacaton & Vassal für das Maag-Areal eröffnet sich für Swiss Prime Site eine einmalige Chance. Es lässt sich damit ein Leuchtturmprojekt für eine nachhaltige Stadt- und Immobilienentwicklung realisieren, das weit über Zürich, ja die Schweiz hinausstrahlt. Dies liegt im Interesse der Öffentlichkeit, aber auch in jenem ihrer Aktionäre.
Gerne stehen wir Ihnen auf ihren Wunsch engagiert zur Verfügung.
 
Mit freundlichen Grüssen
Daniel Bosshard und Martin Tschanz
für den Vorstand BSA Zürich Aargau Glarus Graubünden
So würde es auf dem Maag-Areal nach der Umsetzung des Projekts von Lacaton & Vassal aussehen. (Visualisierung: Lacaton & Vassal, Swiss Prime Site Immobilien AG)

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