Design entdecken

Susanna Koeberle
6. September 2022
Der Designer Robert Wettstein zeigt seine Sammlung von Landi-Stühlen. (Foto © Zurich Design Weeks)

Jede grössere Stadt hat mittlerweile eine Design Week. Weshalb sollte Zürich keine haben? Schliesslich ist die Zwingli-Stadt durchaus designaffin. Das zeigt schon ein Blick in die Geschichte. Nicht nur waren hier in den 1930er-Jahren Vertreter*innen des Bauhauses tätig, auch später war Zürich wiederholt Zentrum von wichtigen Bewegungen in Design, Architektur und Kunst. Im Grafikdesign und in der Typografie gilt etwa der «Swiss Style» als Erfolgsgeschichte. Alle vergangenen Errungenschaften aufzuzählen, würde allerdings ablenken von der Jetztzeit. Und da tut sich schon seit Längerem einiges. Gerade die erste Design Biennale Zürich, die 2017 stattfand, hat dazu beigetragen, den Blick für Design jenseits einer reinen Lifestyle-Disziplin zu schärfen. Das Gründungsteam dieser Veranstaltung hat auch bei den Zurich Design Weeks von Anfang an mitgewirkt. Um Kräfte zu bündeln, wurde das Team erweitert. Es entstanden innerhalb kürzester Zeit neue Kollaboration mit bestehenden Events wie neue räume, Mode Suisse, dem Digital Festival und HackZurich sowie etablierten Zürcher Institutionen wie dem Museum für Gestaltung Zürich. Mit vereinten Kräften lässt sich mehr erreichen – Stichwort Schwarmintelligenz. Und in der Tat sind die Zurich Design Weeks schon bei ihrer ersten Ausgabe die grösste Designveranstaltung in der Schweiz.

Postersäule im öffentlichen Raum (Foto © Zurich Design Weeks)

Bei der Präsentation des Konzepts letzte Woche betonte die Mitorganisatorin Anita Simeon, Chefredaktorin der Wohnzeitschrift Das Ideale Heim, den Pilotcharakter des Projekts. Dass die Stadt mit von der Partie ist und der Designveranstaltung finanziell unter die Arme greift, ist ein Zeichen für die Anerkennung der Bedeutung von Design. Wichtig war den Organisator*innen deswegen, Design auch im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Dies geschieht etwa mit mehreren Plakatsäulen in der Stadt, für die 34 Grafikbüros aus Zürich angefragt wurden, ihre Interpretation des Themas «Uncover» zu liefern. Auch eine Lichtinstallation beim Museum für Gestaltung soll möglichst viele Menschen anlocken; im alten Sitz des Museums bei der Ausstellungsstrasse befindet sich denn auch die Designzentrale. Verschiedene Designgeschäfte wie Atelier Volvox, Edition Populaire oder der Freitag Flagship-Store haben Newcomer unter ihre Fittiche genommen. Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass dabei auch Experimente und Prozesse sichtbar gemacht werden. Der Weg zu einem Designprodukt ist eben lang, das soll ebenfalls kommuniziert werden.

Martina Häusermann erforschte das Potenzial von Extrusionsverfahren mit Keramik – zu sehen bei Edition Populaire. (Foto © Zurich Design Weeks)

Es geht glücklicherweise auch nicht immer um Konsum; dazu tragen Formate wie Workshops, Walks und Talks bei. Bei den Open Studios geben Designstudios und Ateliergemeinschaften Einblick in ihre Arbeit. Die Liste der Events ist lang, es lohnt sich täglich in die Agenda zu schauen und je nach Interesse in die verschiedenen Facetten der Disziplin Design einzutauchen; sei es in Hintergrundgeschichten von Schweizer Designikonen im Swiss Design Market in der Modissa oder einen Blick in die Zukunft zu werfen wie beim Immersive Design Lab der ETH Zürich.

Eine Tour gibt Einblick in die Forschungsarbeit des Immersive Design Lab, ein interdisziplinäres Labor der ETH Zürich. (Foto © Zurich Design Weeks)

Am Donnerstag, dem 8. September 2022, diskutieren der Verleger Lars Müller und der Architekt Arthur Rüegg über das Thema «Bauhaus gestern und heute». Sie präsentieren Publikationen und Werke und freuen sich auf einen Dialog mit den Teilnehmenden. Zusätzlich geboten werden Musik, feines Essen und erfrischende Getränke.

Der Anlass findet im Möbelhaus H100 (Hohlstrasse 100, 8004 Zürich) statt und beginnt um 19 Uhr. 

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