Distinction Romande d’Architecture 2018

Manuel Pestalozzi
1. Oktober 2018
Die Preisverleihung fand im Pavillon Sicli statt. Er befindet sich im Entwicklungsgebiet Acacias, südwestlich des Stadtzentrums von Genf. Bild: Manuel Pestalozzi

Die Distinction Romande d’Architecture (DRA) startete 2010 und wurde in diesem Jahr zum vierten Mal durchgeführt. Sie will die qualitativ hochstehende Baukultur in den französischsprachigen Teilen der Schweiz dokumentieren und vermitteln. Die ausgezeichneten Projekte sollen eine Vorbildfunktion ausüben und auch die gestalterischen und fachlichen Kompetenzen der sehr heterogenen Grossregion in Erinnerung rufen.
 
Die diesjährige DRA IIII wartete im Vergleich zu den bisherigen Anlässen mit verschiedenen «Evolutionsschritten» auf: Mit dem BSLA und dem VSI als neuen Mitgliedern deckt die DRA erstmals neben der Architektur und dem Ingenieurwesen auch die Bereiche Landschaftsgestaltung und Innenarchitektur ab. Am 30. September erhielt die breite Öffentlichkeit erstmals Gelegenheit, sich über die 26 nominierten Projekte ein Urteil zu bilden und dieses im Rahmen eine Publikumspreises auch abzugeben. Schliesslich ergab sich bei der DRA IIII auch eine intensive Zusammenarbeit mit den Genfer Lehrinstitutionen Haute école d’art et de design (HEAD) und Haute école du paysage, de l’ingénierie et d’architecture (HEPIA).

Für die Projekte wurden von Studierenden so genannte Valises, bespannte modulare Gestelle, entworfen. Bild: Manuel Pestalozzi

26 Nominationen
Die Vergabe der Ehrungen hatte einen auffallend offiziellen Charakter. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik und den Behörden der betroffenen Kantone versammelten sich unter der Islerschale des zum Ausstellungssaal konvertierten Industriebaus (dessen Name, wie der Verfasser nun weiss, «Siggli» ausgesprochen wird, und nicht etwa «Sissli»). Der Genfer Regierungsverteter wurde bei seiner kurzen Ansprache flankiert vom Amtsweibel in vollem Ornat, der mit seiner farbenfrohen Tracht etwas Farbe in das Architekturpublikum brachte. Jurypräsidentin war die emeritierte Politikerin und einstigen Präsidentin von Pro Helvetia Yvette Jaggi. Sie zollte dem Wettbewerbsverfahren im Baubereich ihren Respekt und freute sich, dass unter den 26 nominierten Projekten, welche aus 313 Bewerbungen selektioniert wurden, sich auch zahlreiche befanden, die von der öffentlichen Hand in Auftrag gegeben wurden.
 
Die 26 nominierten Projekte werden durch die DAR IIII eingehend dokumentiert. Rund zwei Drittel der 313 Bewerbungen stammten aus den Kantonen Genf und Waadt, einsames Schlusslicht war der Kanton Jura, der unter den Nominierten nicht mehr vertreten ist. Man mag in diesem erheblichen «Gefälle» eine Momentaufnahme über die aktuellen Entwicklungsgeschwindigkeiten erkennen oder auch nicht. Für die Nominierten entwarfen die Studierenden der beiden erwähnten Hochschulen ein wirklich überzeugendes modulares Ausstellungsmobiliar, so genannte Valises. Diese eleganten, minimalistischen Gestelle lassen unterschiedliche Konfigurationen zu. Sie besitzen eine eigene Beleuchtung und lassen sich mit Textilbahnen bespannen, so dass sich Nischen bilden. Die Projekte sollen mit den Valises auf Wanderschaft gehen. Auch im Ausland wird die Ausstellung zu sehen sein, konkret als Ausstellungsort erwähnt wurden neben dem Tessin Barcelona und Brüssel.

Über die Leiter stieg der Geist von Adolf Loos hinab und überreichte die Distinctions und die Mentions in der Form von Trockenziegeln aus Genfer Erde. Bild: Manuel Pestalozzi

Distinctions und Mentions
Eine Schauspielerin mimte den Geist von Adolf Loos und führte als Moderatorin durch den Anlass. Sie, respektive Loos‘ Geist, erinnerte an die Gefahr, dass die Landschaft durch unbedachte bauliche Massnahmen Schaden nimmt. Vorbildliche Projekte können diese Gefahr schmälern. Anschliessend fand die Übergabe der Auszeichnungen statt: 8 Distinctions und 12 Mentions.

Distinctions
École de la Verrerie, Alain Wolff architectes, Vevey
Parlement vaudois, Lausanne, Atelier Cube und Bonell i Gil, Lausanne / Barcelone
Revitalisation de l’aire, Bernex, Groupement Superpositions, Genève
Salle polyvalente à Le Vaud, LOCALARCHITECTURE, Lausanne
Centre village, Cressier, LVPH architectes Sàrl, Pampigny
École Primaire Châteauneuf-Conthey, Bonnard Woeffray architectes fas sia, Monthey
Rigaud 55, Chêne-Bougeries, Bonhôte Zapata Architectes SA, Genève
Maison Farel, Bienne, 0815 Architekten GmbH, Biel/Bienne
 
Mentions
Salle multi-usage La Grange au Pré, Léchelles, Fribourg, Joud Vergély Beaudoin Architectes, Lausanne.
École de pédagogie curative, Bienne, bauzeit architekten, Biel-Bienne
École d’Orsonnens, TEd’A arquitectes, Palma Rapin Saiz Architectes, Vevey
transformation et agrandissement du bâtiment du service des autoroutes./.Eva, Givisiez, Bart & Buchhofer Architekten AG, Bienne.
Sébeillon, Lausanne, BABL, Bakker & Blanc architectes associés, Lausanne
Place du Vélodrome, Genève, Pascal Heyraud architecte-paysagiste, Neuchâtel. Nussbaumer Perone architectes, Genève
Marin, Lausanne, TRIBU architecture, Lausanne
Bâtiment administratif de la Police cantonale, Granges-Paccot, deillon delley architectes, Bulle
École, crèche, piscine et espace public de Chandieu, Genève, atelier bonnet architectes, Genève
Valorisation du jardin botanique alpin de Meyrin, Véronique Favre architectes, Genève
Lavigny, nouveau quartier et jardin partagé, bunq architectes, Nyon
Rénovation et surélévation d’un immeuble de 1970, Chavannes-près-Renens, L-architectes, Lausanne

Eine Mention gab es für die Salle polyvalente in Le Vaud von LOCALARCHITECTURE, Lausanne. Bild: Matthieu Gafsou/DAI IIII

Teamwork
Die Auszeichnung ging nicht alleine an die Architektinnen und Architekten oder die Baufachleute. Auch die Bauherrschaften waren explizit in die Ehrungen mit einbezogen. Die Verantwortlichen traten als Team auf. In den kurzen Ansprachen zu den Mentions wurde klar hervorgehoben, dass es für qualitativ hochstehende Werke auch engagierte Auftraggeberinnen und -geber braucht. Eine besonders emotionale Note brachte die Gemeindepräsidentin von Le Vaud ein, deren Mehrzweckhalle mit einer Distinction geehrt wurde. Das Gebäude aus Schweizer Holz brannte unmittelbar vor der Eröffnung ab und musste gleich ein zweites Mal errichtet werden. Das Team hielt zusammen und baute das Projekt wieder auf.

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