Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild

Jenny Keller
16. März 2015
Ein schönes Bild, das aber nicht den Entwurf des beschriebenen Projekts zeigt. Bild zugeschnitten via skyscrapercity.com

Der Tagesanzeiger weiss, dass «gemäss unbestätigten, aber aus mehreren Quellen stammenden Informationen», die hundert geplanten Luxussuiten des umstrittenen Valser-Hotels in einem 380 Meter hohen Turm untergebracht werden sollen. Das sei gestern so in der Schweiz am Sonntag zu lesen gewesen. Das stimmt, den Artikel gibt es. Dazu wird ein Bild eines Turms publiziert, und die Zeitung schreibt: «Die nicht datierte Visualisierung, die der Schweiz am Sonntag zugespielt wurde, stammt offenbar vom November letzten Jahres und zeigt gemäss unbestätigten Informationen bereits die Konturen des definitiven Baus – allerdings noch in einer bescheideneren Höhe. Es dürfte jenes Projekt sein, an dem sich die Geister der Fachjury schieden.» Offenbar, dürfte...

Hochparterre, Blick, oder Watson sind auf den Zug aufgesprungen und haben das Bild des angeblich von Thom Mayne und Morphosis geplanten Hochhauses in Vals gezeigt und dazu Geschichten über das dereinst höchste Haus Europas erfunden und über die Gründe gemutmasst, weshalb Vals sich diesen Turm leisten will.

Bild: Screenshot von Watson.ch

Allein, weil alle es sagen, bedeutet noch lange nicht, dass es auch stimmt. Auf den facebook-Seiten von Jensen & Skodvin Architekts aus Oslo und von den genialen Renderern MIR ist das Bild dieses Hochhauses in Vals bereits seit Mitte Februar, also dem Datum des Nicht-Entscheids* der Jury zu sehen. Die Bildüberschriften deklarieren den Entwurf ganz klar als denjenigen von Jensen & Skodvin Architekts. Diese gratulieren in ihrem Post sogar Morphosis und Thom Mayne zum Sieg in Vals.

*Wir erinnern uns: Der Wettbewerb – ein Studienwettbewerb, kein Projektwettbewerb – wurde ohne Bestimmung eines Siegerprojekts abgeschlossen. Die Bauherrschaft, die 7132 AG, kann sich dennoch anders entscheiden als die Jury und will anscheinden das Projekt von Thom Maynes Büro Morphosis verwirklichen. Wie das dann aussehen wird, erfahren wir in rund einer Woche – dann soll sich Remo Stoffel, der Investor, anlässlich einer Medienorientierung wieder zum Thema und zum Siegerprojekt äussern. Bis dahin bleiben wir weiteren Bildern des Projekts gegenüber skeptisch – auch wenn mehrere Quellen es abbilden sollten!

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