Eine Vitrine für zeitgenössisches Design

Patricia Lunghi | 12. Juni 2025
Die 16. Design Days finden auf dem Gelände des früheren Postverladebahnhofs im Quartier La Rasude in Lausanne statt. (Foto: © Catherine Gailloud, Design Days)

Die Design Days sind ein Forum für Dialog und Begegnung. Dabei zeigt die Schau, wie wandlungsfähig Design ist: Die Disziplin ist stets imstande, sich neu zu erfinden und auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren. Auf den Bahnsteigen des ehemaligen Postverladebahnhofs in Lausannes Quartier La Rasude entdecken Besucherinnen und Besucher ein großes Spektrum an Projekten – vom Sammlerdesign über Industriedesign bis hin zu maßgefertigten Möbeln, Wohnaccessoires, Tischkultur und Grafikdesign. Auch rund zwanzig Schweizer Mode- und Accessoire-Labels, kuratiert vom Swiss Fashion Point, sind vertreten. Insgesamt werden an über 65 Ständen Werke von rund hundert Designerinnen und Designern präsentiert. Diesmal liegt der Fokus dabei auf jungen Design-Talenten, die mit frischen Perspektiven die Vielfalt des Schweizer Designs eindrucksvoll widerspiegeln.

Die Design Days richten sich sowohl an Fachleute als auch an Designliebhaberinnen und Designliebhaber, beleuchten die vielfältigen Facetten zeitgenössischer Gestaltung und betonen zugleich die Rolle des Designs als kulturelle, intellektuelle und engagierte Disziplin. Die Schau bietet die Gelegenheit zur Vernetzung zwischen Designerinnen, Fabrikanten und anderen wichtigen Akteurinnen der Designszene.

Design und Nachhaltigkeit – ein klares Statement

Eine neue Generation von Designschaffenden stellt die Nachhaltigkeit ins Zentrum ihres Schaffens und setzt auf lokale oder recycelte Materialien. So etwa Cristina Nezel, die elegante Vasen aus wiederverwerteten Textilien fertigt, oder das Puzz’le Design Studio, das in seinem ökologisch verantwortungsvollen Ansatz auf nachhaltige Materialien wie zertifiziertes Holz sowie wasserbasierte Lacke und Tinten setzt. Die Produktion in kurzen Lieferketten fördert lokale Kooperationen und reduziert den Verpackungsaufwand, was der Umwelt zugute kommt. Die Produkte von Puzz’le Design Studio werden in der Schweiz hergestellt und tragen das Swiss Label als Qualitätssiegel.

Puzz’le Design Studio setzt bei seinen Gestaltungen auf nachhaltige und umweltfreundliche Materialien wie Holz oder wasserbasierte Lacke ohne Lösungsmittel. (Foto: © Alicia Dubuis)

Der Architekt und Designer Fabien Roy, ein Absolvent der Kunstschule ÉCAL in Lausanne, gründete das Label Risou, benannt nach dem gleichnamigen Wald. Der Forêt du Risoud – eines der größten Waldgebiete Europas – erstreckt sich auf einer Länge von 22 Kilometern zwischen dem französischen Jura und dem Kanton Waadt. Fabien Roy entwirft Möbel aus massivem Fichtenholz, inspiriert vom ländlichen Erbe des Waadtländer Jura. Jede Kreation entsteht im Rahmen einer lokalen Produktionskette: Vom Baum bis zur Werkstatt erfolgen sämtliche Schritte wie Fällen, Sägen, Transport, Gestaltung und Fertigung im Umkreis von 20 Kilometern und ausschließlich mit regionalen Partnern. Die erste Kollektion von Risou ist eine Hommage an die traditionelle Architektur des Juragebiets, insbesondere an Dächer und Kamine, die das Landschaftsbild der Region charakterisieren. Tisch, Bank und Hocker mit klarer, robuster Formensprache bieten eine zeitgenössische Interpretation dieser Bauformen.

Die Möbel des Architekten Fabien Roy bestehen aus massivem Fichtenholz. Mit ihren Formen sollen sie an die Bautradition des Waadtländer Jura erinnern. (Foto: Fabien Roy)

Die farbenfrohen Sitzmöbel der Kollektion Incycle des Schweizer Herstellers Girsberger bestehen zu über 90 Prozent aus recycelten Materialien. Für die textilen Sitzflächen kommen wiederverwendetes Polyester und recycelte PET-Flaschen zum Einsatz, während die Polsterung aus gebrauchten Matratzen und Schaumstoffen angefertigt ist. Die tragende Struktur der Stühle wiederum besteht aus Altpapier und Karton, und ihr Sockel wird aus Kunststoffabfall hergestellt. Die Incycle-Sitze sind auf die Anforderungen neuer Arbeitsumgebungen mit offenen, flexiblen Raumkonzepten sowie Gemeinschaftsbereiche ausgerichtet. Dank der an der Unterseite angebrachten Rollen lassen sich die Stühle mühelos bewegen. Die Kollektion ist darauf ausgelegt, Kommunikation und Austausch zu fördern.

Die bunten Sitzmöbel der Kollektion Incycle von Girsberger bestehen aus recycelten Abfällen wie PET-Flaschen und Altpapier. (Foto: © Girsberger)
Vielfalt der Gestaltung

Die heurige Ausgabe der Design Days legt ein besonderes Augenmerk auf handwerkliches Können – etwa im Bereich der Holzverarbeitung mit den Schaukelstühlen aus Schweizer Eiche des Genfer Designers Olivier Veuthey. Das auf maßgefertigte Innenausbauten spezialisierte Atelier M12 lanciert seine neue Kollektion aus Schweizer Holz. Die Genfer Galerie NOV präsentiert eine Ausstellung mit mehreren Schweizer Designschaffenden, die mit Nouvel, einer traditionsreichen Glasmanufaktur aus Mexiko, zusammengearbeitet haben. Seit über 30 Jahren widmet sich das Haus der Erforschung und Weiterentwicklung des Glashandwerks. Unter den Ausstellungsstücken sind unter anderem Arbeiten von Nicolas Le Moigne, Laurin Schaub und Julie Richoz.

Die Galerie NOV zeigt Arbeiten von Schweizer Designerinnen und Designern, die mit der mexikanischen Galsmanufaktur Nouvel zusammengearbeitet haben. (Foto: © Marvin Merkel)

Zum zehnjährigen Bestehen seines Studios präsentiert der Bieler Designer Dimitri Bähler eine Auswahl seiner poetischen und feinfühligen Arbeiten – kommerzielle Produkte und persönliche Projekte, die alle von einem Gleichgewicht zwischen Schlichtheit und Raffinesse zeugen. Seine Handschrift bleibt dabei stets zurückhaltend und konsistent.

ArchiTalks – Architektur im Dialog

Das Programm der Design Days umfasst auch Konferenzen und Workshops. Erstmals findet eine Vortragsreihe unter dem Titel »ArchiTalks – Perspektiven zur zeitgenössischen Architektur« statt, die speziell für Architekturschaffende und Fachleute aus der Baubranche gedacht ist. Am Freitag, dem 13. Juni, ab 17 Uhr wird eine Serie kurzer Präsentationen von Projekten, Ideen, Materialien und innovativen Initiativen gezeigt. Rund fünfzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter etablierte, aber auch aufstrebende Architektinnen, Unternehmer, Institutionen und Verbände – geben Einblicke in ihre Arbeit. Zum Programm 

Carte Blanche

Eine ortsspezifische Installation, entstanden im Rahmen eines interdisziplinären Workshops mit Studierenden der Hochschule Luzern unter der Leitung des Designers Florian Hauswirth, empfängt die Besucherinnen und Besucher beim Betreten des Ausstellungsareals. Ein transluzentes gelbes Band durchquert den Raum, spielt mit Licht und Bewegung und tritt in einen poetischen Dialog mit der bestehenden Architektur – insbesondere mit der Rolltreppe am Eingang der Design Days. 

Eine Installation von Studierenden der Hochschule Luzern und dem Designer Florian Hauswirth umhüllt die Rolltreppen beim Eingang der Design Days. (Modellfoto: © HSLU)

Die 16. Ausgabe der Design Days findet vom 12. bis zum 15. Juni in Lausanne statt (Place de la Gare 1, 1003 Lausanne).

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