Foundation Award 2013

Juho Nyberg
30. Mai 2013
Wiederbelebungsmassnahmen in Lugano: Projektvorschlag für die «Scalina degli Angioli» (Bild: Architekt)

Im Rahmen der vierten Verleihung des Foundation Award wurden dieses Jahr erstmals drei Preise vergeben. Die Vielfalt der eingereichten Beiträge zeigte sich auch in den prämierten Büros. Juho Nyberg berichtet von der diesjährigen Jurysitzung.

Der 2010 erstmals verliehene Förderpreis für Jungarchitekten – der Foundation Award – etabliert sich als feste Grösse. Zum einen bewarben sich diesmal über 20 Büros um die Auszeichnung, zum anderen konnte die Jury passend zur Rekordteilnahme erstmals drei Preise vergeben. Der erste Rang wird wie bisher mit Sachpreisen im Wert von über 17'000 Franken ausgezeichnet, die beiden nachfolgenden Plätze erhalten einen namhaften Betrag in bar. Gewonnen hat das Zürcher Büro Demuth Hagenmüller Architekten, den zweiten Platz belegen Huber Waser Mühlebach aus Luzern und im dritten Rang klassierte sich Architekt Thomas Schlichting aus Lugano.

Den angestrebten Platz einnehmen
Auf der Webseite des Foundation Award wird die Absicht der Auslober wie folgt beschrieben: «Der Foundation Award möchte pro Jahr einem jungen Architekturbüro dabei helfen, den Platz in der Schweizer Architekturlandschaft einzunehmen, den es anstrebt.» Einzige Beschränkung ist, dass die Gründung nicht länger als vier Jahre zurück liegen darf. Zur Beurteilung werden neben einem oder mehreren eingereichten Projekten auch die Firmenphilosophie, mögliche Marketing- oder Geschäftsideen betrachtet. So können etwa eine konsequente Ausrichtung und flankierende Fortbildung auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit oder eine Forschungsarbeit die Tätigkeit als Architekt ergänzen.

Darüber hinaus begibt sich die Jury auf die Suche nach dem Büro – oder dieses Jahr eben den Büros –, das nach ihrer Meinung am stimmigsten von den Voraussetzungen wie architektonische Haltung und Absicht über die Mittel des Entwurfs und der Erforschung der Aufgaben bis zum finalen Projekt ein einheitliches und stringentes Ganzes zu vermitteln vermag. Dass dabei der gedankliche und entwerferische Aspekt am stärksten gewichtet ist, und nicht etwa die Frage nach der erfolgten Realisation, belegen die bisherigen drei Gewinner.

Wettbewerbe und andere Strategien
Dank diesem weit aufgespannten Feld darf sich die Jury alljährlich mit entsprechend vielfältigen Beiträgen auseinandersetzen und erhält gleichzeitig einen wohl einzigartigen Einblick in die junge Schweizer Architektenszene und ihre Vielfalt. «Klassische» Direktaufträge für Neu- und Umbauten von Einfamilienhäusern bis Kinderhorten illustrieren das täglich Brot der Architektenzunft ebenso wie Wettbewerbsbeiträge in den aktuellen Bereichen Wohnungsbau oder Alters- respektive Pflegeheime. Während hier nach gängigen Mustern und Massstäben über die Qualität der Architektur diskutiert werden kann, fordern andere Beiträge die Jury heraus, sich mit weniger alltäglichen Kriterien auseinander zu setzen: Aus Eigeninitative entwickelte Projekte zeigen, dass die gegenwärtige Architektengeneration sich durchaus ihrer gesellschaftlichen Wirkung und Verantwortung bewusst ist. Das selbständige Entwickeln von Projekten kann als Alleinstellungsmerkmal und Strategie verstanden werden, als Werkzeug gewissermassen, das auf verschiedene Orte angewendet wird. Oder es wird durch einen offensichtlichen Bedarf an einem konkreten Ort geweckt, etwa wenn in Lugano die Scalinata degli Angioli zu zerfallen droht und der luganeser Architekt Thomas Schlichting einen Vorschlag zur Aufwertung der Anlage entwickelt, der ihm den dritten Preis einbrachte.

«Hier würde man sich gerne aufhalten.» Das Architekturmodell von Huber Waser Mühlebach (Bild: Architekten)

Die Rückkehr des Modells
Als ebenso vielfältig erweisen sich die schriftlich oder bildlich dokumentierten Arbeitsweisen. Trotz fortschreitender Entwicklung der CAD- und Renderprogramme sind handwerkliche Annäherungen an die richtige Lösung nach wie vor oft anzutreffen. Das Luzerner Büro Huber Waser Mühlebach vermochte die Jury mit seiner analogen Arbeitsweise und dem sehr geglückten Transfer von Ausdruck und Stimmung von der Modellebene zu real ausgeführten Objekten zu überzeugen und darf sich über den zweiten Rang freuen.

Mit den in Wettbewerben erfolgreichen Zürcher Architektinnen Demuth Hagenmüller gewinnt ein Büro, dass sich innert kurzer Zeit in zwei Wohnbauwettbewerben durchgesetzt hat. Zahlreiche Wettbewerbe und Publikationen zu diesem sehr aktuellen Thema belegen das sehr hohe Niveau der gegenwärtigen Wohnungsbauten. Die eingereichten Arbeiten der beiden Architektinnen belegen einen sensiblen und präzisen Umgang sowohl im Gross- wie im Kleinmassstäblichen, im Neu- wie im Umbau.

Siegerinnen des 4. Foundation Award: Demuth Hagenmüller Architekten aus Zürich (Bild: Architektinnen)

Freut euch
Nimmt man die eingereichten Beiträge zum diesjährigen Foundation Award als Gradmesser der architektonischen Entwicklung der Schweiz, so ist festzuhalten, dass die Schweizer Architekturszene umsichtig, präzise und intelligent die ihr gestellten Aufgaben angeht. Wir freuen uns, sie aus nächster Nähe weiter zu beobachten.

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