Hunziker-Areal: Vision ist jetzt Realität

Manuel Pestalozzi
3. Juli 2015
Einen Tag vor der Einweihungs-Party zeigt Peter Schmid, Präsident der Baugenossenschaft «mehr als wohnen», rechts, Mitgliedern der Presse, wie sich das Modell in Wirklichkeit verwandelt hat. Bilder: Manuel Pestalozzi

Die Überbauung ist aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen. Er wurde 2008 durchgeführt und verlangte nicht weniger als das Wohn- und Arbeitsquartier der Zukunft; in soziologischer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht sollte für die Baugenossenschaft «mehr als wohnen» ein Lebensraum für rund 1000 Menschen entstehen, der nach den Vorgaben für die 2000 Watt-Gesellschaft erstellt und betrieben werden kann. 

Heute kann man an der Hagenholzstrasse im Stadtteil Zürich-Oerlikon erkennen, dass es der städtebauliche Entwurf des Zürcher Architekturteams futurafrosch und DUPLEX-Architekten wirklich in sich hat. Er ordnet auf dem 40'000 Quadratmeter grossen Areal 13 sechs- bis achtgeschossige Punkthäuser so an, dass eine Abfolge von Höfen entsteht, die den Kontakt zur Umgebung (das berühmte Schulhaus Leutschenbach von Christian Kerez ist ein Nachbar) ermöglicht, aber auch Geborgenheit vermittelt.

Blick auf den Hunziker-Platz. Die Betonplatten des Belags stammen von der einstigen, namensgebenden Firma. Rechts ist das Massivbetonhaus zu erkennen, links dahinter die «Orangerie» der Siedlung auf dem Dach des Nachbarhauses. Die Dimensionierung der Aussenräume wirkt urban und dennoch grosszügig.

Ebenso ehrgeizig wie die Zielsetzungen des Projektes war die Gestaltung des Entstehungsprozesses. In «Echoräumen» wurden zwischen Fachleuten und Laien Lösungsansätze für die Gestalt, das Angebot und den Betrieb der Siedlung ausdiskutiert. Diesem Prozess ist es unter anderem zu verdanken, dass jedes Haus seinen eigenen Charakter hat, hinsichtlich der Grundrisse, teilweise auch bei der Konstruktion. Überall wagte man sich an Experimente, so dass eine Vielzahl von architektonischen und gebäudetschnischen Konzepten geschaffen werden konnte. Realisiert wurde die Siedlung vom Totalunternehmer Steiner. Die insgesamt 395 Wohneinheiten bieten einen grossen Angebotsmix für unterschiedliche Budgets. Von besonderem Interesse sind die Cluster-Wohnungen, die sich grosszügige Geminschaftsbereiche teilen. Als Areal entspricht die Siedlung dem Standard Minergie-P-ECO.

Gemeinsamer Nenner der Häuser sind die Erdgeschosse. Sie bilden einen Sockelbereich, der zum grössten Teil öffentlichen Nutzungen dient. So gibt es bereits einen Coiffeur, einen Gemüsehändler und ein Restaurant. Dann stehen verschiedene «Allmendräume» zur Verfügung. Dies sind Lokalitäten, die von den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern bewirtschaftet werden können. Das Mitmachen und der Austausch sind sehr gefragt im Hunziker-Areal, und dafür steht ein grosses Raumangebot zur Verfügung.

Die Treppenhäuser liegen meist zentral. Bei den Projekten von futurafrosch und DUPLEX Architekten, die neben Müller Siegrist Architekten, Miroslav Šik und pool Architekten auch für die einzelnen Entwürfe zuständig waren, sind sie Begegnungszonen mit piranesischer Dramatik.

Die Baugenossenschaft «mehr als wohnen» zeigt ihre Präsenz mit einer Reception am Hauptplatz der Siedlung. Sie ist werktags von 7 bis 19 Uhr geöffnet, am Samstag am Morgen, und empfängt Suchende, Fragende und Anregungen. Über der Reception befinden sich 20 Gästezimmer, mit Vorzugstarifen für die Mitglieder der Baugenossenschaft. 

Und wie steht es mit den 2000-Watt-Zielen? Werden sie erfüllt? Andreas Hofer, Geschäftsleiter Bau von «mehr als wohnen», nennt die Zahl 3500. Damit kommen die Bewohnerinnen und Bewohner des Hunziker-Areals in etwa aus. Dies ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Durchschnittsbürgerinnen und -bürger je nach Rechnungsweise mit 8000 bis 6000 Watt zu Buche schlagen. Nicht ganz alle Wohnungen sind vermietet. «Wir wünschen uns noch einige Familien mit halbwüchsigen Kindern», erklärt Peter Schmid, Präsident von «mehr als wohnen», den Grund für diese Leerstände. Kleine Kinder gebe es reichlich, doch man wünsche sich einen ausgeglichenen Mix. Er erwähnt auch, dass das Angebot bei älteren Menschen trotz durchgängiger Barrierefreiheit bisher noch nicht auf grosses Interesse gestossen ist. Doch schliesslich befindet sich das Hunziker Areal in einer interessanten Pionierphase. Das Potenzial dieser Siedlung ist gross, schon jetzt darf man gespannt sein, was es in zwei, fünf Jahren über das neue Quartier am Leutschenbach zu berichten gibt.

Blick in die Genossenschaftsstrasse mit dem Massivbetonhaus und dem mehrgeschossigen Holzhaus, das auf einem massiven Sockelgeschoss ruht.

Am Samstag, 4. Juli 2015 wird das Hunziker-Areal eingeweiht. Auf den offiziellen Festakt folgt von 12.30 bis 14 Uhr der Programmteil «Offene Türen». Das anschliessende Genossenschaftsfest dauert von 17 Uhr bis 1 Uhr in der Früh. Alle sind eingeladen.

Vorgestelltes Projekt

EBP AG / Lichtarchitektur

Schulanlage Walka Zermatt

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