Natur und Architektur

Susanna Koeberle
18. Februar 2019
Natur und Architektur im Einklang. Bild: © Junya Ishigami + Associates

Architektur ist nicht frei genug, findet der japanische Architekt Junya Ishigami. Mit seinem Entwurf für den diesjährigen Serpentine Pavilion in London führt er vor, was er unter freier Architektur beziehungsweise unter Freiraum in der Architektur versteht. Sein Pavillon ist vom archetypischen Element des Daches inspiriert: Mehrere Schieferplatten sollen zu einem einzigen Vordach zusammengefügt werden. Im Inneren des Pavillons wird sich ein geschlossener höhlenartiger Raum befinden, ein Zufluchtsort zum Nachdenken. Vom Menschen geschaffene Strukturen sollen zur Natur in einem harmonischen Verhältnis stehen. Junya Ishigami beschreibt seine Idee wie folgt: «Mein Entwurf für den Pavillon spielt mit unserer Wahrnehmung der gebauten Umwelt vor dem Hintergrund einer natürlichen Landschaft und betont ein natürliches und organisches Gefühl, als wäre er aus dem Rasen gewachsen, einem felsigen Hügel ähnelnd. Ich versuche, die traditionelle Architektur mit modernen Methoden und Konzepten zu ergänzen, um an diesem Ort eine noch nie dagewesene Landschaft zu schaffen. Der Pavillon besitzt die Schwere von Schieferdächern, wie sie auf der ganzen Welt anzutreffen sind, und soll gleichzeitig so leicht wirken, als ob ihn ein Windhauch wegblasen könnte. Die Ansammlung von verstreutem Gestein erscheint wie ein wogendes Stück Stoff.»

Junya Ishigami, Botanical Garden Art Biotop / Water Garden, Tochigi, Japan, 2018. Bild: © Junya Ishigami + Associates

Junya Ishigami, 1974 geboren, gehört der jungen Architektengeneration Japans an, die sich um Toyo Ito und Kazuyo Sejima gebildet hat. Nach dem Studium der Architektur arbeitete er einige Jahre bei SANAA und gründete 2004 sein eigenes Büro junya.ishigami + associates. Sein konzeptueller und poetischer Ansatz zeigte sich schon in seinem Beitrag für die 12. Architekturbiennale von Venedig 2010, für den er den Goldenen Löwen erhielt. Quasi unsichtbar war damals sein Wohnhaus, das fast in der Luft zu schweben schien. Leichtigkeit, Flexibilität sowie das Verschwimmen von Grenzen zwischen gebautem und ungebautem Raum sind typische Kennzeichen seiner Architektur. Ebenso sein Wunsch nach neuen Typologien von Architektur, die neue Lebensmodelle reflektieren. Wie sich sein offener Pavillon anfühlen wird, werden Besucher und Besucherinnen im Juni erfahren.

Mehrere Schieferplatten werden ein Dach bilden. Bild: © Junya Ishigami + Associates

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