Nicht bestellt und bald abgerissen

Jenny Keller
5. November 2015
Ein Naegeli am Ort des Kunsthaus-Erweiterungsbaus. Bild: Florian Bachmann via WOZ

Die Kunst am sterbenden Bau, die Harald Naegeli ungefragt hinterlassen hat, sei «eine etwas zwiespältige Hommage an den grossen spanischen Maler (gemeint ist Miró, der gegenüber ausgestellt wird) und gleichzeitig das originelle persönliche Statement eines engagierten Zürcher Künstlers zum Kunsthaus-Streit – und vielleicht auch zur umstrittenen Erweiterung des Kunsthauses.» So schreibt der Kunsthistoriker Felix Thürlemann, der in seinem Artikel in der WOZ von letzter Woche das neuste Strichmännchen am Heimplatz als echten Naegeli einschätzt. Was Naegeli uns damit sagen will, weiss der Kunsthistoriker auch: es symbolisiere den geplanten Selbstmord der Kunst. Das, weil die Mauer, auf dem der Naegeli steht, bald rückgebaut sein wird. Was danach im erwähnten Artikel folgt, ist eine zuweilen etwas zu beliebige Interpretation des Ganzen (Naegeli prangere den Kunstmarkt an, insbesondere Auftragsarbeiten wie die Keramikmauer Mirós im Hof des Kunsthauses), die die Schreibende daran erinnert, das Kunstbeschreibungen manchmal ganz schön blumig ausfallen können, sogar wenn es sich um ein temporäres Graffito handelt. Note to self: Es bei Architekturbeschreibungen – zum Beispiel dem neuen Kunsthaus – besser machen.

Obwohl, solche Turnübungen des Hirns machen Spass: Wäre es nicht eine nette und auch weltweit medienwirksame Geste der Stadt Zürich, wenn sie Naegeli eine Wand des neuen Kunsthauses überlassen und ihm dafür einen Auftrag samt Honorar erteilen würde? Was wohl Chipperfield dazu sagte?

Anmerkung: Am 11. November ist die Turnhalle weg, aber ein kleines Stück Wand steht noch. (s. Bild).

Stand 11. November 2015: Es muss ein echter sein...

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