Oberengadiner Brunnenwelten

Manuel Pestalozzi
3. Juli 2019
Plakatausschnitt: La Tuor

Das Rätoromanische kennt ja diverse Varianten, so kann Brunnen auch mit fauntana oder begl übersetzt werden. Im «Dicziunari Puter» trifft man sodann auf bügl. Das Wort bezeichnet eigentlich einen Trog oder eine Tränke. Esser scu trạt, trạtta ọur dal bügl heisst nichts anderes als in Schweiss gebadet zu sein. Das dürften in diesem Sommer manche erleben. Dann können sie sich an den grossen Brunnentrögen, die oft mit frischem Quellwasser fortlaufend gespeist werden, eine willkommene Erfrischung gönnen.

Wie in den Oasen des Alten Testaments sind auch im Engadin Brunnen wichtige Orte des sozialen Austausches. Deshalb ist in La Tuor in Samedan noch bis am 20. Oktober 2019 die Sonderausstellung «Die sozialen Plattformen von einst - Dorfbrunnen im Oberengadin» zu sehen. Dazu gibt es auch ein Rahmenprogramm. Am vergangenen Samstag lud der Initiant des «Bügl Public Tschlin» mit den Bewohner*innen des Quartier Aguêl in Zuoz zum Bad im Trog. Und am Samstag, dem 24. August 2019, wird von 16 bis etwa 17.30 Uhr eine Brunnenführung durch St. Moritz stattfinden, organisiert von der langjährigen Leiterin der Dokumentationsbibliothek St. Moritz, Corina Huber. Natürlich kann man auch auf eigene Faust diese faszinierenden Infrastrukturbauten im Oberengadin besuchen und sich über ihr stadträumliches Potenzial und ihre Bedeutung Gedanken machen.

Plakat: La Tuor

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