Tradition in Bewegung

Susanna Koeberle
5. März 2018
Das Haus besteht aus drei Teilen. Neu kam auch der Spa hinzu. Bild: zvg

Grand Hotels sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Das Beau-Rivage in Lausanne wurde 1861 eröffnet und gilt bis heute als Paradebeispiel eines historischen Luxushotels. Bis in die Gegenwart konnte es den Charme der Geschichte beibehalten, was nicht selbstverständlich ist. Bereits 1908 wurde das Stammhaus durch den Palace-Trakt erweitert, was ein Indiz ist für den frühen Erfolg des Etablissements. Das Haus trägt ab dann den Doppelnamen Beau-Rivage Palace. Das Hotel wird schon früh zum Liebling von Künstlern, Schauspielern, Musikern und Prominenten aus der Politik. Während der Lausanner Friedenskonferenz von 1922 bis 1923 beherbergt es verschiedene Repräsentanten teilnehmender Nationen. Neben vielen wiederkehrenden Gästen ist wohl die französische Modedesignerin Coco Chanel der bekannteste Dauergast. Sie residierte längere Zeit im Palace und im Beau-Rivage, wo sie laut Legende selten das Zimmer verliess.

Auch architekturgeschichtlich ist das historische Hotel interessant. Eine Jury wählt im Jahr 1857 aus neuen eingereichten Entwürfen drei aus und vergibt den Auftrag an die Gewinner des zweiten Platzes (Preisgeld 900 CHF) Achille de la Harpe und Jean-Babtiste Bertolini. Der erste Vorschlag wird allerdings mehrmals überarbeitet. Der Gewinnerentwurf stammt von François Gindroz. 1858 beginnen die Bauarbeiten, im März 1861 öffnet das Hotel seine Tore. Im Verlauf der Zeit erfährt das Haus mehrere bauliche Veränderungen. Der 1908 fertig gestellte Anbau von Eugène Jost und Louis Bezencenet spricht schon wieder eine andere Sprache als der neoklassizistische Bau aus 1861. Die beiden Häuser werden durch einen niedrigeren Baukörper verbunden, so dass das neue Bauwerk aus drei unterschiedlichen Teilen besteht. Der mittlere Teil mit dem grossen Esssaal und der Halle ist reich ausgeschmückt und prägt auch heute noch den Ausdruck der gemeinsamen Räumlichkeiten.

​Die Zimmer werden bis heute regelmässig renoviert, zuletzt zwischen 2012 und 2014. Für die Neugestaltung von hundert Zimmern des Palace-Traktes zeichnet Pierre-Yves Rochon verantwortlich. Die in drei hellen Farbtönen gehaltenen Zimmer nehmen die Farben der Umgebung auf und strahlen dezenten Luxus aus. Das Spiel mit Spiegeln unterstreicht die grosszügigen Dimensionen der Räume. Auch die Badezimmer werden einer Totalsanierung unterzogen und vergrössert. Besonders grosse Aufmerksamkeit schenkt der Innenarchitekt den Materialien, sei es in den Badezimmern als auch bei der Wahl der Textilien. Durch die gekonnte Auffrischung erscheinen die Zimmer modern und entsprechen zugleich dem Esprit des Hauses. «Tradition en Mouvement» (Tradition in Bewegung) nennt das Beau-Rivage Palace diese Transformationsprozesse.

Der französische Innenarchitekt Pierre-Yves Rochon gestaltete hundert Zimmer des Palace-Traktes neu. Bild: zvg
Grosszügige Dimensionen, eine subtile Farbpalette und wunderschöne Textilien prägen die Atmosphäre der Zimmer. Bild: zvg

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