Von der Kocherei zum Multitalent?

Manuel Pestalozzi
11. April 2023
Die historische Kocherei prägt die einstige Industrieanlage an der Aare bis heute. Künftig soll sie sich in ein modernes Wohn- und Geschäftshaus verwandeln. Ein Team um das Büro Burckhardt Architektur hat den Wettbewerb dazu gewonnen. (Visualisierung: © Burckhardt Architektur AG)

Das Auskochen von Holz war einst ein wichtiger Arbeitsschritt der Zelluloseherstellung. Deswegen wurden die Kochereien in historischen Zellulosefabriken zumeist zentral angeordnet – so auch auf dem Attisholz-Areal im Kanton Solothurn. Just diese Kocherei soll nun umgestaltet werden. Das Vorhaben ist Teil der Transformation der gesamten Anlage, an der das Bau- und Immobilienunternehmen Halter bereits seit 2016 mit der Standortgemeinde Riedholz und dem Kanton Solothurn arbeitet. Bis 2045 sollen 1200 Wohnungen und 50'000 Quadratmeter Geschäftsflächen in den industriellen Bauten entstehen. Hinzu kommen 170'000 Quadratmeter öffentliche Boulevards, Promenaden und Plätze.

Für den Umbau der Kocherei wurde jüngst ein Studienauftragsverfahren durchgeführt, zu dem sieben Teams eingeladen waren, wobei jeweils ein Architekturbüro die Leitung innehatte. Die Entwurfsaufgabe bestand darin, in dem alten Bauwerk Platz zum Wohnen, für Dienstleistungen, Gewerbe und Gastronomie zu schaffen. Ein entscheidendes Bewertungskriterium war dabei, die angrenzenden Aussenräume möglichst gut miteinander zu vernetzen. Ausserdem sollte der Austausch zwischen Bewohnenden, Besucher*innen sowie Beschäftigten mit architektonischen Mitteln gefördert werden. Begleitet wurde das Verfahren von einem interdisziplinären Beurteilungsgremium. Ihm gehörten Vertreter*innen aus den Bereichen Architektur und Städtebau, der Gemeinde Riedholz, des Amtes für Raumplanung des Kantons Solothurn und der Halter AG als Grundeigentümerin an.

Der umgestaltete und erweiterte Bau der früheren Kocherei soll in der Zukunft die verschiedenen Aussenräume ringsherum miteinander verknüpfen. (Visualisierung: © Burckhardt Architektur AG)
Visualisierung: © Burckhardt Architektur AG

Am meisten vermochte das Büro Burckhardt Architektur mit seinem Projekt «Das Pionierhaus» die Jury zu überzeugen. Einstimmung wurde es zur Weiterbearbeitung empfohlen. Gelobt wurde die spannungsreiche und doch präzise ausgearbeitete Volumetrie mit vielen Aus- und Durchblicken. Zudem überzeugte die Vernetzung der umliegenden Freiräume. Auch die vielfältigen Wohnungstypen und Gemeinschaftsflächen gefielen. 

Der Entwurf sieht vor, das Bestandsgebäude nach Westen hin um einen neuen Gebäudeteil zu ergänzen. Dieser soll als kubischer Baukörper in Erscheinung treten. Grossen Wert haben die Gestalter*innen darauf gelegt, die Industrieatmosphäre im architektonischen Ausdruck ihres Entwurfs beizubehalten. 

Alle Projekte können noch bis zum 20. April dieses Jahres im Rahmen einer Ausstellung im Eisenmagazin am Aareplatz (Gebäude 66) in Augenschein genommen werden.

Lageplan (© Burckhardt Architektur AG)

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