Wendung nach Jahren der Missstimmung

Manuel Pestalozzi
29. März 2022
Die Therme Vals im Jahr 2009 (Foto: Micha L. Rieser via Wikimedia Commons)

 

Die Therme Vals ist eines der schönsten und bekanntesten Bauwerke von Peter Zumthor, dessen grossartiges Alterswerk die Neue Zürcher Zeitung just vor wenigen Tagen mit einem ausführlichen Artikel gewürdigt hat. Sehr vielen jüngeren Architekt*innen im In- und Ausland dürfte das Bad mit seinen meisterhaft komponierten Räumen und beeindruckenden Atmosphären im Studium präsentiert worden sein. Und auch ausserordentlich viele Laien kennen und wertschätzen den Bau. Doch Peter Zumthor hat sich zwischenzeitlich von seiner Therme ein Stück weit entfremdet: Wieder und wieder machte die Gemeinde Vals in den vergangenen Jahren von sich reden – nicht immer mit den besten Schlagzeilen. Im Zentrum stand dabei stets der Investor Remo Stoffel, der mit dem Dorf Grosses vorhatte. Der schillernde Unternehmer durfte die Therme 2012 kaufen. Es war eine höchst umstrittene Entscheidung, im Gemeinderat gab es nach hitzigen Diskussionen eine Mehrheit von 287 zu 219 Stimmen. Zumthor missfiel dies sehr, was in vielerlei Hinsicht nachvollziehbar ist. Er machte seinem Unmut damals auch mit juristischen Mitteln Luft. Stoffel träumte davon, Vals zu einer Luxusdestination zu machen. Betuchte Gäste wollte er mit dem Helikopter einfliegen lassen und in einem extravaganten Hotel unterbringen. Doch der 150 Meter hohe Turm mitten in der imposanten Bergwelt blieb Fantasie.

Seit 2019 lebt Stoffel in Dubai. Mit der Gemeinde kam es zum Streit. Und diese möchte Zumthors Meisterwerk nun zurückhaben: Der Valser Gemeindevorstand wird der Gemeindeversammlung am 8. April vorschlagen, eine gemeindeeigene Stiftung zu gründen und die Therme sodann in diese einzubringen. Gleichzeitig soll mit Stoffels Firma Priora Suisse, der das mit dem Bad verflochtenen Hotel 7132 gehört, ein Dienstbarkeitsvertrag abgeschossen werden. Dieser wird dann, so die Idee, alle nötigen Einzelheiten der weiteren Nutzung der Therme durch die Hotelgäste regeln. Diese Option sei schon im Kaufvertrag aus dem Jahr 2012 vorgesehen gewesen, heisst es von den Verantwortlichen.

Die Gründung der Stiftung soll garantieren, dass die Therme auch langfristig im Besitz der Gemeinde gehalten werden kann. Peter Zumthor und Ludmila Seifert, die Geschäftsführerin des Bündner Heimatschutzes, werden zusammen mit dem Gemeindepräsidenten den Stiftungsrat bilden. Auf diese Weise sollen sowohl fachliche Kriterien bezüglich Architektur und Denkmalpflege berücksichtigt werden als auch die Interessen der Gemeinde. Zumthor wäre also wieder mit von der Partie. Nach Jahren der Missstimmung sieht es für den Augenblick nach einem versöhnlichen Ende aus.

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