Whatever it Takes

Elias Baumgarten
7. März 2019
«A wie anstiften» gibt Einblicke in die Architekturausbildung im Ersten Jahreskurs an der ETH Zürich. Bild: Elias Baumgarten

Nicht allzu zartbesaitet darf sein, wer an der ETH Zürich Architektur studieren möchte; Ausdauer und Belastbarkeit sind Grundvoraussetzungen. Das wird bei der Lektüre von Annette Spiros neustem Buch «A wie anstiften» alsbald deutlich. Im Ersten Jahreskurs liegen Begeisterung und Glücksgefühle, Übermüdung, Frust und Verzweiflung mitunter nahe beisammen. Annette Spiro unterrichtet seit 2007 an der ETH Zürich. In ihrer Publikation, die im Herbst 2018 erschienen ist, lässt sie gemeinsam mit ihrer Assistentin Friederike Kluge zehn Jahre Lehrtätigkeit Revue passieren. Die beiden zeigen auf 364 Seiten, wie ihr Erster Jahreskurs aufgebaut ist und erklären, wie sie junge Student*innen für Architektur begeistern. Welche Aufgaben werden ihnen gestellt? Welches Grundwissen bekommen sie mit auf den Weg? Und wie werden sie fit gemacht und belastbar für die kommenden Semester? Besonders ist dabei, dass auch die Student*innen selbst zu Wort kommen und – ziemlich ungeschönt und ungefiltert – berichten, wie es ihnen im ersten Jahr ergangen ist.

Von der ersten Skizze zum ersten Entwurf

«A wie anstiften» gliedert sich in sechs Teile, die «Hefte» genannt werden: ein Glossar mit Schlüsselbegriffen der Architekturausbildung, Erläuterungen zu Übungen, Gestaltungen der Studierenden, Niederschriften ausgewählter Vorlesungen, Erfahrungsberichte der Teilnehmer*innen sowie eine Übersicht über alle Projekte und Lehrveranstaltungen an Annette Spiros Lehrstuhl. Nach dem einführenden Glossar liest man gleich über eine elementare Übung im Kurs: «Vom Hut zur Hütte». Zunächst wird dabei ein Hut entworfen, aus dessen Form in der Folge eine Behausung entwickelt wird. Dabei sammeln die Student*innen erste Erkenntnisse über die Techniken des Giessens und Schichtens sowie die Konstruktion von Stabwerken. Zudem lernen sie Zeichentechniken kennen und üben diese ein, machen Erfahrungen mit Modellbau wie Plandarstellung und setzen sich mit Raum, Licht, Funktion, Bewegung und Materialeigenschaften auseinander. All diese Grundlagenarbeit mündet schliesslich in ein konkretes architektonisches Projekt – etwa die Gestaltung eines Festsaals, eines Hauses oder auch eines Busbahnhofs. Im dritten Abschnitt werden zahlreiche solcher Entwürfe ausführlich auf vielen schön gestalteten und reich bebilderten Seiten präsentiert. Vielfach sind die gezeigten Arbeiten dabei bereits sehr qualitätsvoll.

Blick ins Buch. Bilder: Elias Baumgarten
Zwischen Freude und Verzweiflung

Interessant wird es auch im fünften Teil: Student*innen berichten von ihren Erfahrungen im Architekturstudium und vor allem während des ersten Studienjahres. Sie erzählen von ihrem schier unstillbaren Wissensdurst und der Freude am Entwerfen; von der fruchtbaren Zusammenarbeit und dem starken Gemeinschaftsgefühl in der Koje. Sie resümieren, wie wichtig es war, mit Kritik umgehen zu lernen und an ihr zu wachsen. Und sie schildern, wie sie lernten zu argumentieren, sich zu fokussieren und ausdauernd an Details zu feilen. Doch auch die negativen Seiten des Studiums kommen unverblümt zur Sprache: der Schlafmangel, der Druck, die Vernachlässigung von Freizeit und Freundschaften sowie das Zerbrechen von Beziehungen ob der fehlenden Zeit. So wird das Buch zur spannenden Lektüren, auch für all jene, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Architekturstudium an der ETH Zürich aufzunehmen.

A wie anstiften

A wie anstiften
Annette Spiro, Friederike Kluge

212 x 238 mm
364 Seiten
Hardcover
ISBN 9783856763824
gta Verlag
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