Wohnen an der ETH

Jenny Keller
13. Juli 2016
Die Gebäude namens HWO von Architektick, Tina Arndt & Daniel Fleischmann, Zürich. Bild: © ETH Zürich, Alessandro Della Bella

Für eine ehemalige Architekturstudentin klingt es nicht so verlockend, auf dem Hönggerberg zu wohnen – wir waren jeweils froh, konnten wir die ETH in Richtung Stadt verlassen, meistens mit dem letzten Bus. Günstige Wohnungen sind aber in der Zwischenzeit noch rarer geworden in der Stadt Zürich, und die Suche nach einem bezahlbaren WG-Zimmer bereite vielen Studierenden grosse Sorgen, schreibt die ETH in ihrer Mitteilung. Die ETH Zürich habe sich deshalb dazu entschlossen, am ETH-Standort Hönggerberg Wohnraum für Studierende zu schaffen. Die Swiss Life und die Luzerner Pensionskasse haben im Baurecht zwei Neubauten, das HWO und das HWW, im Südwesten des Campus in Richtung Höngg errichtet.

Zimmer in einer WG in der Siedlung HWO. Bild: © ETH Zürich, Alessandro Della Bella

Die ersten Gebäude, die man zur linken beim Einfahren mit dem ÖV vom Bucheggplatz her kommend auf den Campus erblickt, sind die drei sieben- und achtgeschossigen Wohnhäuser namens HWO. Den offenen Wettbewerb dafür haben Architektick, Tina Arndt & Daniel Fleischmann aus Zürich 2008 gewonnen. Daniel Arndt erklärte, dass das Ziel des Entwurfs darin bestanden habe, das Heimkommen nach einem Tag im Hörsaal, dem Labor oder dem Zeichensaal zu artikulieren, indem die Wohnhäuser eine andere Sprache sprechen als diejenigen des Campus. Zum von der Strasse abgeschirmten und begrünten Innenhof bilden die Fassaden, die mit Terracotta-Fassadenplatten verkleidet sind, eine geschwungene Freiform, während gegen aussen die Grenzen des Grundstücks exakt besetzt sind. Damit wird der Masterplan «Science City» von Kees Christiaanse offener interpretiert als anderswo, und die Architektur schafft tatsächlich eine andere Stimmung. Eine halbrunde Treppe zelebriert den Empfang, oder das beabsichtigte «Heimkommen». Im Innern der Häuser befinden sich 64 komplett möblierte (!) Wohnungen für 6 bis 10 Bewohnerinnen oder Bewohner. Erschlossen sind die Wohnungen über Laubengänge, und sie verfügen über einen grossen Küchen-, Wohnbereich und kleinere Zellen zum Schlafen und Lernen. Der Standard ist luxuriöser als in mancher Stadtwohnung, auch wenn der Innenausbau als zweckmässig bezeichnet werden kann. 12 Einzelstudios, Gemeinschaftsräume, eine Kinderkrippe und das Archiv des GTA ergänzen die Wohngemeinschaften. Ein Zimmer in einer WG kostet durchschnittlich 670 Franken pro Monat, ein Studio rund 1000 Franken pro Monat.

Blick von der öffentlichen Veranda des ersten Obergeschosses auf den Innenhof des HWO. Bild: © ETH Zürich, Alessandro Della Bella

Das Wohnobjekt HWW besteht aus einem sechs- und einem siebengeschossigen Wohnhaus mit insgesamt 404 Studierendenzimmern mit je eigenem Badezimmer (Wohngemeinschaften und Einzelstudios). Dazu kommen 23 Ateliers, die für eine gewerbliche Nutzung vorgesehen sind. Die Architektur stammt von Stücheli Architekten, die den Investorenwettbewerb zusammen mit Losinger Marazzi und der Luzerner Pensionskasse für sich entscheiden konnten. Die zwei Langbauten sind durch einen überdachten, aber klimatisch offenen Erschliessungsraum miteinander verbunden. Abgeschaut habe man sich diese Erschliessung bei der «Cité Ouvrière» in Paris, erklärte Fredi Doetsch von Stücheli Architekten. Auch hier sind alle Wohnungen komplett möbliert, der Standard ist etwas einfacher als auf dem Nachbargelände, die Planungs- und Baukosten mit 50 Millionen Franken (im Gegensatz zu 70 Millionen Franken) auch tiefer; das HWW ist vom Bauvolumen auch etwas kleiner. Dafür kosten die Studios auch nur 675 und ein Zimmer durchschnittlich 530 Franken im Monat.

Wohneinheit HWW, Aussenansicht. Bild: © ETH Zürich, Alessandro Della Bella

Die ETH-Rektorin Sarah Springmann erhofft sich, dass die Wohnhäuser Nährboden für gute Ideen seien und ihre Studenten intellektuell inspirierten. Ob es die Architekturstudenten inspiriert, ist offen – der Massstabssprung, der der dichten Bebauung geschuldet ist, wirkt heftig, und die architektonische Ausformulierung ist nicht überall ganz gelungen, doch die Studenten, die hier einziehen, werden die Häuser sicher mit Leben füllen und froh sein, etwas zum Wohnen gefunden zu haben.

Die Erschliessungszone im HWW. Bild: © ETH Zürich, Alessandro Della Bella

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