Wohnungsnot in New York – von Regulation und kreativen Geschäftemachern

Juho Nyberg
7. Dezember 2022
In New York City gibt es kaum erschwinglichen Wohnraum. Viele Menschen leben darum in grossen Wohngemeinschaften, doch das ist in der Stadt nicht legal. (Foto: Lukas Kloeppel via pexels.com)

Ein Zimmer in einem historischen Gebäude mit acht Schlafzimmern und «charmanter Aussicht», ein «modernes Haus in Manhattan» mit fünf Schlafzimmern – in New York City klingen solche Angebote von sogenannten Co-Housing-Unternehmen verheissungsvoll. Denn der Wohnungsmarkt ist überhitzt, viele Menschen haben grösste Mühe, ein für sie bezahlbares Zuhause zu finden. Allerdings ist nach den Gesetzen der Stadt keines der eben genannten Beispiele legal.

Dennoch bieten zahlreiche Plattformen solche Zimmer an, da Mieter*innen nach erschwinglichem Wohnraum geradezu schreien. Da das durchschnittliche Studio-Apartment in Manhattan fast 3100 Dollar pro Monat kostet, ist für Neuankömmlinge ein Zimmer in einer Wohnung mit mehreren Mitbewohner*innen die beste, weil immerhin erschwingliche Option.

Auf der Suche nach Schlupflöchern

Dem enormen Bedarf stehen gesetzliche Restriktionen gegenüber, namentlich die in vielen amerikanischen Städten geltende Beschränkung der Zahl nicht verwandter Personen im selben Haushalt. New York etwa beschränkt die Zahl auf drei. Dass im informellen, privaten Rahmen das Gesetz gebrochen wird, ist nicht ungewöhnlich – etwa für Freunde oder durch die Vermittlung auf kleinen Plattformen wie Craigslist, die mit den stadtspezifischen Websites der Schweiz wie ronorp vergleichbar sind. Dass sich jedoch nun auch grosse Unternehmen in dem Markt tummeln, ist neu.

Dafür hat sich etwa das Co-Housing-Unternehmen Bungalow, das während seiner letzten Fundraising-Runde auf 600 Millionen Dollar geschätzt wurde, eine kreative Interpretation des Gesetzes ausgedacht. Zumindest in New York City betrachtet es seine Bewohner*innen als Mitglieder derselben «Familie», obwohl sich die Kunden oft noch nie getroffen haben, bevor sie zusammengezogen sind.

Trotz der Beteuerung des Unternehmens, «eng mit den Wohnungsbeamten» zusammen zu arbeiten, ist die Stadt anderer Ansicht. Andrew Rudansky, Pressesprecher des Department of Buildings, sagt, dass unabhängige Menschen, die in einer einzigen Wohnung zusammenleben, keine familiäre Beziehung unterhielten. Auf die Frage, ob Bungalows Definition der Familie mit jener der Stadt übereinstimme, war Rudanskys Antwort einfach: «Nein».

Schön, aber kaum erschwinglich: Eine Wohnung in New York City können viele Menschen nicht bezahlen. (Foto: Juho Nyberg)
Was ist eine Familie?

Andrew Collins, CEO und Gründer von Bungalow, erläutert, dass nach seiner Auffassung «die Definition einer Familie wirklich mit dem allgemeinen Verständnis veraltet ist». Ob seine Kund*innen derselben Meinung sind? Nun, mehrere von Bloomberg interviewte ehemalige Mieter*innen sagten jedenfalls übereinstimmend, dass ihre Lebenssituation vom Zusammenleben in einer Familie nicht weiter entfernt gewesen sei.

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