Wunsch und Wirklichkeit an der Expo

Juho Nyberg
4. Mai 2015
Die Idee am Anfang: Eine egalitäre Zeltstadt anstelle protziger Pavillions. Bild via arkhitekton.net

Wie bereits an dieser Stelle berichtet, ist von den ursprünglich für den Masterplan der diesjährigen Expo engagierten Architekten schon seit geraumer Zeit kein einziges Team mehr dabei.

Im Interview mit dem Magazin uncube erläutert Jacques Herzog den Lauf der Dinge, der zuletzt zum Ausstieg führte: Ihr Ansatz einer egalitären Schau mit kleinen, gleich grossen Flächen für alle Teilnehmenden sollte mit der Tradition der bisherigen Weltausstellungen brechen, die seiner Meinung nach ein Relikt des vorvergangenen Jahrhunderts sei und damit schon längst überholt. Allerdings stellte sich bald heraus, dass dieses Konzept von den Verantwortlichen nicht durchgesetzt oder unterstützt werden konnte. Dabei macht Herzog niemand direkt verantwortlich, vielmehr erscheint es ihm, als seien sie in die entgegengesetzte Richtung des «Schwarmes» der meisten Beteiligten geschwommen.

Die fundamentale Gegensätzlichkeit von Vision und Umsetzung lässt sich unter anderem daran ablesen, dass die Zeltdachkonstruktion nicht wie ursprünglich gedacht auch die Ausstellungsflächen überspannt, sondern nur die Verkehrswege. Am Ende ist die Expo 2015 nur eine weitere Zurschaustellung der Eitelkeiten von Unternehmen und Staaten. Das Konzept der Architekten wurde nur formal umgesetzt – aber nicht intellektuell verinnerlicht. Herzog schliesst mit der Erkenntnis, dass sich an den Weltausstellungen nichts ändern wird, solange diese ökonomische oder zumindest touristische Erfolge zeitigen. Ähnlich wie Olympische Spiele werden sie in der westlichen Welt wohl mit zunehmendem Argwohn betrachtet werden, zumal das finanzielle Risiko vom gastgebenden Land getragen werden muss, die Gewinne jedoch nicht in gleichem Masse diesem zu Gute kommen. Die Konsequenz wird sein, dass solche Veranstaltungen wohl öfter in Ländern mit anderen politschen Strukturen stattfinden und von den dortigen Machthabern als Propagandainstrumente missbraucht werden. Die nächste Expo findet in Dubai statt...

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