Schneidbares Licht

Thomas Geuder
17. April 2013
Die senkrechten Fensterbänder erlauben auch in der Nacht einen tiefen Einblick in das neue Lern- und Kommunikationszentrum an der Uni Düsseldorf. (Foto: Ralph Richter)

Licht und Architektur – das scheint ab und an vergessen zu werden – sind nur im Paket zu haben. Denn nicht zuletzt macht das Licht die Architektur schliesslich erst sichtbar. Ob künstliches oder natürliches Licht: Wenn er gut und weitsichtig ist, hat der Architekt schon in der Entwurfsphase immer bereits das Licht vor Augen. Der Lichtplaner seinerseits findet idealerweise eine Entwurfsidee vor, in dem das natürliche Licht bereits hervorragend eingebunden ist und die er nun durch seine (Kunst-)Lichtplanung gezielt bespielen kann. Und der Innenarchitekt gibt den Räumen dann ihren greifbaren Nutzwert, durch Möbel und wenn nötig durch eine Verfeinerung des Lichtkonzepts.

Architektur, Innenarchitektur und Design sind die gebaute Form, die angeschaut und angefasst werden kann. Optisch und haptisch ist die Form also das, was Architektur, Innenarchitektur und Design ausmacht. Alles dazwischen ist (zunächst oberflächlich betrachtet) leerer Raum. Das Licht wiederum beleuchtet die Form und erhellt den Raum, der dadurch erfüllt und definiert wird. Für die Form und den Raum besitzt es also eine zentrale Bedeutung: Es macht den Raum und somit die Architektur für ihren Betrachter fühlbar.

Im doppelgeschossigen Erdgeschoss befinden sich das Foyer mit Cafeteria und ein grosser Veranstaltungsraum. (Foto: Jens Kirchner)

Schon klopft mir Otto Normalarchitekturliebhaber auf die Schulter und will wissen, was dann eigentlich eine gute Lichtplanung ausmacht! Auf eine so allgemeine Frage aber kann man zunächst nur allgemein antworten: eine gute Mischung aus Grund- und Akzentbeleuchtung, die sowohl mit Form als auch mit Raum arbeitet. Die Klaviatur an Leuchten, die einem Planer dabei zur Verfügung stehen, ist vor allem in den letzten Jahren enorm gewachsen, nicht zuletzt angetrieben durch die LED-Technologie, die vor allem durch ihre geringe Bauteilgrösse sowie ihre (verhältnismässig) geringe Wärmeentwicklung immer neue Denkansätze in der Lichtplanung ermöglicht. Wie zum Beispiel: Das Lichtband optoFLEXLIGHT der Firma Optoled, das vor Ort ganz einfach mit einer Schere auf die richtige Länge zugeschnitten werden kann. Eine Lampe zum Schneiden also. Beachtet werden muss bei diesem Lichtband lediglich, dass die Fläche, auf die es (mit doppelseitigem Klebeband) geklebt wird, die kleinen und empfindlichen LED imstande ist zu kühlen. So kann etwa das knapp zwei Meter lange LED-Band der Serie optoFLEXLIGHT®LUZ – das tatsächlich auf der Rolle geliefert wird – in 26 Teile mit jeweils einer Länge von 75 mm zerschnitten werden. Das bedeutet für den Planer eine grosse Freiheit in der Lichtplanung, bei möglichen und erstaunlichen 3.100 Lumen je Meter und vier verschiedenen Lichtfarbtemperaturen von Kalt- bis Warmweiss. Lediglich der Trafo, der einen benötigten Strom von 24 V bei guten 3 A erzeugt, muss irgendwo untergebracht werden.

Grosse, kreisrunde Beleuchtungskörper an der Decke sorgen im gesamten Gebäude für eine gute Grundausleuchtung. (Foto: Jens Kirchner)

Besonders freuen werden sich über ein solches Produkt die Innenarchitekten, denn dieses System lässt sich hervorragend in Möbeln zur Akzentbeleuchtung integrieren. Sich zunutze gemacht haben das die Innenarchitekten von UKW aus Krefeld, die zusammen mit der Innenarchitektin Silvia Pappa für die Auskleidung des neuen Lern- und Kommunikationszentrums mit medizinischer Fachbibliothek der Uni Düsseldorf zuständig waren. «O.A.S.E.» nennt sich das Gebäude verheissungsvoll, was ausgesprochen «Ort des Austauschs, des Studiums und der Entwicklung» bedeutet. Getreu diesem Motto sind in dem zwölfgeschossigen Gebäude (inkl. zwei Galeriegeschosse, Dachgeschoss und Kellergeschoss) neben der Fachbibliothek auch die Fachschaft, ein Konferenzraum, eine Cafeteria sowie ein grosser Think Tank untergebracht. Wichtig war, dass im Gebäude das Thema der Kommunikation und des Austauschs spürbar wird, und spielt der Entwurf denn auch mit Formen, die Ruhe und Bewegung gleichzeitig ausstrahlen: Der gesamte Baukörper besteht aus einem massiven, in sich ruhenden Quader, seine Fassade jedoch ist durch senkrechte, wellenförmige Fensterbänder gegliedert, die dieser Ruhe einen gewissen Schwung entgegensetzen. Ähnlich im Innenraum: Der quadratische Grundriss ist in den meisten Stockwerken in seiner Gänze wahrnehmbar, durch alle Geschosse aber schieben sich zwei kreisförmige Zylinder, die diese Geradlinigkeit wieder durchbrechen.

Ergänzt wird die Grundbeleuchtung durch lineare Lichtbänder in den Regalen. (Foto: Jens Kirchner)

Mit diesem Gegensatz spielt auch das Kunstlicht: Die Planung von a•g licht arbeitet vor allem mit dem Thema des Kreises, was sich zum einen in den omnipräsenten runden Beleuchtungskörper mit verschiedenen Durchmessern widerspiegelt, die in jedem Stockwerk zu finden sind und die für eine Grundausleuchtung sorgen. Zusätzlich werden die beiden Zylinder (übrigens die einzigen Farbakzente im Gebäude) rundherum durch das Licht von Strahlern hervorgehoben. Ergänzt und aufgefangen wird dieses bewegte Rund in der Allgemeinbeleuchtung durch eine linienförmige Akzentbeleuchtung in den von der Arge Silvia Pappa_UKW Innenarchitekten geplanten Regalen. Hier kommen die bereits erwähnten Lichtbänder zum Zuge, verbaut in speziell dafür entwickelten Aluminium-Profilen mit Opal-Abdeckung (optoLUX) für ein blendfreies Licht. Spätestens hier merkt es auch Otto: Licht und Architektur sind bei dem Projekt O.A.S.E. in Düsseldorf ein ausserordentlich gutes Duo.

Während in den einstöckigen Räumen die runden Beleuchtungskörper direkt an der Decke befestigt sind, sind sie in den doppelstöckigen Räumen abgependelt. (Foto: Jens Kirchner)
Kräftige Strahler beleuchten die beiden farbigen Zylinder, in denen sich sämtliche bedienende Räume und Funktionen befinden. (Foto: Jens Kirchner)
Ähnlich wie hier bei optoFLEXLIGHT®STELLA sind bei optoFLEXLIGHT®LUZ die LEDs auf einem Band linear und modular angeordnet. (Foto: optoled)
Aufbau von optoFLEXLIGHT®LUZ: Die LEDs haben einen durchlaufen Abstand von 10 mm, ein Modul ist 75 mm lang.
Abstrahlcharakteristik und Lichtstärken. (Quelle: optoled)
Die Aluminium-Profile optoLUX, in die die Lichtbänder eingeklebt werden, haben einen Querschnitt von lediglich 19,5 mm auf 12,8 bzw. 20 mm, je nach Version Rund, Hoch oder Flach.
Beispielgrundrisse, v.l.n.r.: Level 0 (Erdgeschoss mit Foyer, Cafeteria und Veranstaltungsraum), Level 2 (Lernräume für die Fachschaft) und Level 7 (Bibliotheksbereich mit Einzelarbeitsplätzen, Gruppenräumen und Lese-Lounge).
Wichtig war den Architekten die Aussenwirkung des neuen Gebäudes, das den Ort eines Lern- und Kommunikationszentrums verkörpern soll. (Foto: Ralph Richter)
Schnitt
Erläuterung Möblierung
In der Lese-Lounge auf Level 7 können die Studenten (bei einem guten Fachbuch) den Blick über den Campus geniessen. (Foto: Jens Kirchner)
Optoled Lighting GmbH
Ibbenbüren, D

Hersteller-Kompetenz
optoFLEXLIGHT®LUZ
optoLUX

Projekt
O.A.S.E
Lern- und Kommunikationszentrum der Fachbibliothek Medizin Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Düsseldort, D

Architektur
HPP Architekten
Düsseldorf, D

Innenarchitektur
Arbeitsgemeinschaft Silvia Pappa_UKW Innenarchitekten
Düsseldorf/Krefeld, D

Lichtplanung
a•g licht
Bonn, D

Tragwerksplanung
Bollinger + Grohmann Ingenieure
Frankfurt/Main, D

TGA
Winter Ingenieure
Düsseldorf, D

Akustik / Bauphysik
Peutz Consult
Düsseldorf, D

Landschaftsplanung
W. Prechler
Düsseldorf, D

Bauherr
Universitätsklinikum Düsseldorf A.d.ö.R.
Düsseldorf, D

Fertigstellung
2011

Fotonachweis
Jens Kirchner
Ralph Richter

Projektvorschläge
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Vorgestelltes Projekt

Estimo Architekten AG

Villa Monte

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