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2. April 2009

Malerei Information Science Laboratory
2008

Zürich

Bauherr
ETH Zürich
Zürich

Architektur
Baumschlager Eberle
Lochau (AT)

Kunst und Bau

Adrian Schiess
Mouan-Sartoux (F)
Generalunternehmer
Implenia
Dietikon

Wie ein grosses Büchergestell: Das Information Science Lab ist der erste Neubau von Science City.

Fotos: Roger Frei

Adrian Schiess? Das ist doch derjenige, der bei Gigon / Guyer dafür sorgt, dass die Bauten nicht einfach nur grau sind, so böse Zungen. Dass die Reduktion von Schiess’ Arbeiten auf «Farbberatung bei Architekten» ungerecht ist, zeigt sein neustes Werk: Die grossflächigen Malereien im neuen Gebäude von Baumschlager Eberle auf dem Campus der ETH Zürich.
Das «Branco Weiss Information Science Laboratory », wie das Haus offiziell heisst, ist der erste realisierte Baustein von «Science City», dem «Stadtquartier für Denkkultur», das auf dem Hönggerberg entstehen soll. Räumliches Prunkstück ist der monumentale Luftraum, in den die Architekten kaskadenartig drei Seminarraum- Kuben «hängen». Schiess verändert mit seiner Malerei die Wahrnehmung des Atriums radikal. Sie lässt einen die mehrstöckigen Kuben im Leerraum eher als farbige Flächen, denn als Volumen wahrnehmen, was dem Innenraum viel seiner Schwere nimmt. «Farbe ist wie Klang», sagt Schiess, «obwohl sie nur oberflächlich in Erscheinung tritt, wirkt sie direkt auf das, was beim Menschen unter der Oberfläche liegt, auf die Psyche und die Wahrnehmung.»

Licht, Raum und Farbe: Schiess folgt der Logk der Architektur gleich wie bei der Farbe.

Der Künstler reagiert direkt und indirekt auf die Architektur. Direkt, indem seine Farben beispielsweise den eigentümlichen Okerton der Travertin-Wandverkleidungen eben nicht übertönen, sondern vielmehr herausschälen. «Ich will auf das aufmerksam machen, was neben den Farbflächen liegt», erklärt Schiess. Indirekt, indem seine scheinbar willkürliche Farbwahl die räumlichen Situationen plastisch enorm verstärkt.
Die volle Wirkung erfährt, wer die innen liegenden Laubengänge abschreitet, die in jedem Geschoss um die Halle herumführen. Die unterschiedlichen Perspektiven, die man auf dieser «promenade architecturale» einnimmt, lassen einen Farbveränderungen wahrnehmen, die es gar nicht gibt — oder eben doch. Denn je nach Lichtsituation scheinen die Kuben in klar unterschiedliche Gelbtöne getaucht, obwohl Schiess pro Farbe nur einen Ton verwendet hat.
Schiess folgt gleichzeitig zwei unterschiedlichen Logiken, derjenigen der Farbe und derjenigen der Architektur. So entsteht eine faszinierende Reibungswärme zwischen Kunst und Architektur, vor allem dort, wo in den oberen Stockwerken zwei Farbwände «aufeinanderprallen». Diese Energie unterscheidet Schiess’ Arbeit von der affirmativen Untermalung einer bereits plastischen Architektur mit Farbe. Schön, dass Kunst Architektur auch einmal fester umarmen kann, als umgekehrt.

Grundriss Erdgeschoss: klare Aufteilung der Funktionen in Schichten.

Malerei Information Science Laboratory
2008

Zürich

Bauherr
ETH Zürich
Zürich

Architektur
Baumschlager Eberle
Lochau (AT)

Kunst und Bau

Adrian Schiess
Mouan-Sartoux (F)
Generalunternehmer
Implenia
Dietikon

Vorgestelltes Projekt

EBP AG / Lichtarchitektur

Schulanlage Walka Zermatt

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