Eine göttliche Passage – Pfarreizentrum

17. September 2008

Pfarreizentrum
2007

Bonaduz GR

Bauherr
Katholische Gemeinde Bonaduz

Projektverfasser
Walter Bieler
Bonaduz

Holzbau
Untersander
Bad Ragaz

Möhr Gebr.
Maienfeld

Farbkonzept
Kt. Color
Uster

Baukosten
1,3 Mio. CHF

Was für ein Eingang! Die Passerelle und der helle Bau sind die Erschliessung für den Hauptraum im dunklen Haus.

Fotos: Ralph Feiner

Leicht tippt die Passerelle der Böschung auf die Schulter: Ich bin ein Eingang. Aber nicht nur. Diese Passerelle möchte man auch einfach nur betrachten: von oben, von unten, von innen und von nah. Die luftige Holzbrücke erschliesst das neue Pfarreizentrum in Bonaduz, einem 2700-Seelen- Dorf beim Zusammenfluss von Hinter- und Vorderrhein. 1924 ergänzten die Bonaduzer die aus dem 15. Jahrhundert stammende Katholische Kirche mit zwei Seitenschiffen und setzten den Aushub auf dem benachbarten Grundstück des Pfarrhauses ab. Neben dieses stellte nun der Holzbauingenieur Walter Bieler den quadratischen Neubau auf die Grundmauern des alten Stalls, behielt die Form und Dachneigung bei und zog sie um 80 Zentimeter höher. Ein dunkler Korridor verbindet das Gebäude mit einem hellen Pultdachkubus. So bleibt die Dorfstruktur erhalten und die Bauten setzen dennoch ein Zeichen von heute. Dieses wird unterstrichen von der Fassadengestaltung: Der Stall ist in dunklen Schindeln gehalten, das Nebengebäude in einer hellen Lärchen-Beplankung.

Das Pfarreizentrum im Schindelbau hat die Form des alten Stalls, nur höher.

Gäbe es die Berufsbezeichnung, so wäre Walter Bieler Holzbauarchitekt. Er plant vom Detail aus und verliert sich nicht in der äusseren Form. Speziell die Passerelle zieht Blicke und Füsse an. Der Blick schlendert nach unten, zur Seite, zwischendurch, er hats nicht eilig, die Türe zu finden, studiert die Konstruktion: An einem liegenden Brettschichtträger als Dach hängen Lärchenstützen. Durch dessen Enden führt ein Zugstab, der auf der Böschung aufliegt und auch die Bodenriegel trägt. Ein heikles Detail, zieht die Stelle doch viel Feuchtigkeit an. Das ist dem Holzbauer bewusst: «Aber es sieht schön aus», sagt er überzeugt. Die Stützen sind unten gegen das Aufreissen verschraubt und das Hirnholz ist behandelt. Zudem komme er hier oft vorbei und behalte diesen Abschluss im Auge.

Schmucke Materialisierung: die Steine des alten Stalls und Holz – in Rot, Gelb und Anthrazith – gewählt eingesetzt.

Durch die Passerelle gelangt man ins Obergeschoss des einen Gebäudes, das die Infrastruktur fürs andere liefert: Empfang, Küche, Toiletten, Lagerräume. Schön ausgearbeitete Details auch hier: saubere Fichtenholzwände aus horizontalen Lamellen mit Nut und Kamm gestossen, keine Schraube ist zu sehen. Auch die Treppe ist im gleichen Holz, was eher unkonventionell ist: «Ich wollte nicht Hart- und Weichholz mischen.» Holzbauer Bieler kann sich dies leisten. Die rot gefärbte Treppenuntersicht und der dunkle Boden setzen Akzente, die sich durch die Gebäude ziehen. Dafür hat sich Bieler von Kt. Color aus Uster beraten lassen. Einzige Materialausnahme im Holzhaus ist das Sitzungszimmer im Erdgeschoss: Abbruchsteine des Stalls im Rücken, eine Glasfront nach vorn zum Licht. Von hier oder durch einen dunklen Gang im Obergeschoss gelangt man direkt in den grossen Raum, der den ganzen Grundriss bis in die Dachschräge ausfüllt. Der Boden – wieder das Rot – und ein riesiges Fenster mitten im Treppenaufgang sagen: Schaut her, ich bin kein Stall mehr, ich bin für alle da, denn mit dem Pfarreizentrum hat Bonaduz auch einen Gemeinschaftsraum erhalten. SL

Ein Bieler-Detail: Durch die hängenden Stützen und Bodenriegel führt ein Zugstab, der auch auf der Böschung aufliegt.
Erdgeschoss
Obergeschoss
Im Erschliessungsgebäude liegen Garderoben, Küche und Lagerräume, im Schindelbau der grosse Gemeinschaftsraum.

Pfarreizentrum
2007

Bonaduz GR

Bauherr
Katholische Gemeinde Bonaduz

Projektverfasser
Walter Bieler
Bonaduz

Holzbau
Untersander
Bad Ragaz

Möhr Gebr.
Maienfeld

Farbkonzept
Kt. Color
Uster

Baukosten
1,3 Mio. CHF

Vorgestelltes Projekt

Nau2

Arealüberbauung RB Lägern-Baregg

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