Hofhäuser Zumikon

Hofhäuser Zumikon

22. August 2013

Hofhäuser Zumikon
2013

Zumikon ZH

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Moser Bau Immobilien AG, Zug

Architektur
Think Architecture AG, Zürich
Jan Kiefer (Projektleitung), Marco Zbinden, Ralph Brogle

Auszeichnung
best architects 14 Award, Auszeichnung in Gold

Fotos
Think Architecture AG, Zürich
Marco Zbinden

Die Gemeinde Zumikon auf der sonnigen, rechten Zürichseeseite befindet sich rund 200 Höhenmeter über dem Wasser an der Westflanke des Pfannenstiels. Am oberen Rand des Dorfes liegt ein Villenensemble, das nordöstlich nur von einer Freihaltezone und einem Waldstück begrenzt ist und von wo man dank der topografischen Lage Weitsicht auf die Berge und den Zürichsee hat. Doch hier ist für einmal nicht die Seesicht das Mass aller Dinge und definierende Ausgangslage für die Architektur. Vielmehr stand eine harmonische Einbettung der vier Hofhäuser in den Landschaftsraum für Think Architecture im Vordergrund; der Hof als privater Rückzugsort unter offenem Himmel ist ebenso charakteristisch für die grossflächigen Wohnhäuser wie die uneingeschränkte Sicht.

Die konservative Gemeinde Zumikon kennt viele baurechtliche Restriktionen. Think Architecture haben sich davon nicht einschränken lassen, sondern die Herausforderung angenommen, eine eigenständige Lösung zu suchen, die dem Ort entspricht und dabei maximalen Wohnkomfort ermöglicht. Die vier Villen sind keine klassischen Einfamilienhäuser, sie erinnern vielmehr an schattenspendende Hofhäuser in Griechenland, könnten aber auch in die Tradition der Mid-Century-Bungalow-Architektur eingereiht werden und folgen alle dem gleichen Grundkonzept: Die Räume sind um einen privaten Innenhof gruppiert, durch den man das Haus als Fussgänger betritt. Alle Häuser haben auch einen privaten Zugang über die Tiefgarage. Jeder Raum des Hauses erhält ein trapezförmiges Dach mit Oberlicht an höchster Stelle, womit auf die geforderte Schrägdachpflicht reagiert wird. Die zwei oberen Villen des Ensembles wickeln sich über drei Geschosse ab, die beiden unteren sind zweigeschossig. Trotz der Nähe der vier Einheiten zueinander ist die Privatsphäre durch den eigenen Innenhof und die überdachten Loggien gewährleistet – gleichzeitig muss keine Partei auf die Weitsicht verzichten.

Betritt man die Villa über den Innenhof, befindet man sich bei den oberen beiden Häusern in einer Vorzone, die zu den einzelnen Schlafräumen führt, beziehungsweise in der Küche und dem Wohn-/Essraum – eine Grundrissaufteilung wie man sie in südlichen Gefilden oder in den USA kennt. Der Master-Bedroom mit Ankleide und En-suite-Badezimmer orientiert sich via Nasszelle zum Innenhof, und ein Treppenkern erschliesst das Ober- respektive Untergeschoss. An das Wohn-/Esszimmer grenzt die überdachte Loggia, die als privater Aussenraum den Bezug zur Nachbarschaft und Dachlandschaft herstellt. Unter den trapezförmigen Dächern werden Raumhöhen bis zu 3,30 Meter erreicht, dabei sind Licht und Lautsprecher diskret in das Zeltdach eingefasst. Raumhohe Glasfronten lassen Licht, Luft und Landschaft in den Innenraum, wechseln sich aber geschickt mit massiven Wänden ab, was der Möblierung zugutekommt. Im Untergeschoss sind neben den Kellerräumen grosszügige Nebenräume angelegt.

Die Fassaden aus Sichtbeton sind in einen hellen und einen dunklen Bereich gegliedert. Der Beton beider Bereiche ist derselbe, wurde jedoch anders behandelt: Der Grauzement mit Zuschlagsstoffen aus gebrochenem Alpenkalk wurde im dunklen Bereich durch die Schalung zurückversetzt und anschliessend mit Wasserhochdruck einige Millimeter abgetragen. So entwickeln sich die Mauern, die wie beschrieben dieselbe Materialität wie die Fusswege aufweisen, gleichsam aus dem Terrain heraus. Die hellen Bänder, die den oberen Bereich der Villen markieren und die grossflächigen Öffnungen umrahmen, sind lasiert und wurden durch eine Beplankung in der Schalung möglichst homogen ausgebildet. Sie gehen eine Einheit mit den Dächern ein und überziehen sozusagen die aus dem Boden «gewachsenen» Mauern mit einer leichten, zeltartigen Überdachung.

Die durchdachte Architektur und stringente Gestaltung macht auch bei der Konstruktion nicht halt. Der Schnitt liest sich wie der Idealfall einer einfachen Konstruktion: Die Hülle besteht aus einer Schale Beton, die innen gedämmt und verputzt wurde. Auch bei den Dächern wird keine Ausnahme gemacht, der Sichtbeton wurde hier zusätzlich mit Flüssigkunststoff überzogen, um die gewünschte Dichtigkeit zu erreichen. Die Geometrie der Dächer verlangte nach einem äusserst präzisen Baumeister, der hier ganze Arbeit geleistet hat. Eine kontrollierte Lüftung, dreifache Verglasung aller Fenster und die Warmwassergewinnung via Erdwärmepumpe runden den hohen Anspruch der Architekten und den hohen Baustandard ab. Jenny Keller


Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!

Situation
Schnitt
Grundriss Erdgeschoss

Hofhäuser Zumikon
2013

Zumikon ZH

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Moser Bau Immobilien AG, Zug

Architektur
Think Architecture AG, Zürich
Jan Kiefer (Projektleitung), Marco Zbinden, Ralph Brogle

Auszeichnung
best architects 14 Award, Auszeichnung in Gold

Fotos
Think Architecture AG, Zürich
Marco Zbinden

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