Um-/Anbau Stickerhäuschen

Weiterbauen im Weiler

18. Oktober 2012

Um-/Anbau Stickerhäuschen
2011

Wernetshausen ZH

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Privat

Architektur und Bauleitung
mmarch, Mader Marti Architektur, Wernetshausen
Projektleitung N. Mader Marti / L. Marti

Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 0.75 Mio.

Gebäudekosten BKP 2
CHF 0.66 Mio.

Gebäudevolumen
804 m3 (SIA 416)

Kubikmeterpreis
CHF 933.-/m2 (BKP 1-9)

Energiestandard
Minergie

Fotos
Juho Nyberg

Ansicht im Kontext des Weilers

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der ursprünglich abseits vom Dorf gelegene Weiler «Im Letten» mit Wohn- und Agrarbauten aus drei Jahrhunderten sitzt an einer Hangkante, und ist seit den Siebzigerjahren durch ein laufend vergrössertes Einfamilienhausquartier mit dem Dorf Wernetshausen zusammengewachsen.

Die Erweiterung eines kleinen, 1890 erstellten, ursprünglich als Gewerbebau für Stickereien erstellten Hauses im Kernbereich des Weilers, ergänzt und verdichtet die Gebäudegruppe rund um einen zentralen Platz. Optische Dominante des Gebäudeensembles bleibt aus den meisten Blickrichtungen der zweigeschossige Altbau. Ein eingeschossiger Anbau bildet mit diesem ein neues Gesamtvolumen, ordnet sich dem Altbau bezüglich Volumetrie und Höhenentwicklung aber unter.


Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Ziel war eine grösstmögliche Selbstverständlichkeit des erweiterten Gebäudes im dichten Kontext des Weilers. Es sollte wie die anderen vorhandenen Bauten so wirken, «als wäre es schon immer dagestanden», von der Volumetrie über die Materialisierung bis zu den Details. Viele spontane Reaktionen von Passanten (das Haus liegt an einer beliebten Spazierroute), wie auch Fachleuten zeigen, dass dies gelungen scheint.

Situation

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der Entwurfsansatz arbeitet mit den vorgefundenen Gegebenheiten wie Gebäudestruktur, Topografie, Materialität und Farbe, und schreibt diese weiter. Der schlichte Altbau in verputztem Mauerwerk, Holzdecken und mit einem Ziegeldach wurde aussen rundum wärmegedämmt und erweist in einer leicht purifizierten und modernisierten Architektursprache dem Bestand die Referenz. Die als Holzbau errichtete, nicht unterkellerte Erweiterung orientiert sich an den bäuerlichen Annexbauten der Umgebung.

Das Terrain wurde nur minimal angepasst und läuft ohne Niveausprünge mit den umgebenden Aussenflächen zusammen. So setzen die durchgehenden Aussenräume den Obstgarten und die Wiesenfläche in selbstverständlicher Weise fort.

Innenraum Neubau

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Beim als Holzbau errichteten Erweiterungsbau bestand ursprünglich die Absicht, die Fassade mit einer Deckleistenschalung in Holz zu verkleiden, in Analogie zu den Agrarbauten in der Umgebung. Aufgrund des dichten Gebäudeensembles und unterschrittener feuerpolizeilicher Mindestabstände musste die Fassade in einem nichtbrennbaren Material ausgeführt werden. Mit einer lasierten Verkleidung in Holzzementplatten wurde versucht, der ursprünglichen Entwurfsabsicht nahe zu kommen.

Grundriss Erdgeschoss

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Wir versuchten, das Projekt unter der Maxime einer ganzheitlichen «Nachhaltigkeit» zu planen und zu realisieren. Dies beginnt mit dem Entwurfsansatz, der den Bestand mit einbezieht, mit der Konstruktion des nicht unterkellerten Anbaus als energetisch sinnvoller Holzbau und ohne Terrainverschiebungen, und endet mit der Ausführung nach dem Minerige-Standard mit guter Wärmedämmung, solarer Brauchwarmwassererwärmung und kontrollierter Wohnungslüftung.

Gestalterisch haben wir bewusst kaum aktuelle, teilweise «marktschreierische» Tendenzen aufgenommen, sondern versucht, eine zeitlose, unprätentiöse Architektur zu schaffen, welche sich - ohne ihre Entstehungszeit zu verleugnen - wie selbstverständlich in den bestehenden Weiler einfügt.

Querschnitt

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Holz. Auf einer betonierten Bodenplatte wurde der Anbau in einer teilweise vorgefertigten Holz-Elementbauweise innert weniger Tage errichtet. Die Oberflächen des Holz-Rohbaus sind gleichzeitig die fertigen Wand- und Deckenflächen, so dass mit einer grossen Präzision geplant, gebaut und die Flächen während den nachfolgenden Bauarbeiten gut geschützt werden mussten. Alle Oberflächen sind weiss lasiert und lassen damit die Maserung und Holzstruktur sichtbar. Die durchgängige Materialisierung sämtlicher Decken, Träger, Wände und Türen verleiht den Räumen eine einheitliche, helle Atmosphäre und eine unaufdringliche, zeitlose Modernität.


Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!

Verbindung Altbau-Neubau
Aussenansicht
Innenansicht

Um-/Anbau Stickerhäuschen
2011

Wernetshausen ZH

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Privat

Architektur und Bauleitung
mmarch, Mader Marti Architektur, Wernetshausen
Projektleitung N. Mader Marti / L. Marti

Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 0.75 Mio.

Gebäudekosten BKP 2
CHF 0.66 Mio.

Gebäudevolumen
804 m3 (SIA 416)

Kubikmeterpreis
CHF 933.-/m2 (BKP 1-9)

Energiestandard
Minergie

Fotos
Juho Nyberg

Andere Artikel in dieser Kategorie