Wildwood Plaza

Wildwood Plaza

26. Februar 2015

Wildwood Plaza
2014

Uster ZH
 
Auftragsart
Direkt
 
Bauherrschaft
Stadt Uster, Uster
 
Landschaftsrchitektur
Robin Winogrond Landschaftsarchitekten. Heute: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich
 
Gesamtkosten
CHF 95'000.-
 
Grösse der Lichtungen
Je 80-150 m2
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Stadtforster Stadt Uster, Gartenbau Lüscher
 
Auszeichnung
Die Besten 2014, Nominierung in der Kategorie Landschaftsarchitektur, Hochparterre
 
Fotos
Robin Winogrond
Daniela Valentini

Lichtung 1

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
In unseren Städten wächst das Bedürfnis nach kraftvollen Natur- und Landschaftserlebnissen, und dies am besten nur einen Schritt von zu Hause entfernt. In den schrumpfenden Territorien am Stadtrand irren wir umher, um die Sinnlichkeit der Natur zu erhaschen. «Wildwood Plaza» versucht, sich im Sinne eines «experiential urbanism» dieser Sehnsucht für das Atmosphärische anzunähern. Verborgen, aber nah am Waldweg und Häusern, werden runde Löcher aus der Landschaft herausgeschnitten; Gucklöcher werden zum Rundbild, zum «Cyclorama». Ausserdem werden unterschiedliche Waldbilder zur Schau gestellt, in die der Spaziergänger hineintaucht.

Detail Lichtung 1

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Wälder haben ihre besondere Magie. Sie schaffen ein eigenartiges Raumgebilde sowie auch Naturerlebnisse. Der Wald steht physisch um uns, über uns, vor uns, und doch fragmentiert sich der Raum durch sein gebrochenes Licht, Schatten und Farbnuancen und seine physische Masse in unendlich viele Fragmente, in denen unsere Wahrnehmung sich stetig neu orientieren muss.

Der Schriftsteller John Fowles beschreibt die Unfassbarkeit des Waldes in Der Baum: «Nirgends stossen unsere beiden wichtigsten Mittel, Realität abzubilden – das Wort und die Kamera – so an ihre Grenzen wie im Wald (...) Die Waldlandschaft entzieht sich dem Objektiv, dem Skizzenpapier, der Leinwand, sie lässt sich nicht einfangen. Auch Worte können den Wald nicht fassen, wirken hoffnungslos umständlich und abgenutzt (...) Bäume verzerren die Zeit, oder besser: Sie schaffen eine Vielzahl verschiedener Zeitmasse».

Lichtung 2

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
In dem kleinen Waldfragment Föhrhölzli liegen drei ganz verschiedene Waldbilder unmittelbar nebeneinander. Sie bescheren dem aufmerksamen Spaziergänger verschiedene Walderlebnisse. Denn der Wald ist Momentaufnahme und Sinnbild des Ephemeren, er wächst und zerfällt, biegt sich und beugt sich wandelnden Bedingungen. Das Nebeneinander aller Stadien zwischen vitaler Jugend und morbider Zerbrechlichkeit macht den Wald als reaktiven Apparat wahrnehmbar.

Die erste Lichtung liegt inmitten prachtvoller silberner Stämme unter den hohen Kronen von Buchen im Klimaxstadium – Baudelaires Tempel aus lebenden Säulen, der dank des geschützten Standortes am Westhang allen Stürmen getrotzt hat. Die zweite Lichtung, ein Leerraum, ist von dichtem, niedrigem Pionierwuchs umgeben. Stürme haben den exponierten Osthang zur Tabula Rasa gemacht. Ein dichtes Gewirr aus Buchensämlingen belebt ihn neu. Hie und da hat sich ein Kirsch- oder Lindenbaum aus nahen Gärten eingeschlichen. Während die Sämlinge auf der Lichtung selbst entfernt wurden, blieben diese «Exoten» erhalten und strukturieren die Leere. Die dritte Lichtung macht die bizarre, verzerrte Schönheit natürlicher Anpassung und Deformation sichtbar: Die Stürme der vergangenen Jahrzehnte haben eine apokalyptische Szenerie hinterlassen. Haselsträucher, mit ihren oberflächlichen Wurzeln aus dem Erdreich gerissen, liegen herum wie riesige Besen. Die überwachsenen Wurzeln gefallener Bäume bilden eine eigenartige Hügellandschaft. Rhizome recken sich in die Luft, suchen die in Schräglage geratenen Bäume in ihren neuen Lebensbedingungen zu verankern, bilden die erstarrte Choreographie des Überlebens.

Detail Lichtung 2

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Bauherrschaft war ausserordentlich offen für Neues und hat die Aufgabestellung entsprechend offen formuliert. Bei der Aufgabe handelt sich um siedlungsnahen Naturraum und Erholungsraum.

Für uns war es eine spezielle Gelegenheit, nicht in den alltäglichen, gestalterischen Sprachen denken zu müssen, sondern freier auf die spezifischen Eigenschaften des Ortes zu reagieren.

Lichtung 3
Detail Lichtung 3

Wie gliedert sich der Ort in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Dieses Projekt ist eines der letzten meines alten Büros, Robin Winogrond Landschaftsarchitekten. Als 2014 Studio Vulkan entstand, haben wir die Projekte, die sich mit den Eigenschaften und dem Erscheinungsbild des Waldes, sowie städtischer und künstlicher Wildnis auseinandersetzten, als Serie mit dem Namen «Wildwood» getauft. Deswegen der Titel «Wildwood Plaza», der dem heutigen Verständnis von urbanem Raum oder Landschaftsraum nachgeht.

Wildwood Plaza
2014

Uster ZH
 
Auftragsart
Direkt
 
Bauherrschaft
Stadt Uster, Uster
 
Landschaftsrchitektur
Robin Winogrond Landschaftsarchitekten. Heute: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich
 
Gesamtkosten
CHF 95'000.-
 
Grösse der Lichtungen
Je 80-150 m2
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Stadtforster Stadt Uster, Gartenbau Lüscher
 
Auszeichnung
Die Besten 2014, Nominierung in der Kategorie Landschaftsarchitektur, Hochparterre
 
Fotos
Robin Winogrond
Daniela Valentini

Vorgestelltes Projekt

nmpa | nimmrichter matthiesen partner architekten

Haus Zürichsee

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