Ein Park für die Menschen

Elias Baumgarten | 30. Mai 2025
Anfang der 1950er-Jahre wurde der Kannenfeldpark vom Friedhof zum Stadtpark, nachdem die Überbauung mit einem Schwimmbad am Widerstand der Bevölkerung gescheitert war. (Foto: © Noah Santer)

Für Richard Arioli waren Parkanlagen wertvolle öffentliche Räume. »Man darf die Grünflächen nicht nur für die Augen herstellen. Man muss sie in erster Linie für den tatsächlichen Gebrauch einrichten«, sagte der Basler Stadtgärtner einmal. Den Kannenfeldpark – einen einstigen Friedhof außerhalb der Stadt – gestaltete er darum ab 1951 zu einem Ort für das Stadtleben. Besonders am Herzen lagen ihm dabei die Kinder: Eine Kastanienallee wurde zur Spielachse mit Planschbecken und Spielgeräten. Damit war Arioli am Puls der Zeit: Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen Architekten, Stadträume für Kinder zu entwerfen. Aldo van Eyck zum Beispiel gestaltete in Amsterdam ab 1947 zahllose Spielplätze und entwickelte einen Katalog von Spielgeräten für den Stadtraum. Für die Erwachsenen legte Arioli unterdessen einen Lesegarten mit Pergola an, und Kantonsbaumeister Julius Maurizio baute einen eleganten Kiosk. Auch eine Freilichtbühne wurde in die Parklandschaft integriert. Die schönen Alleen, die einst die Grabfelder gegliedert hatten, die Einfriedungen und monumentalen Portale der Friedhofsanlage erhielt Arioli. Das vorhandene Grün ergänzte er mit einigen Blütensträuchern und exotische Pflanzen.

Die prächtigen Alleen, die einst die Grabfelder gegliedert hatten, sind bis heute erhalten. (Foto: © Noah Santer)
Besonders am Herzen lagen Basels einstigem Stadtgärtner die Kinder. Für sie gestaltete er eine Spielachse mit Planschbecken und Spielgeräten. (Foto: © Regula Steinmann, Schweizer Heimatschutz)
Vom Friedhof zum Stadtpark

Mit seinem Park erfüllte der Landschaftsarchitekt die Wünsche der Baslerinnen und Basler: Die Idee, anstelle des Friedhofs ein Schwimmbad zu bauen, hatten sie geschmacklos gefunden. Mit Initiativen und Petitionen kämpften die Menschen für den Erhalt der Grünanlage, und schnell kamen Tausende Unterschriften zusammen. Als das Freibad-Projekt am Widerstand der Bevölkerung scheiterte, nutzte Arioli die Gunst der Stunde: Er wies das Team der Stadtgärtnerei an, Reparaturen vorzunehmen und neue Pflanzen zu setzen. Schon 1952 konnte die Grünanlage als Stadtpark wiedereröffnet werden. Während die Menschen ihren Kannenfeldpark rasch lieb gewannen, fügte Arioli neue Nutzungsangebote hinzu, um die »soziale Funktion des Parks« auszubauen.

Nachdem er 1970 sein Amt verlassen und sich in den Ruhestand verabschiedet hatte, wurde weiter am Park gebaut: Zur Grün 80 etwa, der zweiten schweizerischen Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau, wich Ariolis Lesegarten einem Rosengarten von Paul Schönholzer. Doch Airolis Führung fehlte: »Gleichwohl war dem Park sein Meister abhandengekommen, und es entstand über die Jahre eine Bricolage der Einbauten, während alte und neue Pflanzungen auf den Rasenflächen beständig mehr Raum einnahmen«, resümiert der Landschaftsarchitekt Johannes Stoffler in einem Artikel für die Zeitschrift Heimatschutz/Patrimoine.

Auch ein Gartentheater gehört zum Kannenfeldpark. (Foto: © Noah Santer)
Foto: © Regula Steinmann, Schweizer Heimatschutz
Weiterbauen steuern

Ein Konzept für die Pflege des beliebten Parks sollte noch bis 2005 fehlen: Erst dann wurde das »Leitbild Kannenfeldpark« vorgestellt. Es diente als Grundlage für fünf neue Spielinseln, die das Büro Fontana Landschaftsarchitektur zwischen 2010 und 2018 als Ersatz für Spielgeräte aus den 1950er-Jahren gestaltete. Auch eine neue Gehölzsammlung und die Umgestaltung des Rosengartens aus den 1980er-Jahren zur Staudenanlage fußen auf den Richtlinien aus 2005.

Um die inzwischen in mehreren Inventaren eingetragene Grünanlage zu erhalten, beauftragte die Stadtgärtnerei Johannes Stoffler (SMS Landschaftsarchitektur) mit der Ausarbeitung eines Parkpflegewerks. Es umfasst Vorgaben zur Pflege und Restaurierung, aber auch zur Nutzung und ökologischen Aufwertung.

Inspirierende Baugeschichte

Für ihren wertschätzenden Umgang mit Ariolis Parkanlage erhält die Stadt Basel jetzt den Schulthess Gartenpreis. Mit der renommierten Auszeichnung würdigt der Schweizer Heimatschutz seit 1998 jährlich herausragende Leistungen im Bereich der Gartenkultur. Nach den Englischen Anlagen in Bern, einem aus heutiger Sicht verblüffend modernen Re-Use-Projekt der Belle Époque, gelingt es dem Heimatschutz damit erneut, eine Grünanlage ins Rampenlicht zu rücken, die inspiriert und gegenwärtige Gestaltungsthemen spiegelt: Richard Arioli war mit seiner menschenfreundlichen, geschichtsbewussten Haltung und seinem behutsamen, aber zugleich innovativen Umgang mit dem Vorhandenen seiner Zeit voraus.

 

Die feierliche Preisverleihung findet am 28. Juni in Basel statt. Anlässlich der Auszeichnung hat der Heimatschutz ein Buch über den Kannenfeldpark herausgebracht.

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