Architektur vermittelt Geschichte

Elias Baumgarten | 24. Februar 2025
André Bideau im Interview mit der Architekturjournalistin und Publizistin Daniela Meyer (Foto: © Nadia Bendinelli)

Die gebaute Umwelt kann ein Schlüssel sein, um geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen zu verstehen. Bauten und Stadtanlagen, aber auch Kunstwerke an und in Gebäuden erlauben uns, auf die politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen und Debatten zu ihrer Entstehungszeit rückzuschließen. Wer der Wechselwirkung zwischen Architektur und Gesellschaft auf den Grund gehen möchte, dürfte am Master of Advanced Studies, kurz MAS, des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) der ETH Zürich großen Gefallen finden. »Die Teilnehmenden sollen Problemstellungen kulturell situieren können und eine kritische und persönliche Sicht darauf entwickeln«, sagt Studiengangsleiter André Bideau über das Programm. Bei der gemeinsamen Textlektüre in den Seminarsitzungen besprechen die Studierenden Bücher und Essays kritisch. In Workshops lernen sie, wissenschaftlich zu arbeiten. Die Recherche im Archiv steht ebenso auf dem Stundenplan wie Interviews mit Zeitzeugen zu führen oder fotografische Dokumentationen zu erstellen. Und beim Schreiben von Hausarbeiten und Kritiken bauen die Studierenden ihre Fähigkeit aus, stichhaltig und fundiert zu argumentieren, aber auch stilsicher zu schreiben. André Bideau erklärt dazu: »Die Methodenworkshops unter der Leitung von Susanne Hefti im ersten und zweiten Semester bestehen aus unterschiedlichen Schreibübungen. Zudem gibt es ein Kritiksemester, in dessen Rahmen kurze, pointierte Texte verfasst werden. Dabei wird auch die gezielte schriftliche Vermittlung erlernt: Wer ist die Leserschaft? Für welches Medium schreibe ich?« Hilfreiches Feedback erhalten die MAS-Teilnehmenden sowohl beim Austausch in der Gruppe als auch in auf ihren jeweiligen Wissenstand und ihre individuellen Interessen abgestimmten Einzelkritiken.

Schaukästen geben allen Studierenden des Departements Architektur einen Eindruck von der enormen Materialfülle des gta-Archivs. (Foto: © Nadia Bendinelli)
Blick auf das Unterrichtsprogramm des MAS gta: Gastvorträge von Expertinnen und Experten aus der Kunst- und Architekturwelt sind fester Bestandteil der Seminare. (Foto: © Nadia Bendinelli)

Neben MAS-spezifischen Seminaren steht eine jährliche Studienreise auf dem Lehrplan – zuletzt erkundeten die Studierenden Mailand und Bordeaux. Zusätzlich belegen sie Vorlesungen und Seminare des Departements Architektur, die sie frei wählen. André Bideau ist es wichtig, brennende Themen unserer Zeit zu behandeln: »Wir möchten dazu anregen, über aktuelle Herausforderungen nachzudenken, diese aber auch in einem historischen Kontext zu betrachten«, sagt er. Darum bestimmen Fragen wie die Finanzialisierung der gebauten Umwelt, die Bodenpolitik, der Klimawandel, die wachsende soziale Ungleichheit oder die Digitalisierung das MAS-Programm. Zuletzt gestalteten die Studierenden eine Ausstellung über Ersatzneubauten, die im Architektur Zentrum Zürich (ZAZ) zu sehen war. Und zurzeit arbeiten sie jahrgangsübergreifend an einer Schau über Zürcher Kunst-am-Bau-Projekte, die Rückschlüsse auf gesellschaftliche Debatten und Wendepunkte zulassen.

Aufnehmen kann man das Studium im Herbst, doch bewerben müssen sich Interessierte schon im April. Am 27. Februar um 19 Uhr findet darum ein einstündiger Online-Informationsanlass statt. 

Zur Teilnahme an der Informationsveranstaltung ist eine Anmeldung per E-Mail nötig: [email protected]

Vorgestelltes Projekt 

Oliver Christen Architekten

Wohnhaus Burgmatt

Verwandte Artikel